Regenbogeneis

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Wir verlassen die Schule zu zweit. Zum ersten Mal seit langem. Ich atme hörbar ein und aus. "Komm gehen wir zur Eisdiele in den Park!" bestimmt Tom. Er hat es wirklich ernst gemeint. Ich schaue ihn schräg an. "Sorry Kumpel, kein Geld dabei." entschuldige ich mich. "Ich spendier dir eins." beschließt er. Wow, heute ist ein denkwürdiger Tag. Wir laufen schweigend zum Park und dort angekommen steuert Tom sofort auf die Eisdiele zu. Ich setze mich auf eine Bank und warte auf ihn. Es ist nicht besonders viel los. Tom scheint mit dem Eisverkäufer zu diskutieren. Wie jedesmal. Tom muss mit jeden über seine Sonderwünsche diskutieren. Als er wieder kommt drückt er mir triumphierend eine Eiswaffel in die Hand. "Danke dem Herrscher des Eises!" "Danke!" sage ich und glotze mein Eis an. "Was ist das?" "Ich habe den Eisverkäufer dazu gebracht, dir ein Regenbogeneis zu machen!" Ich schaue beeindruckt die kleinen aufeinandergeklatschten Eisschichten an. "Wow." "Zitrone, Himbeer, Pistazie, Malaga und Schlumpfeis." er grinst mich an. "Schlumpfeis." echoe ich. Was haben alle in letzter Zeit mit Regenbogen? Nicht, dass ich etwas gegen Regenbogen hatte, aber seltsam war es schon.

Tom schaut mich erwartungsvoll an. "Geilstes Eis ever, Alter!" Ich halte ihm meine Faust hin und er schlägt ein. "Immer wieder gerne."

Er selbst hat sich sein gewünschtes Eis bestellt. Mit extra viel Streuseln.

Im Park gibt es einen Ententeich. Als Tom zu seinem Geburtstag ein ferngesteuertes Boot bekommen hatte, waren wir gleich zu dem Teich gegangen. Unter die Enten hatten sich leider ein paar Undercover-Agenten der Gänse gemischt und die fanden das Boot auf dem See gar nicht witzig. Anscheinend dachten sie, es würde ihre Tarnung auffliegen lassen. Also machten das Boot kaputt. Tom wurde sauer und griff eine Gans an. Dafür musste er allerdings in den See. Die Gans war ihm weit überlegen und am Ende musste er ins Krankenhaus. Ich habe die ganze Zeit nur zugesehen. Ihm nicht geholfen. Keine Hilfe geholt.

Ich muss zugeben. Dieses Eis ist das Beste, was die Welt je gesehen hat. Ich schaue auf den See. "Was geht eigentlich bei dir und Julie?" versucht Tom ein Gespräch zu starten. "Sie ist immernoch schwanger." Wir hören auf zu reden. "Oh mein Gott! Wo bekommt man so ein Eis her?" fragt plötzlich eine Stimme neben mir. Nicht Toms Stimme. Tom ist kein Typ der aufgekratzt klingt. Ich hebe vorsichtig meinen Kopf. Vor mir steht ein Typ mit seinem Hund. Der Typ ist groß und der Hund ist es auch. Ich kenne ihn irgendwo her. "Und?" fagt er nochmal. Ich nicke in Richtung der Eisdiele. "Daher." "Danke!" Er grinst mich an und geht weg. "Ich glaube ich sollte das patentieren lassen." meint Tom mehr zu sich als zu mir. "Was?" frage ich trotzdem. "Na das Eis. Ich glaub da kan  ich richtig viel Kohle mit machen." Ich nicke anerkennend. "Gute Idee, Alter."

Mann im MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt