My mind is a warrior, my heart is a foreignor

318 17 1
                                    

Als ich aufwachte dröhnte mein Schädel als hätte mir jemand mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf geschlagen. Es dauerte einige Sekunden bis ich mich aufsetzen konnte und realisierte, dass ich mich in meinem Bett, in meinem Zimmer, in meiner WG befand. Ich seufzte und streckte mich gähnend, was meinem Kopf jedoch weniger gut tat. Ächzend krabbelte ich aus dem Bett und ging ins Bad. Ich vermied den Blick in den Spiegel und wusch mir stattdessen das Gesicht mit eiskaltem Wasser, doch selbst das übertünchte die Kopfschmerzen nicht. Ich ging in die Küche, die anderen schienen noch zu schlafen, dabei war es schon elf Uhr. Sie waren wahrscheinlich ebenfalls aus gewesen. Ich füllte mir ein Glas mit Leitungswasser, fand ein Päckchen Aspirin im Schrank und gab es hinein. Dann lehnte ich mich an die Küchenzeile, trank das Gebräu und versuchte den gestrigen Abend Revue passieren zu lassen. Das Letzte woran ich mich erinnerte war, dass ich mich allein auf die Tanzfläche gezwängt hatte, weil Sus und Terry mir auf die Nerven gegangen waren, aber danach ... Nichts.
Ich seufzte und wusch mein Glas in der Spüle auf, da hörte ich ein Stöhnen. Ich drehte mich langsam um und sah Richtung Wohnzimmer - welches offen an die Küche angrenzte -, aus dem das Geräusch gekommen war. Plötzlich legte sich ein Arm auf die Sofalehne und ich zuckte zusammen. Wer schläft da auf unserem Sofa?
Ich nahm mir eine Bratpfanne aus dem Ausguss und schlich mich an die Couch an. Als ich davor stand hielt ich die Pfanne schützend vor mich und schrie: »Wer bist du?«
Der Mann schrak auf und sah mich verwirrt an. Jetzt erkannte ich auch, dass es Ed war, der da auf unserem Sofa lag und mich müde mit seinen blauen Augen musterte.
Ich taumelte ein paar Schritte zurück bis ich an die Wand stieß und stotterte: »E-Ed, was tust du h-hier?«
Der Angesprochene erhob sich langsam, als wäre ich ein Reh und würde bei der kleinsten hastigen Bewegung zurück in den schützenden Wald rennen. »Ruby, erinnerst du dich nicht? Wir haben uns gestern getroffen und du warst total betrunken. Sus hat dich nach Hause gebracht und ich habe darauf bestanden hier zu bleiben, falls du irgendwas Dummes anstellst ...«
»Was redest du da?«, unterbrach ich ihn. »Du warst doch sonst wo auf der Welt und ... Wir ... Haben wir irgendwas gemacht
Ed lachte leise, schüttelte aber den Kopf. »Wenn du mit gemacht meinst, ob wir miteinander geschlafen haben, kann ich beruhigen. Ich lag die ganze Nacht auf dem Sofa. Obwohl deine Mitbewohnerinnen ganz schön aufdringlich sein können.«
Er lachte wieder. Es klang fast ... schüchtern. Und hatte er gesagt, dass er hier geschlafen hatte, weil er sich Sorgen um mich machte? Aber ich dachte, er hasste mich! Dieser Mann verwirrte mich mehr als die Beziehung zwischen Justin Bieber und Selena Gomez.
Ich ließ die Pfanne langsam sinken und setzten mich auf die Couch. Sie roch nach ihm. Gott, er hatte noch immer denselben Geruch und sie roch nach ihm! Der Duft verwirrte mich noch mehr, weshalb ich nur noch durch den Mund atmete. Ed sah mich etwas zweifelnd an, setzte sich aber neben mich.
»Wieso bist du hier?«, fragte ich erneut und sah ihm eingängig in die Augen.
»Hab ich doch gesagt, ich hab mir Sorgen-«
»Nein«, unterbrach ich ihn kopfschüttelnd. So langsam verabschiedete sich mein gesunder Menschenverstand und ich verwandelte mich wieder in die Zeit unmittelbar nach unserer Trennung. Klasse. »Was tust du in London?«
»Ich habe mir ein Jahr frei genommen und wollte Zeit in meiner Heimat verbringen. Ich bin die letzten drei Monate durch die ganze Welt gereist, aber London fehlte mir. Deswegen kam ich wieder her und wohne zurzeit bei 'nem Freund«, erklärte er mir, sah dabei aber auf seine Füße.
Die Art wie er meinem Blick auswich verriet mir, dass da noch etwas anderes war. Unsere Beziehung mochte vielleicht vier Jahre her sein, doch er hatte immer noch das gleiche Verhalten was das anging. Er verschwieg mir etwas.
»Und weiter...?«, fragte ich deshalb und zog die Brauen nach oben. Ich hatte die letzten Monate geübt, war aber noch immer nicht in der Lage, nur eine Augenbraue zu heben. Es war ein verdammter Fluch.
Ed sah zu mir auf und erwiderte nun endlich meinen Blick. Darin lag so eine Intensität, dass ich unwillkürlich ein Stück von ihm wegrutschte. Das war eindeutig zu viel, nachdem was er mir bei unserem letzten Treffen gesagt hatte.
»Geh mit mir aus, Ruby.«
Das kam so plötzlich, dass ich zusammenzuckte und gleichzeitig so schnell vom Sofa aufsprang, dass sich meine Kopfschmerzen mit einem Schlag zurück meldeten.
»Wie bitte?«
»Geh mit mir aus. Essen. Kino. Schlittschuh laufen. Mir egal. Nur bitte, lass mich dich zu einem Date ausführen.«
Nun war es um mein Gehirn komplett geschehen. Ich spürte wie es schmolz und davon floss, um mich mit diesen mutierten Schmetterlingen im Bauch zurückzulassen.
Hatte er gerade ernsthaft gefragt, ob ich mit ihm ausgehen wolle?
Nein, das war nicht möglich, denn es würde ja heißen, dass er mich mochte. Und das war ausgeschlossen. Allerdings hatte er die ganze Nacht auf dem Sofa geschlafen, weil er sich Sorgen um mich gemacht hatte.
»Ich muss darüber nachdenken«, entgegnete ich und räusperte mich um irgendwie wieder zu klarem Verstand zu kommen. Es half natürlich nichts.
»Okay«, flüsterte er und lächelte sanft. Fast hätte ich ihm sofort zugesagt, doch ich riss mich zusammen und wandte den Blick ab. Ich brauchte eine objektive Meinung. Ich brauchte Sus.
»Ich geh jetzt besser bevor deine Mitbewohnerinnen aufwachen. Die machen mir Angst«, seufzte Ed schmunzelnd, raffte seine paar Sachen zusammen und ging zu Tür.
»Ruf mich an, wenn du die Antwort weißt«, sagte er nochmal an der Tür, dann trat er in den Flur und knallte sie zu.
Ich ging wieder zum Sofa, legte mich auf die Kissen und sog Eds Duft ein, während ich langsam nochmal eindämmerte.

Everything Has Changed || Ed Sheeran ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt