Kapitel 15

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Es war Azgos Gefolgsork, den ich zu töten geglaubt hatte. Stattdessen schien ich ihm bloss das Augenlicht auf einem Auge genommen zu haben.

"Oh verdammt", murmelte ich leise, denn offenbar hatte der Ork mich entdeckt. Sofort hörte ich den blonden Zwerg fragen, was los sei. "Ihr Anführer... er war dabei, als Vater getötet wurde... ich glaube es ist meine Schuld, dass er jetzt blind ist. Damals warf ich ihm nämlich einen Dolch ins Auge und dachte, er wäre tot." Kurzerhand drückte der Zwerg mich nach unten, dass mein Kopf nur noch knapp über den Rand lugte.

"Bleib unten, wenn er dich nicht gesehen hat, soll er es nicht jetzt noch tun."

"Ich glaube, das hat er ohnehin schon.", brummelte ich, hörte den Ork dann etwas in schwarzer Sprache befehlen. Er wollte alle tot haben, also sah er mich etwa nicht, was hiess ich müsste unten bleiben. Um es bequemer zu haben, liess ich mich weiter sinken und zog die Beine an. Sobald Fíli den Positionswechsel bemerkte, grinste er kurz, doch dann schrie er den Namen seines Bruders. "Was ist?", fragte ich erschrocken, wollte mich aufrichten, wurde aber gestoppt.

"Er wollte das Tor öffnen, aber der Orkanführer hat ihn mit einem Pfeil ins Bein getroffen"

"Oh nein" Auf einmal gab es einen Ruck und das Fass setzte sich wieder in Bewegung, irgendjemand, vielleicht Kíli hatte es doch geschafft, das Tor zu öffnen. Damit mir nicht schlecht wurde, richtete ich mich wieder so, dass ich ungefähr sah, was um mich herum geschah.

Irgendwie schafften wir es dann, diese rasante Fässerfahrt hinter uns zu bringen und ich war recht froh, dass ich das schaukelnde Ding verlassen konnte. Nichtsdestotrotz musste ich zugeben, dass es teilweise sogar ein wenig Spass gemacht hatte. Nachdem wir alle am Ufer waren, wollte Fíli einen Blick auf die Wunde seines Bruders werfen, dieser zeigte sie ihm nicht gerade freudig. Thorin drängte, wir sollten sofort weiter, aber nach etwas argumentieren gab er uns zwei Minuten, um Kílis Bein zu verbinden. Plötzlich machte ich eine Person auf einem Überhang oberhalb von uns aus, dieser schoss einen Pfeil auf uns, den Dwalin mit einem Ast abfing. Kíli, der irgendetwas werfen wollte, bekam diesen Gegenstand aus der Hand geschossen.

"Tut das noch einmal und Ihr seid tot", warnte der Bogenschütze. Balin machte sich augenblicklich daran, mit ihm zu verhandeln, dass wir auf sein Boot konnten, nach einer Weile stimmte er sogar zu, allerdings nur als wir ihm mehr Geld boten, wenn er uns in die Seestadt schmuggelte. Kaum auf dem Kahn, brachten alle Zwerge ihr Geld zu Balin, der schaute, dass wir genug hatten, was aber nicht der Fall war. Zwischendurch bekam ich noch mit, dass der Mann, der uns half, Bard hiess. Auf einmal stürmte Fíli aufgeregt zu mir und zerrte mich zum Bootsrand, wo er in die Ferne deutete. Dort sah ich zwischen Nebelschwaden hindurch den Erebor und ich kuschelte mich eng an meinen Freund. Der Moment dauerte nicht lange, um genau zu sein, bis Bard zu uns kam und das Geld wollte, weil bereits die ersten Wachen auftauchten. "In die Fässer schnell..." Dann wandte er sich an mich, "Ihr könnt draussen bleiben, ich werde behaupten, ich hätte Euch vor dem Ertrinken gerettet." Ein wenig lächelte ich, es entsprach halbwegs der Wahrheit. "Setzt Euch doch irgendwo hin." Nickend kam ich dem Befehl nach, nachdem Fíli mich losliess und in einem Fass verschwand. An einer Anlegestelle stieg Bard vom Boot und begann mit einem Mann zu reden.

"Was sagt er?" hörte ich einen Zwerg wispern, aber ich selber konnte es auch nicht verstehen, leider. Doch wie Bard ihm ein Geldstück reichte und sie sich die Hand schüttelten, wurde ich misstrauisch, wollte die Zwerge gerade warnen, als der Kahnführer wieder zurückkam und mir zuzwinkerte. Anschliessend merkte, ich, was die beiden offenbar ausgehandelt hatten, die Fässer wurden, um die Zwerge verschwinden zu lassen, mit Fisch gefüllt. Bald darauf erreichten wir auch schon das Zolltor, aber die Wache war freundlich und wollte uns gerade durchlassen, als ein schwarzhaariger, buckliger Mann der Wache die Papiere aus der Hand riss und nicht wollte, dass Bard Fisch in die Stadt einführte, da es ihm nicht gestattet war.

Isildurs ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt