Wahrscheinlich war ich auf einmal eingedöst oder hatte gar geschlafen, ausser es war bereits recht viel Zeit verstrichen seit wir den Erebor verliessen. Kaum begann die Sonne aufzugehen, kamen ein paar Elben und befreiten mich endlich. Meine Hände und Beine waren von der Kälte ganz taub, aber bei den Händen war es sicher auch wegen der Fesseln. Grob rissen mich die Elben hoch und als ich stand, banden sie mir die Hände wieder zusammen, so langsam hatte ich wirklich genug davon. Die gesamte Zeit, in der sich das Elbenheer formierte, musste ich daneben stehen und zusehen. Später taten die Menschen dasselbe, nur dass es bei ihnen nicht so organisiert wirkte, wie bei den Elben. Ein elbischer Krieger packte mich und führte mich den gesamten Weg, bis vor das Tor des Erebors. Damit man mich nicht gleich sah, war ich mitten zwischen den Elben, in ungefähr der sechsten Reihe von vorne. Da ich doch über einen halben Kopf kleiner war als die Elben, ging ich in der Masse unter. Etwa auf Befehl des Elbenkönigs, stopfte mir der Elb, der für mich verantwortlich war, ein Stück Stoff in den Mund, dass die Zwerge bloss nicht zu früh merkten, dass ihre Feinde mich hatten.
Nach und nach tauchten auch die Zwerge auf der Bergzinne auf, in ihren Gesichtern spiegelte sich Entschlossenheit und Stolz wieder, nur einer schien niedergeschlagen zu sein, Fíli. Dass meinem Bruder das Ganze auch nicht gefiel, war sowieso klar, dennoch war seine Miene, zumindest für Fremde, wie aus Stein gemeisselt. Jedoch konnte ich darin Sorge und sogar Angst erkennen, die er versuchte, mit Gelassenheit und Selbstbewusstsein auszugleichen.
Thorin war auf Krieg aus und schoss einen Pfeil zu Füssen Thranduils, als dieser mit Bard an seiner Seite nach vorne ritt. Er provozierte den Elben sogar, aber das Heer richtete unterdessen jeder ein Pfeil auf die Zwerge, welche zuvor wegen Thorins Aussage gejubelt hatten. Alle ausser Thorin wichen zurück, dieser starrte nur ungläubig zurück. Zum Glück wurde der Befehl gegeben, nicht zu schiessen und alle versorgen die Pfeile wieder.
"Wir sind hier um Euch zu sagen, dass die Begleichung Euer Schuld angeboten und angenommen wurde", verlautete Thranduil.
"Begleichung? Ich habe Euch nichts gegeben, Ihr habt nichts", knurrte Thorin bloss. Da zog Bard etwas aus der Tasche und hob es in die Luft, der Arkenstein wie ich mir dachte. Ebenfalls vorhersehbar war Thorins Reaktion, er glaubte es nicht. "Das ist eine Täuschung!"
"Es ist keine Täuschung", hörte ich Bilbos Stimme, die vom Erebor her kam. Zum Glück war er in Sicherheit. "Der Stein ist echt... Wi-ich habe ihn ihnen gegeben." Als er von Thorin gefragt wurde, woher er ihn habe, sagte der Hobbit ausgerechnet die Wahrheit, dass er ihn zunächst behalten wollte. Danach wagte er sich weiter und sagte dem Zwergenkönig, dass er ihn ihm geben wollte, dieser sich aber verändert hatte. Kaum hatte Bilbo das Wort Treue in den Mund genommen, ging Thorin auf ihn los, dann befahl er seinen Gefährten, dass sie den Hobbit über den Wall werfen sollten, zum Glück rührte sich keiner. Doch da wurde Thorin noch wütender und ging auf Fíli los, einen Moment fürchtete ich, er würde sogar ihn stattdessen hinunterwerfen. Bald hatte sich der junge Zwerg aber wieder losgerissen, ich atmete erleichtert aus, während Thorin den Hobbit selber packte, auf die Steinmauer legte und ihn runterstossen wollte. Im letzten Moment ging mein Bruder dazwischen.
"Thorin lass das. Er wollte doch nur helfen, ja? Geh und sprich mit den Elben, dann bekommst du den Arkenstein sicher wieder zurück", ermutigte er ihn. Tatsächlich liess der Zwerg Bilbo los, welcher es eilig hatte, den Berg zu verlassen. Eine Weile rührte Thorin sich nicht, dann stemmte er seine Hände auf den Stein.
"Nein. Wieso sollte ich etwas zurückkaufen, das rechtmässig mir gehört?" Sofort stiess er sich wieder ab und wanderte aufgeregt auf und ab. "Ich töte Euch alle, ich schwöre es!"
"Euer Schwur ist nichtig", belehrte ihn Thranduil. "Dann wollt Ihr uns also die Edelsteine und das Gold nicht geben?"
"Eher sterbe ich. Nein, ich werde Euch töten und mir mein Geburtsrecht zurückholen"
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Isildurs Erbe
FanfictionEigentlich hätte es ein wunderbarer Tag werden sollen, aber mittlerweile müsste ich wissen, dass das Leben nicht vor Unglücken, Katastrophen oder Schicksalsschlägen gefeit ist... Dennoch verborg dies gewisse und ungeahnte Überraschungen. Diese Erei...