"Du bist dir sicher, dass du nicht kommen magst?", fragte mein Bruder im Türrahmen, "Besonders dich würde es freuen"
"Ja, ist gut. Ich komme vielleicht später. Momentan bin ich beschäftigt"
"Mit was denn? Lernst du Stammbäume auswendig oder bist du wieder am Khuzdul lernen?"
"Naja eigentlich weder noch. Vorher ein wenig. Mal dies Mal das", meinte ich gleichgültig. Warum konnte er es nicht lassen, mich so sehr zu necken, weil ich aus einem Grund unfassbar von der Kultur und Sprache der Zwerge interessiert war. Weshalb ich mich sehr damit beschäftige. Ich hatte Glück und Elrond lehrte mich gar die Zwergensprache Khuzdul. "Aber im Moment informiere ich mich über die Geschichte Mittelerdes. Um genau zu sein wundere ich mich über einen Satz; dass alle Verstorbenen warten würden, bis Mittelerde neu aufgebaut wird... glaubst du, das wird passieren? Oder ist schon einmal?"
"Wie meinst du das genau?"
"Naja, dass wir schon einmal gelebt haben und unser Leben bereits einmal durchlebt haben? Also dass alles bereits schon einmal passiert ist, vielleicht auch ein wenig anders."
"Das weiss ich wirklich nicht, aber es klingt nicht einmal zu absurd. Wer weiss. Du wärst in diesem anderen Leben ziemlich sicher ein Zwerg gewesen... oder hättest mindestens mit ihnen zu tun gehabt." Er grinste und zuckte mit den Schultern. "Na dann, ich bin wieder weg. Sollte es dich dennoch interessieren, wir sind auf dem Balkon" Kaum war mein Bruder weg und schloss die Tür, seufzte ich. Erst gerade vorhin war er mit meinem Pflegevater und dessen Zwillingssöhnen auf der Jagd gewesen und offenbar hatten sie dort jemanden getroffen. Aber mein Bruder wollte mir ja nicht verraten, um wen es sich handelte. Kurz überlegte ich tatsächlich nachsehen zu gehen, hatte aber irgendwie keine Lust aufzustehen. So aber legte ich das gelesene Buch zur Seite und nahm mir tatsächlich wieder einen zwergischen Stammbaum hervor. Zweimal ging ich die Namen des Stammbaumes durch, während ich sie mitlas, dann stand ich auf und begann die Könige aus dem Geschlecht Durins der Reihe nach aufzuzählen. Wenn es möglich war, fügte ich auch die Lebensdaten hinzu. Dafür, dass ich erst vor drei Wochen angefangen hatte, mich derartig stark mit zwergischen Stammbäumen zu beschäftigen, konnte ich sie fast schon auswendig. Nebenbei war ich noch mehrsprachig und sprach Westron- die gemeinsame Sprache Mittelerdes- Sindarin und Khuzdul. Und gar ganz wenig der schwarzen Sprache, aber mit dieser beschäftigte sich mehr mein Bruder. Die anderen beiden Sprachen konnte er auch, aber im Elbisch war er mir weit voraus, dafür verstand er weniger Khuzdul. Warum ich so viele Sprachen lernte, wusste ich nicht, es sollte wohl die übliche Langeweile in Bruchtal etwas ablösen. Seitdem mein Vater in meiner Anwesenheit bei einem Ausritt von einem ganz bestimmten Ork getötet worden war, lebten meine Mutter, mein Bruder Aragorn, den wir allerdings früher Estel nannten, um ihn zu schützen, und ich in Bruchtal. Elrond war so etwas wie ein zweiter Vater für mich geworden, aber irgendwie verstand ich mich fast besser mit Lindir, Elronds obersten Angestellten. Wobei, einmal wollte ich fast von hier wegrennen, weil ich mich fürchtete vor der Verantwortung. Als Erstgeborene war ich Anwärterin auf den Thron als hohe Königin über Arnor und Gondor. Zuerst war mir das wirklich zu viel, aber mit der Zeit ging es einigermassen, dennoch stand ich unter enormen Druck.
Die Sonne war bereits weit über ihren Zenit, als ich feststellte, dass ich an meinem Schreibtisch eingeschlafen war. Wahrscheinlich gäbe es in einigen Stunden Abendessen, davor wollte ich mir noch kurz die Beine vertreten gehen. Vielleicht traf ich ja gar auf Elronds Gast. Ich griff nach meinem Notizbuch und Schreibmaterial, ehe ich losging um einen meiner Lieblingsplätze aufzusuchen, um dort weitere Sätze in Khuzdul aufzuschreiben. Am besten lernte ich die Sprache, wenn ich Sachen aufschrieb, Gedanken oder Beschreibungen von etwas, das ich gerade sah. Kannte ich Wörter nicht, nützte ich ebenfalls das Buch, allerdings von der hinteren Seite her. Sobald Elrond Zeit hatte, brachte ich von ihm diese Wörter in Erfahrung, oder versuchte sie selber herauszufinden. Genau dasselbe tat ich mit dem Sindarin. Schon fast war ich bei dem Brunnen angekommen, als ich laute und vergnügte Stimmen hörte, die genau aus der Richtung kamen, in die ich ging. Das war für Bruchtal recht untypisch, die einzigen Geräusche waren natürliche, nur selten hörte man Lärm, den Elben verursachten. Nun gut, eigentlich fast nie. Höchstens Elrohir und Elladan, Elronds Zwillingssöhne waren manchmal eine Lärmquelle. Grinsend dachte ich an gewisse Streiche, die die beiden, mein Bruder und ich anderen Elben gespielt hatten. Beispielsweise hatten Aragorn und ich vor kurzem einen abgelenkt, während die Zwillinge seine Tunika mit Pfeilen im Erdboden feststeckten, danach zeigten auch sie sich und stahlen einen Dolch des Elben, der ihnen nachrennen wollte, aber stolperte und der Länge nach hinfiel.
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Isildurs Erbe
FanfictionEigentlich hätte es ein wunderbarer Tag werden sollen, aber mittlerweile müsste ich wissen, dass das Leben nicht vor Unglücken, Katastrophen oder Schicksalsschlägen gefeit ist... Dennoch verborg dies gewisse und ungeahnte Überraschungen. Diese Erei...