Schlag auf Schlag

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Nach Schulende verbringe ich extra viel Zeit an meinem Schließfach. Tom lehnt neben mir an der Wand und tippt wie wild auf seinem Handy herum. Trotz Handyverbots in der Schule. Will er das Display zertrümmern? "Was geht nachher bei dir?" fragt er, ohne aufzusehen. "Theater." antworte ich und schlage die Schließfachtür zu. "Na dann, have fun Alter." er hält mir seine Handfläche hin. Ich schlage ein.

Ich stehe mit Julie vor dem Theater, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Sie hält meinen Arm fest. "Also das Stück heißt Mann im Mond und es geht um eine Frau die sich in den Mond verliebt. Die Gruppe hat es selbst geschrieben." Julies Mutter spielt in einer Theatergruppe und wir gehen zu jeder Premiere. "Und nachher dann noch Aftershow-Party." Julie sieht mich mit leuchtenden Augen an. "Was?" Mein Vater würde mich umbringen. "Nur ein kleiner Empfang mit der Gruppe und allen die Mitgewirkt haben. Es gibt was zu trinken." erläutert mir Julie. "Schon klar, aber ich kann nicht kommen. Sorry." entschuldige ich mich. "Warum nicht?" "Weil ich, ähm, mit meinem Vater esse." "Dein Vater ist doch auch eingeladen." lacht Julie. "Was?" Das ist keine gute Idee. "Er hat schon zugesagt." Oh nein. Warum hatte mein Leben so großen Spaß daran mir immer wieder in die Fresse zu treten?

Nach dem Vorfall im Restaurant war  ich eine Weile nicht in der Schule. Ich verließ mein Bett kaum und auch sonst tat ich nicht viel, außer zu denken. Nachdem ich mich drei Tage lang komplett von der Außenwelt abgeriegelt hatte, schaltete ich zum ersten Mal wieder mein Handy an. Julie hatte mir 143 SMS geschrieben und 73 Mal angerufen. Das war gruselig. Julie war eigentlich nicht der nervige Typ. Außerdem war sie jeden Tag einmal vorbeigekommen und hatte geklingelt. Ich stand immer hinter der Haustür und habe sie durch den Türspion beobachtet. Ich glaube sie wusste das ich dort stand. Jedenfalls hatte ich nach diesen drei Tagen beschlossen, mit meinem Vater zu reden. Wenn ich danach noch lebte würde ich vielleicht wissen, was zu tun war.

Ich ging runter in die Küche, in der mein Vater saß und Zeitung laß. "Ich muss mit dir reden." sagte ich und versuchte nicht nervös zu klingen. Keine Reaktion von ihm. "Julie ist von mir schwanger." sagte ich leise. "Wenn du etwas zu sagen hast, sprich lauter." hörte ich seine gereizte Stimme hinter der Zeitung. "Ich habe Julie geschwängert."  Die Ohrfeige tat weh, aber ich war darauf vorbereitet. "Ist das wahr?" fragte er. Ich nickte. "Ich habe gefragt, ob das wahr ist!" brüllte er. "Ja." sagte ich. Er schlug mich in den Magen und ich klappte zusammen. "Man sollte wissen, das man seinen Schwanz nicht in jedes Loch stecken darf."  Ich krümmte mich zusammen. "Steh auf."  Langsam zog ich mich hoch. "Junge, wenn ich noch einmal etwas höre,  wenn ich Ärger wegen dir bekomme, dann glaub mir wirst du keinen Spaß mehr haben!"  Er setzte sich wieder. "Jetzt geh mir aus den Augen."  Ich schlurfte langsam aus dem Zimmer und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Indirekt hatte er gesagt: "Wehe du verlässt sie."  Dann war mein nächstes Problem also auch gelöst.

Mann im MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt