Die Krönung Balins fand einen Monat nach Kílis Beerdigung statt. Der junge König machte sich lange Vorwürfe, da er nicht bei seinem Onkel war, als er starb. Auch wegen Líli, die noch nie die Möglichkeit hatte, sich richtig von einem Familienmitglied zu verabschieden. Seit sie erfahren hatten, dass ihr Onkel seinen Verletzungen erlag, verliess die Halbzwergin kaum mehr die Gemächer, wo sie ihre erste Nacht nach der Rückkehr zum Erebor verbracht hatten. Nur einmal konnte Balin sie überzeugen rauszukommen, indem er ihr sagte, dass sie nun in de Gemächer ihrer Eltern einziehen könnten. Doch seither wollte sie jene Räumlichkeiten nicht mehr verlassen.
Jetzt, am Vorabend seiner Krönung, hatte der Halbzwerg Bedenken, ob sie für die Zeremonie rauskommen würde. Zwar wusste er, dass sie fast kommen musste, aber er würde sie nicht dazu zwingen. Ausserdem hatte er momentan auch genug andere Sorgen. Er fürchtete, dass wieder etwas passieren wie an seinem 25. Geburtstag und man versuchen würde, die Geschwister loszuwerden. Vorsorglich hatte er Dwalin davon berichtet, der sofort beinah die ganze Wache des Berges mobilisierte um den König zu schützen. Eine Leibgarde wollte er ebenfalls erstellen um zu verhindern, dass den beiden zu einem späteren Zeitpunkt etwas zustiess. Beide Geschwister konnten in der Nacht kaum schlafen, bis Líli sich zu Balin ins Bett kuschelte, wie sie es seit Jahren nicht mehr machte.
So viele Leute versammelt hatte er nicht mehr gesehen, seit er ein Junge war, merkte Balin, als er den Thronsaal betrat. Seine Schwester befand sich an seiner Seite, was sich so zwar nicht gehörte, aber der einzige Weg war, sie dazu zu bewegen mitzukommen. Doch auf der Treppe vor dem Thron musste er sie schliesslich loslassen und sie stellte sich hin, wie Balin es ihr eingeschärft hatte. Nach einem Lächeln ging er auf der Treppe in die Knie, dass er vor Yastin kniete. Aus einer Truhe nahm er die Krone und hielt sie über Balins Kopf. Ehe er sie ihm aufsetzte, musste der Halbzwerg den Gelübden zustimmen und das auch noch auf Khuzdul.
"Balin, Sohn von Fíli", wechselte der Ratsvorsitzende dann die Sprache, "seid hiermit gekrönt zum König unter dem Berge und König über Durins Volk" Während er sprach setzte er die Krone langsam auf seinen Kopf und Balin erschrak ein wenig ob dem Gewicht. Er erinnerte sich noch, wie er seinen Vater an seinem 25. Geburtstag gefragt hatte, ob er als Prinz die Königskrone bekomme. Lachend hatte Fíli abgewunken und ihm gesagt dass er diese erst bekäme, wenn er selber König sei. Und wie sein Vater ihm daraufhin versicherte, dass er nicht vorhabe, sie so bald zu verlassen. Als Balin aufgefordert wurde sich zu erheben, spürte er Tränen in seinen Augen. Nach dem Umdrehen fiel ihm auf, dass alle Anwesenden bereits knieten. Nach wenigen Augenblicken bat er sie, wieder aufzustehen. Er atmete tief durch um dann ein paar Worte zu sagen, wie Yastin es ihm riet. Leider merkte er, dass er plötzlich alles vergessen hatte, was er sagen wollte.
"Sehr geschätzte Gäste", fing er schliesslich an und wünschte sich, er hätte nicht alle Aufmerksamkeit auf sich. "Ich bedauere den Tod meiner Eltern und den meines Onkels sehr. Es sollte eigentlich mein Vater sein, der hier steht. Oder eben auch nicht, denn wenn er noch leben würde, dann fände keine Krönung statt. Jahrelang hatte ich Bedenken, dass ich dem Amt nicht gewachsen wäre, bis man mir vor wenigen Wochen versicherte, dass man sich schnell daran gewöhnt und ich ganz nach meinem Vater käme. Was ich damit sagen will, ich möchte dieses Reich so regieren, wie mein Vater es vor mir tat und ich hoffe, dass ich allen hier ein guter König sein kann. Sollte ich etwas nicht zufriedenstellend erledigen, wäre ich froh, darüber informiert zu werden, ganz besonders jetzt am Anfang" Obwohl er nicht damit gerechnet hatte, erklang tosender Applaus. Im nächsten Moment umarmte ihn Líli.
"Das war schön", sprach sie.
"Danke sehr. Und jetzt machen wir dich zur Prinzessin, ja?"
Nur gut eine Stunde nachdem die Feier begann, verliess Líli den Thronsaal, da sie sich zurückziehen wollte. Balin machte es nicht so viel aus, er war immerhin schon froh, dass sie für einige Stunden unter Leuten war und sich überreden liess, mitzukommen. Wenn er ganz ehrlich war, wäre es auch ihm lieber, wenn die Feier bald zu Ende wäre oder er auch gehen könnte, aber ihm blieb keine Wahl.
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Isildurs Erbe
FanfictionEigentlich hätte es ein wunderbarer Tag werden sollen, aber mittlerweile müsste ich wissen, dass das Leben nicht vor Unglücken, Katastrophen oder Schicksalsschlägen gefeit ist... Dennoch verborg dies gewisse und ungeahnte Überraschungen. Diese Erei...