Kapitel 14

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Die folgenden Tage waren wahrscheinlich die glücklichsten in meinem Leben. Endlich verstand ich, was mein Bruder so sehr daran schätze, verliebt zu sein. Was mich persönlich besonders freute, aber auch etwas überraschte, war, dass Thorin überhaupt nichts dagegen hatte, dass ich mit seinem Neffen und Thronerben zusammen war. Er begründete, dass ich immerhin auch königlich war wie er, auch wenn ich von einem anderen Volk stammte. Lachend hatte er sogar hinzugefügt, dass man mich, abgesehen von meiner Grösse und dem Fehlen meines Bartes als Zwerg bezeichnen könne, da ich so viel über das Volk wusste. Ausserdem wolle er ja bloss, dass sein Neffe glücklich ist und er habe bereits in Bruchtal geahnt, dass Fíli mich etwa mehr als nur mochte. Die Bestätigung erhielt er in den Orkstollen.

Das eher Unerfreuliche war, dass wir weiterhin von Orks verfolgt wurden, dass wir am zweiten Tage Unterschlupf im Haus eines Hautwechslers fanden. Von da aus wollte Gandalf Richtung Düsterwald halten und diesen durchqueren, auf dem alten Elbenpfad. Zum Glück bot unser Gastgeber, Beorn, uns Proviant und Ponys an, dass wir den Düsterwald sicher lebend erreichten, da uns die Orks nah auf den Fersen waren. Vor dem Wald änderte Gandalf plötzlich seine Meinung und wollte nicht mitkommen.

"Bleibt immer auf dem Pfad und verlasst ihn nicht, wenn ihr es tut findet ihr ihn nicht wieder." Er schwang sich auf sein Pferd, "Oh und solltet ihr auf Waldelben treffen, lasst Aragorn und Lhindril das regeln, als Pflegekinder Elronds und Kinder Arathorns werden sie respektiert werden" Anschliessend war er auch schon weg und wir machten uns, ein wenig widerwillig jedoch, auf in den Wald. Wie lange wir in diesem herumirrten, konnte ich nicht sagen, aber jedenfalls verloren wir auf einmal den Pfad, auf welchem wir so dringend bleiben sollten. Während wir Stunden oder gar Tage verbrachten, diesen zu suchen, wurden die Wahnvorstellung, die laut Gandalf aber recht normal waren, noch schlimmer. Jedenfalls waren sie für mich schlimm, da es drei Situationen gab, die sich immer wieder wiederholten, wären diese angenehm oder neutral gewesen, hätte es mir weniger ausgemacht, aber es waren echte Albträume. In jeder der drei Situationen verlor ich Fíli, in einer durch Azog, der ihn von hinten erstach und anschliessend achtlos von der Anhöhe, auf der sie waren, fallen liess. Bei der zweiten Variante war sein ganzer Oberkörper von Wunden übersäht und ich erfuhr von Kíli, dass er diese habe, weil er ihm gerettet hat. Vor den Toren Mordors angeblich, dass ich mich fragte was in aller Welt er dort zu suchen hätte, hatte dann das Gefühl, es wäre um mich zu retten. In der dritten Situation rettete er wieder jemanden, dieses Mal einen Jungen und dabei wurde er von einem Dolch getroffen. Jedes Mal, wenn diese Visionen einsetzten, klammerte ich mich augenblicklich physisch mehr an Fíli, aus Angst, sie könnten sich bewahrheiten. Gesagt habe ich ihm nichts davon, ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Verständlicherweise begann ich, diesen verdammten Wald zu verfluchen, als ich gerade dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden griffen uns Spinnen an. Eine von ihnen drängte mich an einen Baum, dann spürte ich ein Stechen am Oberschenkel und fiel schlapp vorne über. Das Letzte was ich verschwommen wahrnahm war, dass mein Bruder sich auf die Spinne neben mir stürzte, dann erfasste mich Schwärze.

Auch das Aufwachen war nicht besonders erfreulich, ich lag auf dem Boden, mein Rücken schmerzte etwas und mein Körper fühlte sich taub an. Irgendetwas klebriges Weisses umgab mich, aber ich hatte nicht die Kraft, es zu entfernen. Plötzlich spürte ich jemanden neben mir und das Zeug, das mein Gesicht bedeckte, wurde vorsichtig entfernt. Lächelnd legte Fíli mir kurz die Hand auf die Wange, ehe er den Rest meines Körpers grob von dem, was ich bald als Spinnweben identifiziert hatte, befreite. Ganz weg waren die Spinnen selber allerdings noch nicht, dass wir gegen sie kämpfen mussten, was alles andere als einfach war, ich hütete mich ganz besonders davor, noch einmal von einer gestochen zu werden. Auf einmal begannen die Tiere sich etwas zurückzuziehen, ehe ich wusste wieso, waren wir von Elben umringt, die ihre Bogen gespannt hatten und auf uns zielten. Ein blonder Elb, der als Erster aufgetaucht war und offenbar der Anführer war, befahl, dass man uns durchsuchen sollte.

Isildurs ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt