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Es war nicht warm, es war auch nicht kalt, es war einfach nur ätzend.
Von wegen die frische Landluft lässt mich entspannen. Sie lässt mich würgen wenn ich noch länger diesen ekelhaften Geruch riechen müsste.

Du musst dich selbst finden, hatte er gesagt. Es wird dir helfen, hatte er gesagt. Doch im Endeffekt hatte er einfach nur keinen Bock auf seinen Sohn und schob ihn zu Verwandten aufs Land, damit diese sich mit dem verzogenen Bengel, den er seinen Sohn schimpfte, herum ärgern konnten. Nach seiner Andacht, dass es sich lohnen würde, dass ich meine Verwandten endlich kennen lernen könnte und dass ich an mir selbst arbeiten soll, wurde ich am nächsten Morgen in einen Zug gesteckt und befand mich nun in einem stickigen Bus, auf dem Weg zum Arsch der Welt.
Meine Verwandten lebten auf einem Drecksbauernhof und lebten auf gleicher Schwelle mit den Schweinen, und mit meinen 18 Jahren hatte ich schon etwas besseres zu tun als mich mit diesen Fiechern auseinander zu setzten.
Ich weiß nicht wie lange ich schon im Gefährt saß, jedenfalls wurde die Straße mit jedem Kilometer schmaler und um uns herum breiteten sich Reisfelder aus,welche von vielen Menschen belaufen und kontrolliert wurden. Kopfschüttelnd musterte ich die Personen wie sie über den Gräben hockten und gebeugt an der Pflanze herum zupften.
"Lächerlich", entkam es mir missbilligend bevor ich meinen Blick davon abwandte und mich nach dem nächsten Stopp umsah, welche an der Leiste über dem Busfahrerhäuschen hing und die nächste Haltestelle anzeigte.
Ich warf einen Blick auf den Zettel in meinen Händen und verglich ihn mit der angegebenen Haltestelle.

Zu meinem Glück durfte ich den Bus nach weiteren Fünf Minuten dann endlich verlassen und blinzelte mit zusammengekniffenen Augen der Sonne entgegen. Mein Koffer polterte mir unbeholfen die Treppe hinterher und kam nach mir auf dem staubigen Boden zum stehen.
Skeptisch schaute ich mich um und erblickte nichts als Felder und eine ausgetrocknete Landstraße, welche geradewegs zu einem Bauernhof führte, zu welchem ich wohl oder übel selbst hinlaufen musste.

Einenhalben Kilometer war der Hof von der so genannten Hauptstraße entfernt, umgeben von Ackerland und Wiesen. Missmutig und angeekelt verzog ich mein Gesicht während ich mich einige Male im Kreis drehte um nicht vielleicht doch noch einen Ausweg aus diesem Albtraum zuentdecken.

Jedoch gab ich mich irgendwann geschlagen und blickte mit einem anmaßendem Gesicht zu der Farm rüber, welcher ich mich Schritt für Schritt langsam näherte. Steine knirschten unter der Sohle meiner neuen weißen Nike wobei der Staub aufwirbelte und meine Schuhe verdreckte.
"Ahh ernsthaft" nuschelte ich verärgert und riss den schweren Koffer hinter mir her, welcher den Kieselweg entlang donnerte und mich auf Hundert Kilometern bereits ankündigte.
Es dauerte ein paar Minuten bis ich auf dem Hof ankam und ein Stalljunge mich äußerst skeptisch musterte.
"Bist du Chankyung?" fragte er mich herablassend als er sich seine dreckigen Hände an der befleckten Arbeitshose abwischte und in aller Seelenruhe auf mich zuschlenderte.
"Ja, aber von Höflichkeit halten sie ja wohl nichts" keuchte ich verächtlich auf und schlug seine ölige Handweg, die er mir zur Begrüßung hinhielt.
Was denkt der eigentlich? Dass ich seine verschmutzte Flosse schüttel und er mich einfach so herablassend behandeln kann?
"Hör mal Junge, ich bin um einiges älter als du, und nicht ich bin hier der Dreckskerl, sondern du. Stell dich nicht an, sonst wirds böse enden mit uns beiden" spottete er, klopfte mir ermutigend auf die Schulter und drehte sich einfach weg.
Angewidert wischte ich mir den Dreck von der teuren Jacke und wollte gerade widersprechen, als er mich zu sich winkte.
"Steig auf, deine Großmutter sagte mir, dich zu der Nachbarschaftsfeier zu fahren"
Von der Sonne geblendet saß er auf dem Traktor und deutete an, mich hinten auf die Träger zustellen.
"Ich steig da garantiert nicht drauf, was glaubst du wer ich bin?", lachte ich verächtlich auf und warf ihm einen ungläubigen Blick zu.

Wen ner das wirklich ernst meinte, kann ich gleich wieder gehen, denn niemals werde ich mich diesem dreckigen Ding mehr als Zehn Meter nähern, ich bin doch nicht dämlich!
Still saß er da auf dem zerfranzten Ledersitz und startete den Motor mit einem Klicken im Zündschloss.
"Für dreckige Klamotten gibt es eine Waschmaschine, stell dich nicht an" seufzte er genervt und tat natürlich so, als wäre er hier das Opfer.
"Und wenn die kaputt gehen, huh? Kannst du dir das leisten?" stellte ich ihn überheblich zur Rede und zerrte kurz an meinem weißen Markentshirt.
"N Weißes T-Shirt kriegst du für 5.000* Won im Dorfgeschäft, das ist nicht das Problem", nickte er nachdenklich und zog herausfordernd die Augenbrauen höher.
"Was ist jetzt? Kommst du oder nicht?"
"Ich komme nicht", widersetzte ich mich und wich seinen hochnäsigen Blicken aus während ich mich auf dem Hof umguckte.
"Jon!" rief der Bauernjunge plötzlich, und im nächsten Moment schoss ein riesiges Köterfieh aus einem der vielen offenen Ställe. Die Zunge hing bis zum Boden und der tiefe Laut aus seiner Kehle bedeutete nur unheilvolles.
Mit einem mal ließ ich meinen Koffer los, tänzelte ein paar Schritte rückwärts wobei ich meine Hände schützend vor mich hielt, ehe ich mit unverständlichen Lauten das Weite suchte.
Ich hatte jetzt schon kein Bock mehr auf diesem Dreckshof zu wohnen, was geht in deren Köpfen bitte vor?
Das ausgerechnet ich, Im Chankyun, freiwillig den Kuhstall ausmiste? Jedoch hatte ich nicht gerade viel Zeit dazu, darüber nachzudenken,da mir der elende Kläffer noch immer hinter her hetzte und kontinuierlich bellte als würde sein Leben davon abhängen.
"Ruf den Köter zurück!!" brüllte ich den Heini auf dem Traktor an, und versuchte mich zu ihm auf den Wagen zu retten.
"RUF ES ZURÜCK!" schrie ich irgendwann verängstigt, zerrte an dem ausgebleichten Hemd des Mannes während ich die Trittleiter hinauf krackselte und ihm rücklinks auf den Schoß fiel.
Mit einem kurzen Pfiff ließ der Hund endlich von mir ab, doch fand er jetzt meinen Koffer viel interessanter.
"He he he!" fing ich an zu protestieren und wollte gerade wieder hinabsteigen, als der Bauerntrampel Gas gab und mit mir die Landstraße entlang tuckerte.
"Yah yah yah yah, lass mich runter" protestierte ich in sekundentakt und klammerte mich an sein Hemd, während er in Seelenruhe mit 20 km/h den Weg entlang fuhr und auf die geteerte Straße abbog.
"Setz dich dahin Junge", befahl er mir kalt und deutete auf den notdürftigen Beifahrersitz. Dieser Sitz war nur das einfache Reifenblech, welches mit einem metallenen Geländer umrandet und einer löchrigen gefalteten Decke gepolstert war. Widerwillignahm ich dort Platz und betete inständig dass das Geländer nicht abbrechen würde.
Doch noch mehr trauerte ich meiner nun dreckigen Hose hinter her. Die ganze lange Fahrt saß ich angespannt auf diesem Platz und ignorierte den Trampel, welcher irgendwann anfing zu sprechen.
