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"Wieso bist du so rot?", fragte er lachend und deutete mit seinem Finger in mein Gesicht, den ich nur weg schlug.
"Wenn man Kopfüber hängt steigt einem das Blut nun mal in den Kopf!", keifte ich zurück.
Das war nicht mal gelogen, jedoch hing mein gerötetes Gesicht nicht allein damit zusammen.

Changkyun P.O.V

Verärgert rieb sie sich den Bauch und schaute beleidigt zur Seite, um die Röte in ihren Wangen zu verbergen und in mir drin schlüpften damalige Raupen aus ihren Kokons und flatterten wild in meinem Bauch herum. Sofort wandte ich meinen Blick ab und lief zur Trittleiter.
"Lass uns was essen", lenkte ich vom Thema ab und versuchte mir dieses komische Phänomen zu erklären. Dieses Gefühl hatte ich zuletzt mit Zwölf verspürt, als ich zum ersten mal ein Mädchen umarmt hatte. Doch jetzt... jetzt musste ich Tae Ri nur ansehen und die Insekten in mir drin färbten sich rosarot und pupsten Regenbögen. Was war bloß los mit mir?

"Chang, mach mal schneller!", hörte ich es von weiter Ferne und erwachte aus meinen Gedanken. Sie war schon fast am Ufer, während ich verloren herum dümpelte und mit halbherzigen Schwimmbewegungen versucht an Land zu kommen. Ungeduldig wartete sie auf mich und wickelte sich in ein Handtuch sobald sie aus dem See gestiegen war. Als ich bei ihr ankam saß sie bereits auf der Picknick Decke und wühlte in ihrem Rucksack herum um den Apfelkuchen für uns anzurichten. Sobald ich mich ihr gegenüber niedergelassen hatte, zückte sie die bunten Kunststoffteller und zwei Gabeln ehe sie die Tupperdose in die Mitte stellte und öffnete. Unwillkürlich musste ich grinsen als mich der Anblick des Kuchens an unsere erste Begegnung erinnerte.
"Du magst Apfelkuchen sehr, oder?", fragte ich belustigt als sie meinen erstaunten Ausdruck bemerkte und anfing den Kuchen zu halbieren.
"Es ist weniger dass ich ihn so sehr mag , als dass es der einzige Kuchen ist den ich gut backen kann", antwortete sie während sie jedem von uns ein großes Stück auf den Teller tat.
"Warum versuchst du es dann nicht mal mit einem anderen?", schlug ich aus dem Bauch heraus vor und schob eine Gabelspitze in meinen Mund.
"Sicher dass du den Weg gehen willst, das könnte zu einem ernsten Gespräch ausarten", scherzte sie, eher weniger belustigt von ihrer eigenen Aussage. Als ich ihren Blick suchte, blickte sie bloß auf ihren Teller hinab und zerstocherte den Kuchen.
"Sicher, erzähl es mir". entgegnete ich mit fester Stimme und begegnete ihrem Blick.
Sie seufzte hörbar und schien in ihrem Kopf nach den richtigen Worten zu suchen. 
"Ich will keinen anderen, ich will genau den hier. Meine Mutter hat mir vor langer Zeit beigebracht diesen Apfelkuchen zu backen. Und sie hat es von ihrer Mutter, und die wiederum von ihrer, und immer so weiter. Du verstehst worauf ich hinaus will"
Einen Moment war es still zwischen uns, man hörte nur die seichten Wellen des Sees an das Ufer schwappen. Sie holte tief Luft und setzte die Geschichte ihrer Mutter fort. Wie sie zum ersten Mal mit ihr gebacken hatte, wie sie anfing sich alle Zutaten zu merken, wie sie immer besser wurde und ihn schließlich zu jedem erdenklichen Anlass gebacken hatte.
"Darf ich fragen, was passiert ist?", räusperte ich mich, unwissend ob ich überhaupt erfahren durfte was in ihrem Kopf vor ging.

"Bevor ich nach Uiryeong-gun gekommen bin hab ich mit meiner Familie in Masan gelebt. Da war ich glaub ich 14 oder 13, genau erinnere ich mich nicht mehr daran. Mein Vater hatte nie besonders viel Zeit weil er sich immer in seiner Arbeit verloren hat. Das hat angefangen als meine Mutter nicht mehr arbeiten konnte, wegen ihrer Glasknochen. Als wir den Kuchen das letzte Mal zusammen gebacken haben, ging alles gewaltig schief. Wir hatten zu wenige Äpfel, ein Ei ist uns aus der Hand gefallen und am Ende ist er im Ofen auch noch angebrannt. 
Ich bin dann nochmal los zum Supermarkt um die Ecke. Als ich weg war-" sie brach plötzlich ab und holte tief Luft. ist sie die Treppe runter gestürzt, mein Vater hat sie am Treppenansatz aufgefunden
"Du musst... du musst mir das nicht erzählen", sprach ich überfordert und sah die erste Träne aus ihrem Auge, über die Wange rollen und schlussendlich vom Kinn auf ihre Beine tropfte.
"-ist sie die Treppe runter gestürzt. Mein Vater hat sie am Treppenansatz gefunden als er von der Arbeit kam", beendete sie unbeirrt von meinem Einwand und wischte sich alle weiteren Tränen mit der Handfläche aus dem Gesicht.

«applepie» || im changkyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt