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Eine Weile schwiegen wir uns an, unschlüssig was man jetzt noch sagen konnte, weshalb ich einfach den Deckel auf die Kuchenschüssel donnerte und motiviert aufstand.
"Aufstehen, wir fahren weiter" ,

Tae Ri P.O.V

"Wohin?", fragte ich perplex und blieb einfach sitzen während ich erschrocken zu ihm hinauf blickte.

"Siehst du dann. Es macht mich kirre zu wissen, dass das hier der Platz von dir und Jin ist", rechtfertigte er sich hochnäsig und fing an seine Schuhe anzuziehen.

Es mach mich kirre zu wissen, dass das hier der Platz von dir und Jin ist ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, wenn mein Bauch bei diesem Satz Achterbahn fährt. Ich wusste nicht wie ich mit diesem Gefühl umgehen sollte, vor allem weil so etwas bei einer Person wie Changkyun vorher unmöglich erschien.
"Okay...", gab ich klein bei und stand von der Decke auf um mir meine Hose vernünftig über zu ziehen und die Decke in meinen Rucksack zu stopfen während er schon dabei war den Kuchen im Roller zu verstauen. Wortslos nahm er mir den Schlüssel ab und klopfte mir den Helm auf den Kopf bevor er sich seinen über den Schädel stülpte. Ohne Aufforderung setzte ich mich nervös hinten drauf als er mich abwartend anguckte nachdem er den krachenden Motor angetreten hatte.
"Festhalten", wies er mich an bevor er am Gas drehte und mit einem Mal durch den Wald sauste und direkt den ersten Ast mitnahm.
Mit jedem Huckel über den er drüber holperte, hielt ich mich stärker an ihm fest, angefangen mit den Schultern.

Immer weiter fanden meine Hände ihren weg zu seinem Bauch währen ich am liebsten im Erdboden versinken wollte, weil ich sein hämmische Grinsen im Seitenspiegel sehen konnte. Doch würde ich mich nicht festhalten, läge ich bei der nächsten Bodenunebenheit in einer der dreckigen Pfützen unter uns.
"Wo fahren wir hin? Du kennst dich hier nicht mal aus!", schrie ich gegen den Lärm an und beobachtete hilflos wie er in die entgegengesetzte Richtung auf die geteerte Straße abbog.
"Keine Ahnung!", war das einzige was er grinsend zurück schrie und mit Vollgas die Waldstraße verließ. Wir flogen regelrecht über den Asphalt und sausten an dem lila Kornblumenfeld entlang, dass sich wie ein Meer aus Blüten in die Weite erstreckte. Dahinter bildeten sich die Silhouetten der Häuser aus dem Dorf ab, als die Sonne uns ihre abendlichen Strahlen schenkte. Erst bei einer Gabelung minderte er die Geschwindigkeit und schaute prüfend über seine Schulter zu mir nach hinten.
"Links oder Rechts?", fragte er und schlich im Schneckentempo auf die Straßen zu.
"Rechts!", antwortete ich, da ich von da aus den Weg noch zurück fand. Jedoch drehte er wieder auf und bog im weiten Radius nach links ab, um mit 45 den Hügel hinauf zu jagen.
"Changkyun, ich finde den Weg gleich nicht mehr zurück!", brüllte ich sorgenvoll und schaute besorgt nachhinten, wo sich die Häuser immer weiter von uns entfernten.
"Ach, macht nichts!", gab er bloß gelassen zurück und fing an ausgeholte Schlangenlinien zu ziehen während er undefinierbare Geräusche von sich gab. Völlig unbekümmert folgte er der Straße, fuhr an Bäumen und Büschen vorbei, fuhr langsamer wenn er begeistert einen Hasen oder Rehe auf den leeren Wiesen erblickte, fuhr schneller sobald es Berg ab lief, fuhr scharfe Kurven wenn sich die Möglichkeit bot und fuhr freihändig wann immer ich im sagte, vorsichtiger zu fahren.
Irgendwann gab ich es jedoch auf und hielt mich einfach an ihm fest als mein Kopf schwer auf seinem Rücken ruhte. Starr blickte ich auf die ländliche Gegend um uns herum und verfolgte die tiefen Wolken mit Neid während vereinzelte Häuser meine Sicht versperrten und wieder frei gaben. Das einzige Geräusch das an mein Ohr drang war der schnurrende Motor, dessen Krach uns den ganzen Weg begleitete. Mein Kopf wurde ruhiger, meine Gedanken stiller und mein Körper lockerer. Ich fühlte mich freier mit jeder Sekunde die ich damit verbrachte die abendliche Sommerluft in meinem Gesicht zu haben, in die Ferne zu schauen, seinen Herzschlag an meinen Armen zu spüren, das Gefühl von Freiheit zu bewahren.
Immer weiter fuhr er ziellos durch die Gegend, bog in irgendwelche Seitenstraßen ein und lenkte uns in eine völlig fremde Gegend.
Ich löste meine Arme langsam, richtete meinen Kopf auf und klappte das Visier vor meinem Gesicht gänzlich nach oben als er einen flachen Hügel hinauffuhr.
Mit überschwänglichem Mut, unbegrenzter Freiheit und wenig Verstand, streckte ich meine Arme in die Luft, spreizte meine Finger ab und lehnte mich mit meinem Körper nach hinten um die Schwerelosigkeit zu spüren.
Ich könnte jetzt anfangen zu schreien, aber danach war mir nicht zu Mute. Ich war zu glücklich um meine Ängste jetzt hinaus zu schreien und alles rauszulassen was mich all die Jahre über bedrückt hat.
Wir wurden langsamer als Changkyun spontan wieder abbog und dem Bachlauf auf unserer linken Seite folgen wollte. Die Sonne verschwand schon halb hinter den Baumwipfeln in der Ferne und tauchte uns und die Felder in seichtes orangenes Licht sobald ich mich wieder an seiner Taille festhielt um mich richtig hinzusetzen. Die Räder drehten sich langsamer und die Geschwindigkeit nahm mit jedem überwundenen Meter ab.
"Was ist los?", fragte ich ihn nachdem wir im Nichts stehen blieben und er fluchend den Schlüssel drehte. Wortlos deutete er mit dem Finger auf die Tankanzeige nachdem er vergebens versuchte den Roller zu starten.
"Steig mal bitte kurz ab", bat er hektisch und schaute sofort nach dem Tank, sobald ich auf festem Boden stand und einen prüfenden Blick auf die Uhr warf.
"Changkyun, es ist gleich halb sieben", warf ich unschlüssig in den Raum während er sich planlos am Roller zu schaffen machte. Als er nicht antwortete setzte ich mich einfach in das Gras am Bachlauf und beobachtete ihn dabei, wie er prüfend durch die Tanköffnung blinzelte.
Fasziniert wandte ich den Blick nicht ab und konnte nicht glauben, dass er es geschafft hatte mich einfach so ruhig zukriegen. Dass er mich bloß mit dem ziellosen Herumfahren hatte glücklich machen können. Ich wusste nicht wo wir uns befanden, mir war es auch irgendwie egal, weil ich darauf vertraute, dass wir hier irgendwie zusammen wieder wegkommen. Es störte mich nicht, dass er den Roller aufgab und sich ächzend neben mich ins Gras fallen ließ, und dass ich nicht wusste was ich sagen sollte war mir auch egal, weil ich diese Situation aus einem unbestimmten Grund einfachgenießen wollte, bevor die Realität wieder über meinem Kopf zusammen bricht.
"Was willst du machen?", fragte er völlig aus dem Blauen heraus und drehte seinen Kopf in meine Richtung.
"Ich meine jetzt. Was willst du jetzt mit deinem Leben machen? Wie willst du dass es weiter geht, für dich? Was soll sich ändern?"

«applepie» || im changkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt