"Marie-Antoinette ist schön, finde ich." "Marie-Was?" "Marie-Antoinette! Ich glaube so hieß mal eine französische Königin." "Ah", murmle ich. "Und?" "Und was?" "Wie findest du ihn?" "Wen?" "Den Namen. Marie-Antoinette." Julie seufzt genervt. "Ja, sehr schön." "Ich seh dir doch an, dass du ihn bescheuert findest!" Ich nicke langsam. "Was findest du denn schön?" "Was immer du schön findest." Oh mann, was bin ich für ein Arschkriecher. "Was, wenn es keine Marie-Antoinette wird?" frage ich leise und erwarte keine Antwort. Wenn Julie sagt es würde eine Marie-Antoinette werden, dann würde es auch so kommen. "Wenn es keine wird dann wird es ein Ludwig." meint Julie ohne zu zögern. "Ludwig?" frage ich und versuche so zu wirken, als würde mich das hier wirklich interessieren. "Er war auch König von Frankreich." "Ich dachte der hieß Louis." sage ich leise. Sie hört mich nicht. "Wäre das okay für dich? Ich meine, du solltest ja auch einverstanden sein." Nein, eigentlich wäre es egal. Ich tue so, als würde ich überlegen. Dann nicke ich, versuche ein Lächeln "Hört sich gut an." Sie fällt mir um den Hals und küsst mich kurz. "Danke Schatz, dass du mich nicht allein lässt. Ich liebe dich." "Ich dich auch?" Warum klingt das eine Frage? Eigentlich sollte mir das doch klar sein.
Vor genau einem Monat hat Julie mir gesagt, dass sie schwanger ist. Von mir. Sie hat geweint und gefragt was ich jetzt tun würde und ich habe gefragt ob ich etwas tun sollte. Da musste sie lachen und hat sich an meinem T-shirt den Rotz abgewischt. Plötzlich war alles wieder gut und sie hat alles vorbereitet es unseren Eltern zu sagen. Ich habe gesagt, dass ich es meinem Vater lieber persönlich sagen würde, was sie verletzt hat, aber nicht sehr. Mit ihren Eltern sind wir in ein schickes Restaurant gefahren und haben es ihnen noch vor dem Hauptgang gebeichtet. Oder eher sie. Sie hat gebeichtet und ich habe nichts gesagt. Ihre Eltern waren sehr geschockt. Dann haben sie gefragt, ob sie einen Termin für die Abtreibung ausmachen sollten und Julie verkündete, dass sie das Baby behalten wollte. Dann stand ich unter Schock, ihre Mutter fing an zu weinen und ihr Vater brüllte herum, bis wir gebeten wurden, dass Restaurant zu verlassen. Vor dem Restaurant ging es weiter. Warum hatten wir nicht besser aufgepasst? Warum hatte ich nicht besser aufgepasst? Was hatten wir uns dabei gedacht? Für ein Kind war doch noch immer später Zeit. Ich sagte nichts. Irgendwann beschimpfte mich Julies Vater nur noch, während ich dastand und die beiden weiblichen Anwesenden heulten. Als sich alle beruhigt hatten, meinten ihre Eltern, dass sie das nun erst einmal verdauen mussten und fuhren mit Julie weg. Ich stand alleine in der Nacht und fragte mich was ich getan hatte.
Julie stellt die rund zehn Namensbücher zurück in die Regale. "Nicht vergessen, nachher gehen wir noch zu diesem Theaterstück." Ich nicke. Als wir die Bibliothek verlassen, merken wir, dass unsere Mittagspause gleich zuende ist und fangen an zügig zu laufen. Ich habe Mathe. Die Mathematik und ich führen eine Art on/off-Beziehung. Ich würde es auch Hass-Liebe nennen. Was Julie für ein Fach hat weiß ich nicht, obwohl ich ihren Stundenplan auswendig können sollte, wie es sich für einen richtigen Freund gehört.
In Mathe male ich die Kästchen meines Hefts aus. Blau, rot, blau, rot... "Ich würde dich nur ungern in deiner Konzentration stören Benjamin, aber würdest du die Güte besitzen, die Aufgabe sieben, auf Seite 63 an der Tafel vorzurechnen?" Nein danke. Meine Güte ist für heute aufgebraucht. Ich gehe an die Tafel. Schreibe. Schreibe. Schreibe. "Benjamin, bitte komm nach dem Unterricht zu mir." Ich setze mich wieder und betrachte zufrieden mein Kunstwerk. Ein Löwe, der die Funktion frisst. Sehr gut gelungen. Danke für den imaginären Applaus.
"Benjamin, du scheinst mir in letzter Zeit ein wenig abgelenkt zu sein." Langsam weiß ich, dass ich Benjamin heiße. "Gibt es irgendwelche Probleme, mit denen du über mich reden willst?" "Ja klar, ich schildere meinem Mathelehrer meine Probleme. Vielleicht finden sie ja den richtigen Lösungsweg." "Benjamin, ich meine es ernst. Ich kann dir helfen." Ich schnaube verächtlich und verlasse den Raum. Wenn der nur wüsste.
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Mann im Mond
Romance"Ich bin Steve." Ich ignoriere ihn und setzte mein letztes Gläschen an die Lippen. "Und du?" Ich trinke. "Der Mann im Mond", sage ich einer Eingebung nach. Was will der von mir? Steve lacht laut auf.