Prolog

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"Jetzt fummel nicht alle paar Sekunden an deinen Haaren herum, Liebes", wurde ich erneut von Dís ermahnt, "Du zerstörst die Frisur noch"

"Tut mir leid", murmelte ich, "Ich bin nur so aufgeregt"

"Keine Angst, mir ging es damals genau gleich. Aber an solch einem Tag darf man aufgeregt sein." Summend kümmerte sich meine künftige Schwiegermutter wieder um meine wilden Locken. "Bevor ich es vergesse, die Tochter der Schneiderin kommt nachher kurz vorbei um letzte Änderungen am Kleid vorzunehmen" Leise knurrte ich:

"Nicht die" Leider hatte ich ein paar Tage zuvor ein sehr unschönes Treffen mit dieser Zwergin. "Diese Ziege macht noch irgendwas um mir die Hochzeit zu verpatzen. Sie ist sicher eifersüchtig und will Fíli am Ende für sich selber"

"Du weisst genauso gut wie ich, dass Dalía sich zu benehmen wissen wird und mein Sohn sowas nicht zulassen würde" Es klopfte an der Tür

"War ja klar, dass sie genau jetzt kommt."

"Ich lasse euch beide dann alleine. Und Lhindril, sei freundlich"

Natürlich war es nur Einbildung, aber es kam mir so vor, als würde die Flügeltür zum Festsaal Erebors mich bedrohen. Oder gar vertreiben wollen.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Kíli, der mich zum Altar begleiten würde.

"Ja. Nur etwas nervös"

"Dazu hast du keinen Grund. Höchstens wenn du meinem Bruder wehtust, dann kannst du dir Sorgen machen. Und das solltest du auch... Bereit?" Er schenkte mir ein Lächeln und ich versuchte zu nicken. Nachdem die Tür offen war und wir den Gang entlang schritten, hatte ich das Gefühl, der Altar würde immer weiter von uns weggehen. Bald musste ich meinen Blick von Fíli lösen und richtete ihn auf Balin, der die Trauung führen würde. Endlich angekommen, ergriff ich Fílis Hand zögerlich und lächelte scheu. 

"Das wird schon", versprach mein Verlobter. 

Wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich dem ersten Teil der Rede gar nicht gross zugehört, ich konnte mich ein Leben lang nur an Bruchstücke erinnern. Es schien eine Art Zusammenfassung unserer Leben und Umstände des Kennenlernens zu sein. Besonders wichtig fand ich das auch nicht, das hatte ich immerhin es selber erlebt oder zumindest gehört. Dafür hörte ich umso genauer hin, als er zum zweiten Teil, der eigentlichen Eheschliessung, kam. 

"Und Lhindril, wirst du Fíli heute zu deinem Mann nehmen, ihn lieben, dich um ihn kümmern und an seiner Seite das Königreich regieren?"

"Ja" Meine Stimme war ungewohnt laut und ich begann mich zu schämen. Sofort verstärkte Fíli den Händedruck, liess sie allerdings sogleich wieder los, dass ich den zweiten Ring nehmen konnte. Ich zitterte so sehr, dass ich ihn fast hätte fallen lassen. Als ich es geschafft hatte, ihn an Fílis Finger zu stecken atmete ich erleichtert aus. 

"Dann erkläre ich euch beide hiermit zu Mann und Frau. Möge eure Liebe ein Leben lang anhalten, und auch darüber hinaus. So soll dies auch euer Ehebund tun. Ihr dürft euch jetzt küssen." Das liess Fíli sich nicht zweimal sagen. Seltsamerweise konnte ich nicht einmal sagen, ob es da bereits Applaus gab oder erst als wir uns umdrehten und die Leute ansahen. 

"Siehst du, war doch gar nicht so schlimm" 

Noch nicht, dachte ich. Ich ahnte, dass noch vieles auf uns zukommen würde. Und ich behielt wieder einmal Recht...

Isildurs ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt