11 Schritt Nr. 1

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Magdalena

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From: Henry
I need to turn off my phone now. I am so sorry.

Seufzend ließ ich das Handy neben mich auf das Kopfkissen fallen. Gedankenverloren starrte ich an die Decke meines Zimmers und versuchte mein Inneres Durcheinander irgendwie zu ordnen. Zu viele Bilder schwammen durch meinen Schädel und erzeugten ein unangenehmes Pochen hinter meiner Stirn.

Alles was ich von Harry bisher erfahren hatte, war dass er vor einer guten Stunde in London gelandet war und von dort aus direkt zu einem Meeting gescheucht wurde. Gelassenheit schien man in seinen Kreisen nicht zu kennen.

Mama war mehr als überrascht als ich allein nach Hause gekommen bin.

Sie tat mir leid, denn sie hatte ein großes Abendessen geplant, jetzt wo Harry mal wieder zu Gast war. Er liebte die Kochkünste meiner Eltern und ließ sich eigentlich keine Gelegenheit entgehen in deren Genuss zu kommen.

Laura hatte sich eingeschnappt in ihr Zimmer verzogen. Sie hielt mir vor, dass ich ihr keinen einzigen Augenblick mit Harry gegönnt hatte. Dabei waren mir selbst nicht mal achtundvierzig Stunden gegeben worden.

Zu allem Überfluss plagte mich das schlechte Gewissen, weil ich nicht wusste wie ich Harry erklären sollte, dass ich unser Geheimnis weitererzählt hatte. Jedenfalls teilweise.

Ich wusste, dass Elias die Klappe halten würde. Sein Interesse hatte merkwürdiger Weise allein mir gegolten und nicht der riesigen Sensation, die die ganze Sache mit sich zog. Ich hatte mich wohl dabei gefühlt mit ihm zu reden...doch ich wusste, dass Harry das nur schwer verstehen würde.

Ich schlug mir ein Kissen auf den Kopf und knurrte verzweifelt hinein.

Wieso zum Teufel musste mein Leben immer so kompliziert sein? Zu allem Überfluss begann nun meine Blase auch zu drücken und als nach zehn Minuten das Gefühl immer unangenehmer wurde, machte ich mich grummelnd auf den Weg in unser Bad.

Als ich auf dem Rückweg an der Zimmertür meiner Schwester vorbeikam, blieb ich stehen und lauschte. Tatsächlich hörte sie sich mal wieder zum millionsten Mal FOUR an und als das Lied gerade von No Control zu Fireproof wechselte, öffnete ich ohne groß zu Überlegen Lauras Tür.

Meine kleine Schwester lag auf dem Bauch in ihrem Bett und starrte gefesselt auf das Handy in ihren Händen. Das überdrehte Fangirl, das sie nun Mal war, schien anscheinend erneut in die Welt von irgendwelchen Fan – Fictions abgetaucht zu sein, denn sie bemerkte meine Anwesenheit erst, als ich ihre Musikanlage minimal leiser drehte.

Sofort rückte ihr Kopf nach oben. Ihr Gesichtsausdruck wechselte innerhalb von Sekunden von überrascht zu verärgert.

„Hey, ich hab dir nicht erlaubt hier reinzukommen!"

„Hab ich dir gestern Abend auch nicht", erwiderte ich und ließ mich auf ihren Schreibtischstuhl sacken. Dieser schien unter Klamotten beinahe verloren zu gehen. Eine benutzte Socke unter meinem Hintern vorziehend, sprach ich deshalb: „Du solltest hier mal aufräumen."

„Und du abschließen, wenn du Sex hast", erwiderte sie prompt. Erstaunt schnellten meine Augenbrauen in die Höhe. Laura legte unbeeindruckt ihr Handy beiseite und setzte sich an das Kopfende ihres Bettes. „Was denn? Ich bin keine acht mehr."

„Du bist zwölf. In deinem Alter fand ich Jungs noch nervtötend", schnaubte ich. Meine Schwester verschränkte die Arme vor der Brust und legte herablassend den Kopf schief.

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