Zum zweiten Mal an diesem Tag stand ich vor Noes Haus und wurde von Schuldgefühlen von innen heraus zerfressen. Es half nichts, ich musste mit Noe reden, allein damit er sich nicht noch weiter Gedanken machen musste. Er hatte mich heute 11 Mal versucht anzurufen und ich hatte ihn jedes Mal weggedrückt. Jetzt stand ich vor der Haustür und klingelte langanhaltend.
»Hallo?«, ertönte seine honigweiche Stimme.
»Noe! Hay! Ich bins - Ruby«, stotterte ich und spürte wie mir schon wieder das Blut ins Gesicht schoss.
Statt einer Antwort ertönte nur der Surrer und ich stieß die Tür auf und hastete die Trepen nach oben wobei ich immer zwei Stufen auf einmal nahm.
»Dich hätte ich heute nicht mehr erwartet«, begrüßte mich Noe - der wie immer bereits an der Tür wartete - emotionslos.
»Tut mir leid«, keuchte ich, und stützte meine Hände auf die Knie, kaputt von dem Treppen-Sprint. Ich musste dringend wieder Sport machen. »Ich musste von Angesicht zu Angesicht mit dir reden, am Telefon ist das zu unpersönlich.«
Noe nickte nur und öffnete die Tür soweit, dass ich hinein huschen konnte.
»Na dann, leg los«, forderte er mich auf und deutete auf das Sofa als Anweisung Platz zu nehmen. Ich kam mir vor wie eine entfernte Bekannte und nicht wie das Mädchen, in das er verliebt war. Aber wie konnte ich ihm sein Verhalten verübeln? Schließlich war es meine Schuld. Deswegen nickte ich nur stumm und setzte mich. Er tat es mir gleich, hielt aber so viel Abstand wie es die Couch zuließ.
»Ich bin gekommen um mich in erster Linie zu entschuldigen. Mein plötzlicher Abgang heute morgen war absolut unnötig und ich hätte wenigstens noch zum Frühstück bleiben sollen. Es ist nur so, dass ...« Ich stockte, nicht fähig einen Gedanken zu fassen, weil mein Kopf von der Gesamtsituation brummte.
»Dass du noch auf Ed Sheeran stehst«, beendete Noe meinen Satz, der mein plötzliches Schweigen völlig falsch interpretiert hatte.
»Nein! Ich meine, ja ich stehe noch auf ihn aber das heißt nicht, dass ich nicht mit dir zusammen sein kann!«, sagte ich hastig.
»Doch, Ruby, genau das heißt es. Du kannst keine Beziehung aufbauen, wenn du nicht mit ganzem Herzen dabei bist. Mir ist bewusst, dass du ihn geliebt hast, aber ich verstehe einfach nicht, wie du so an ihm hängen kannst. Er hat dir das Herz herausgerissen aber du lässt ihn nicht los. Warum?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich mit brüchiger Stimme. »Dieser Mann hat mich mit Haut und Haaren vereinnahmt und auch wenn er mich nicht mehr liebt, bleibt diese Verbindung bestehen und kann nicht zerrissen werden. Aber sie kann dünner werden, verblassen, bis ich sie irgendwann vergesse. Und das funktioniert nur wenn ich eine Liebe finde, die genauso stark ist wie die die ich für Ed empfunden habe. Ich denke diese Liebe könnte ich für dich empfinden, Noe. Vielleicht tue ich das jetzt noch nicht und vielleicht werde ich das auch noch nicht in einem Jahr, aber wenn wir lange genug zusammen sind und du einfach nur so bleibst wie du bist, kann etwas Wunderbares entstehen, etwas das ich mit Ed nie hatte und nie haben werde.«
Ich verstummte und ließ Noe Zeit darüber nachzudenken. Nach ein paar Minuten, in denen er noch nichts gesagt hatte, fügte ich hinzu: »Könntest du damit leben, dass du nicht der einzige aber der wichtigste Mann in meinem Leben bist?«
Noe, der die ganze Zeit auf seine im Schoß verschränkten Hände geschaut hatte, blickte nun auf und sah mir in die Augen. Sie glänzten voller Trauer, Unsicherheit und Hoffnung und ich wusste schon bevor er es aussprach, dass er Ja sagen würde.
»Ich kann damit leben. Ich könnte mit allem leben, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann, Ruby. Ich will nur nicht, dass du wegen mir irgendetwas aufgeben musst.«
Ich schüttelte den Kopf, rückte näher an ihn heran und umarmte ihn.
»Wir werden es versuchen«, flüsterte ich und sprach damit mehr zu mir selbst als zu Noe.•
Als ich Noes Wohnung verließ, war es schon finster, da wir so lang geredet hatten, weshalb ich beschloss mein Gespräch mit Ed auf morgen zu verschieben. Vorausgesetzt er war noch in der Stadt und vorausgesetzt ich würde seine Nummer oder sein Hotel auffinden. Ich bezweifelte, dass er noch dieselbe Nummer hatte, schrieb ihm aber trotzdem versuchsweise eine SMS, als ich zuhause im Bett lag.
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Everything Has Changed || Ed Sheeran ✔️
Fanfiction»Ich hörte ihn. Ich hörte ihn jeden Tag. Ich schaltete das Radio ein und da war er. Ich schaltete den Fernseher ein und da war er. Ich konnte nicht einmal ins Ausland fahren, ohne ihn zu hören.« Wenn man abserviert wird will man sich eigentlich von...