"Mein Name ist übrigens Seok Jin." stellte er sich vor und pflückte ein Minzkaugummi aus der Airwave Packung, bevor er es mir reichte.
"Aha" sagte ich bloß und ignorierte das Kaugummi, einfach weil ich nichts von Fremden annahm,außerdem waren seine Hände schmutzig und Erde färbte schon seine Fingernägel braun. Er aß es einfach selbst und kaute gut gelaunt darauf herum.
"Und wie alt bist du? Wahrscheinlich gerade mit Schule fertig. Ich bin 24 falls es dich interessiert."
"Tut es nicht", verdrehte ich genervt meine Augen und wollte diesem Typen am liebsten das Maul stopfen.
"Ich weiß immer noch nicht wie alt du bist" erwiderte Seok Jin neutral und zuckte mit den Schultern.
"Lass mich raten; du bist um die 18? Gerade mit der Schule fertig und bist deswegen hier. So was wie eine Belohnung für deine Eltern, damit du uns anstatt ihnen auf den Sack gehst?" fragte er ohne Anstalt auf Mitleid oder Reue. Er wirkte er so, als wolle er nur etwas klar stellen, was er, der eingebildete Stadtjunge, verbrochen hatte.  Auf den Punkt.
"Ich hab nur einen Vater", sagte ich anstatt ihm Recht zu geben, ein bisschen Stolz wollte ich mir wahren wenn ich schon mit ihm hier lang fahren müsste.
"Ist deine Mutter abgehauen?" fragte er geradeheraus. Es ließ mich kurz zusammenzucken.
"Ja, weißt du jetzt alles was dich interessiert?" zischte ich wütend und ignorierte seinen provozierenden Blick.
"Bei so einem Sohn kein Wunder..."stach er weiter auf mich ein, als würde er nur auf etwas warten.
Ich starrte ihn bloß wütend an und versuchte mich zu beherrschen nicht gleich auf ihn los zu gehen. Jedoch war mir mein eigenes Leben lieb, weshalb ich es unterließ ihm ins Lenkrad zugrätschen, dennoch lachte dieser hässlich Bastard nur gehässig.
"Was ist dein verdammtes Problem!?" fauchte ich ihn an, woraufhin er nur lauter lachte.
"Reg dich ab und komm damit klar. Meine Mutter ist auch abgehauen, und? Find dich mit meinem Gelaber ab und pass dich an, denn hier bist du derjenige der komisch von der Seite angestarrt wird" zuckte er mit den Schultern und bog in eine Seitenstraße ein, welche einen Berg hinaufführte.
"Festhalten" befahl er mir, weshalb ich mich prompt an die metallene Rücklehne krallte, mürrisch wurde ich von diesem Monster hin und her geschaukelt während ich schon kurz davor stand, hinten raus zu rollen.
Versuchte der Heini mir verdammte Tipps zugeben? Kann ich mein Leben nicht so leben wie ich es will? Muss ich mich denn immer anpassen? Nur weil dass hier alle Bauern sind muss ich doch nicht meinen eigenen Stolz den Schweinen zum Fraß vorwerfen!



*5.000Won sind ca. 5Euro


So, das hier ist das erste Kapitel meiner MonstaX - Changkyun Fan Fiction!
Updates werden wahrscheinlich wöchentlich kommen, bzw die ersten drei alle auf einmal, da ich zwei Wochen im Urlaub sein werde

Bis dahin erstmal, tschau tschau!

«applepie» || im changkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt