Knallharter Plüsch-Tom

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Ich lasse mich neben Tom auf meinen Platz fallen. Gerade noch rechtzeitig, bevor es klingelt. Tom ist mein bester Freund, seit...seit wann eigentlich? Soweit ich mich erinnern kann ist Tom schon immer dagewesen. "Mal wieder zu lang mit deinem Mädel rumgeknutscht?" Er grinst mich an. Ich verdrehe nur die Augen und ziehe mein Geschichtsbuch aus dem Rucksack. Tom ist einer der Einzigen der vermutet, dass ich nicht auf Julie stehe, wie ein Besessener, und es wahrscheinlich auch nie getan habe. Doch das sagt er mir nicht, sondern witzelt immer nur herum. Ich spüre das er es weiß. Wir haben so eine magische Verbindung. Spaß beiseite. Ich kenne ihn einfach gut. "Guten Morgen." vermute ich das leise Stimmchen von Herr Pfister zu hören. Bin mir aber nicht sicher. "Guten Morgen" bekommt er ziemlich laut zurück und er zuckt zusammen. Unsere Klasse macht sich eigentlich nie die Mühe einen Lehrer zu begrüßen, aber bei Herr Pfister muss man einfach eine Ausnahme machen. "Also dann wäre es jetzt nett von euch, im Buch die Seite 29 aufzuschlagen." Er faltet nervös seine Hände.

"Heute schon was vor?" fragt mich Tom. Ich zucke nur die Schultern. "Musst meinen wandelnden Terminplaner fragen."

Irgendwann an einem Sommernachmittag in den Ferien, wir lagen gerade auf der Wiese im Freibad, fragte mich Tom aus heiterem Himmel: "Alter, bist du eigentlich schwul." Ich schaute ihn verwirrt an "Ne, warum glaubst du das?"  Tom überlegte sich seine Antwort sehr lang und schaute zum wolkenlosen Himmel. "Na weil du noch keine Freundin hattest." Jetzt war ich noch verwirrter. Mein Gehirn war, als ich vierzehn war, noch nicht ausgewachsen. "Muss man denn schon eine haben?" fragte ich "Nein, aber du warst noch nie verknallt." Ihm war das sichtlich unangenehm. Er sah mich nicht an, sondern starrte weiter in den Himmel. Jetzt starrte ich auch. " War ich wohl." log ich. "Nein." "Doch!"  "Vielleicht hab ich die Richtige ja nich nicht getroffen!" verteidigte ich mich. "Schulengelaber." Ich boxte ihn "Halt die Fresse." Er boxte zurück. Tom konnte schon immer fest zuschlagen, sogar seine sanftesten Schläge schmerzten und man bekam blaue Flecken von ihnen. "Ich bin Liebesunfähig." beschloss ich und drehte mich auf den Bauch. "Klingt logisch." beendete Tom das Thema, von dem wir seitdem die Finger ließen.

"Lass mal wieder was machen." sagt Tom nach der Stunde zu mir. "Zocken?" frage ich. "Nein, so rausgehen. Ich hab Bock auf ein Eis." "Eis?" Tom will ein Eis? Tom der harte Typ? Okay es ist März. Das macht es zu einer etwas härteren Sache. "Ja! Eis. Aber nicht irgendein Eis. Einen richtig fetten Eisbecher mit Schokoladensoße und Zuckerstreuseln." Ich hob eine Augenbraue an. Tom zwinkerte mir zu. "Ein Männernachmittag halt. Ohne zocken. Wie in den guten alten Zeiten." "In den guten alten Zeiten haben wir auf unseren Gameboys Pokemon gezockt." murmle ich. Er fuchtelt mit seinen Händen vor meinem Gesicht rum. "Genau die Zeiten meine ich. Irgendwann wurden wir rausgeschickt und manchmal haben wir Geld für ein Eis bekommen." Ich nicke "Ich glaube, ich erinnere mich."

In dem Moment kommt Julie zu uns. "Hi Jungs, was gibt's?" Sie schnappt sich meine Hand. "Macht es dir was aus, wenn ich deinen Prinzen einen Tag entführe? Vielleicht könnt ihr ja heute mal ohne euer Techtelmechtel auskommen." Julie wird rot. "Natürlich." Dann huscht sie davon zu ihren Freundinnen.

Julies Freundinnen wollten mich irgendwann auch kennenlernen. Sie stellten sich mir nacheinander vor und umarmten mich. Dann hatte ich ihre Namen auch schon wieder vergessen. Sie fragten mich bescheuerte Fragen und kicherten albern herum. Da erinnerte ich mich, warum ich nicht gerne mit Mädchen abhing, vermied von da anTreffen mit ihren Freundinnen und versuchte ihnen immer aus dem Weg zu gehen, was schwierig war, wenn man ihre Gesichter nach zwei Sekunden wieder vergaß.

Mann im MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt