Kapitel 12

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"Wa-warte. Sauron? Der dunkle Herrscher? A-aber was will der denn von mir? Und ist er nicht tot?"

"Offenbar hat sein Geist überlebt oder e kommt von sonst jemandem, ich könnte mir vorstellen, er hat noch immer Anhänger. Was er will weiss ich leider nicht. Hier steht nur, dass auf deine Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt ist. Allerdings will man dich lebend, dementsprechend beträgt die Belohnung für dich, wenn du lebst sechzig Goldstücke und wenn du tot bist nur zwanzig"

"Wieso sollte er mich suchen? Habe ich ihm was getan? Nein, ich weiss es. Weil ich Isildurs Erbe bin, stimmt's? Er will sich rächen und verhindern, dass ich auf den Thron komme"

"Es kann sein."

"Also suchen sie auch meinen Bruder?"

„Nein. Aber Thorin Eichenschild. Ihn indessen will er tot, die Belohnung beträgt dreissig Goldstücke."

"Was hat das zu bedeuten? Was will er von uns beiden? Ausserdem habe ich überhaupt nichts mit Thorin zu tun. Und warum mich lebend? Das macht keinen Sinn"

"Das versteht auch keiner von uns. Heute Abend ist ein Rat der Weisen angesetzt, vielleicht kommt dabei etwas raus."

"Hoffentlich, ja." Zum Glück merkten die beiden, dass mich das Ganze recht verstörte, deshalb meinten sie, ich solle doch mein Frühstück zu mir nehmen und danach entscheiden, ob ich mich weiter mit dem Thema beschäftigen wollte oder nicht. Für mich stand die Antwort bereits fest, das würde ich nicht tun, immerhin war ich hier in Bruchtal sicher. Hoffte ich zumindest.

Nach dem Essen ging ich wieder in mein Zimmer, seltsamerweise hatte mir diese Botschaft die Laune verdorben und ich hatte keine Lust, die Zwerge zu treffen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, dass ich von diesen besucht werden würde. Nun gut, die Initiative kam bloss von einem, Fíli. Der Grund war, dass er mir seinen Bruder vorstellen wollte, eigentlich auch noch Thorin, aber der war ebenfalls nicht gut gelaunt, was an diesem Ort und vor allem an den Elben lag. Aus irgendeinem Grund erinnerte mich Fílis Bruder ein wenig an meinen eigenen Bruder, nicht nur vom Aussehen her.

Wie erwartet, wurde auch dieser Tag unterhaltsam, besonders als Fíli sich gerade beim Ankommen zu mir hin beugte und mir zuflüsterte, ich solle doch irgendetwas auf Khuzdul sagen, was ich dann auch tat. Noch ehe der blonde Zwerg seinen Bruder vorstellen konnte, begrüsste ich diesen bereits, auf Zwergisch. Auch Kíli, Fílis fünf Jahre jüngerer Bruder, staunte nicht schlecht, als er erfuhr, was ich so alles über Zwerge wusste. Kíli wollte dies sofort allen anderen Zwergen mitteilen, besonders seinem Onkel, der in Angehörigen anderen Völkern meistens nur das Schlechte sah. Schlussendlich lief es darauf hinaus, dass die Zwerge mich mitschleppten zu ihren Freunden und mich allen vorstellten. Nun gut, nicht allen, da Thorin Eichenschild, deren Anführer und einer seiner engsten Freunde fehlten. Glücklicherweise konnte ich die Brüder dazu überreden, nicht gleich damit herauszuplatzen, wie viel ich über ihr Volk wusste und ihre Sprache sprach. So waren wir bloss in Gespräche vertieft, die aber hauptsächlich Fíli und Kíli leiteten, zumindest was die Zwerge anging, die beiden waren fast die einzigen, die mir direkt Fragen stellten, aber wenn ich dann etwas wissen wollte, gab es schon welche, die ebenfalls antworteten. Wenn ich Glück hatte noch eine Gegenfrage stellten. Plötzlich wurde die Tür aufgestossen und zwei weitere Zwerge traten in den Raum. Fast augenblicklich fiel der Blick des angekommenen Schwarzhaarigen auf mich und er wollte wissen, wer ich sei und was ich hier tue.

"Lhindril, Tochter von Arathorn. Ich lebe in Bruchtal und wurde von Fíli und Kíli eingeladen, die Zwerge kennenzulernen."

"Das war ja wirklich rücksichtsvoll von meinen Neffen, aber ich muss Euch bitten, nun zu gehen, wir haben Wichtiges zu besprechen" Ein Grinsen konnte ich nicht verhindern.

Isildurs ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt