Isildurs Erbe

Kapitel 13

"Wag es nicht, irgendjemanden anzurühren", fauchte Fíli.

"Was willst du sonst tun?" Endlich wurde der Zwerg losgelassen, doch der Ork schleuderte ihn zu Boden. "Es gibt nämlich ein Problem, zu diesem Zeitpunkt wirst du bereits tot sein. Wie willst du sie dann retten, hm?"

"Mir wird schon was einfallen", murmelte Fíli, zu meiner Verwunderung gar lächelnd.

"Recht frech...", kommentierte der Orkkönig, "äusserst dumm in deiner Situation" Als Fíli sich aufzurichten versuchte, sprang ein umstehender Ork hinzu und drückte ihn zurück. "Tötet ihn", meinte der grosse Ork gelangweilt. Irgendwie hatte ich bisher geglaubt, er meine es nicht ernst, dass er dem blonden Zwerg etwas antun würde, erst jetzt realisierte ich, wie prekär die Lage für ihn war. Verzweifelt suchte ich nach einem Plan, es gelang keinem, zu Fíli zu gelangen, weil jeder, der es versuchte, festgehalten wurde. Am Lautesten protestierte Kíli. Dicht gefolgt von Thorin, der nur etwa einen halben Meter von seinem Neffen entfernt war, ihn aber nicht erreichen konnte. Dann hatte ich endlich eine Idee, so fest ich konnte, trat ich dem Ork, der mich hielt, auf den Fuss und dann wahllos nach hinten, wo ich ihn erwischte wusste ich nicht, es war mir auch egal. Ohne Zeit zu verlieren wirbelte ich herum, schnappte mir seine Waffe und stellte mich am Rande der Plattform auf. Gerade im letzten Moment, wie es schien, ein Ork hatte seine Klinge bereits über Fíli erhoben. Ehe ich loslegte, schluckte ich.

"He. Schwabbelsack!", schrie ich darauf und der Angesprochene fuhr herum, "Genau, dich meinte ich. Lass ihn auf der Stelle in Ruhe. Alle von ihnen um genau zu sein." Wie erwartet lachte der Orkkönig.

"Sonst was?" Ich hob die Klinge.

"Ramme ich mir das in die Brust und springe hinunter"

"Nein!", rief Fíli aus, der Orkkönig hingegen sah mich verwirrt an.

"Was sollte mich das kümmern?"

"Denk mal nach, Sackfresse... Lebend bin ich sechzig Goldstücke wert, tot nur zwanzig. Wenn du die anderen nicht freilässt, dann bringe ich mich um."

"Na und? Lasse ich die anderen laufen, entgeht mir die Belohnung für Eichenschild."

"Rechnen sollte man können", klärte ich ihn auf, "Hast du mich lebend, bekommst du sechzig Goldstücke. Aber wenn du darauf bestehst, Thorin ebenfalls abzugeben, kriegst du dreissig für ihn und zwanzig für mich... gibt fünfzig insgesamt." Der Ork nahm einen Schritt auf mich zu.

"Du opferst dich, nur um das Leben dieser erbärmlichen Zwerge zu retten?" Die Zwerge hingegen sahen mich verwundert, aber auch hoffnungsvoll an.

"Ich nehme ja an, dass ich sowieso keine Chance gehabt hätte zu entkommen und jetzt will ich bloss, dass wenigstens die anderen in Sicherheit sind. Übrigens, ich gebe dir zehn Sekunden um mir deine Entscheidung mittzuteilen, dann springe ich ohnehin." Natürlich hatte ich Angst, nein gar Panik, aber ich war fest entschlossen, die Sache durchzuziehen, wenigstens die anderen mussten hier rauskommen. Tief atmete ich durch und begann dann zu zählen. Der Orkkönig starrte mich entgeistert und ungläubig an, so etwas hatte er sicher noch nie erlebt. Siegessicher schenkte ich ihm ein Grinsen. "sieben, acht, neun..." In dem Moment holte ich mit der Waffe aus, als ich gestoppt wurde.

"Warte." Mitten in der Bewegung hielt ich inne und war seltsamerweise sogar erleichtert. "Lasst die Zwerge frei" Das liess einen Stein von meinem Herz fallen, hoffentlich würden sie sie wirklich in Ruhe lassen, bis sie weit weg waren. Einer der Orks zerrte Fíli hoch, schob ihn dann in die Richtung der anderen, welche nun äussert geschockt schienen. Die Orks lösten ihren Griff, mit welchen sie die Zwerge hielten, diese holten ihre Waffen zurück und warfen mir dankbare Blicke zu, als sie sie losgingen. Auf einmal fiel mir auf, dass Bilbo gar nicht hier war vielleicht ist er nicht ebenfalls in die Orkstollen hinunter gefallen? Fast alle Zwerge nutzen ihre Chance und gingen so schnell sie konnten, andere zögerten eher und ganz am Ende standen noch vier meiner Gefährten auf der Plattform. Thorin, mein Bruder, Kíli und Fíli. Langsam schritt Thorin auf mich zu, legte mir eine Hand auf den Arm.