1. A Pleasing Call

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„Ja?"
„Jenna? Ich bin's Lucy."
„Hey. Was ist los?" Ich klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter und lackierte mir dann weiter die Fußnägel. Ich wusste, dass ich gerade das totale Mädchenklischee erfüllte, aber es war mir egal.
„Du wirst es nicht glauben, aber One Direction kommt nach Edinburgh!"
„Echt?" Mit einem Stoß hatte ich die Nagellackflasche umgekippt. Gluckernd verteilte sich der dunkelrote Inhalt auf meiner weißen Bettdecke.
„Scheiße!" Ich warf das Handy zur Seite und griff nach dem Fläschchen. Dann angelte ich auf meinem Nachtschränkchen nach einem Taschentuch und wischte den größten Anteil weg.
„Jenna? Bist du noch da?"
„Ja, ja.", rief ich und lief ins Bad. Dort stellte ich das Fläschchen ab und versuchte mir den Nagellack abzuwaschen. Als es nicht funktionierte, kippte ich mir kurzerhand die Flasche Nagellackentferner über die Hände.
Mit immer noch rot gefärbten Fingern griff ich nach dem Handy.
„Lucy, ich bin wieder da."
„Oh super. Was war denn los?"
„Ach, nur ein kleiner Nagellackunfall. Aber jetzt erzähl weiter." Ich hörte Lucy lachen.
„Also, Mum hat heute in der Zeitung die Ankündigung für den Ticketverkauf gelesen. Sie kommen irgendwann Anfang Juni oder so zu uns."
„Und wohin?"
„Na, ich schätze mal Murrayfield Stadium."
Ich fing an zu grinsen.
„Und da gehen wir jetzt hin?"
„Klar, magst du morgen dann nach der Schule rüberkommen, dann können wir gleich die Tickets bestellen?" Mit einem Quietscher drückte ich meine Bestätigung aus.
Auch, als Lucy schon lange aufgelegt hatte und ich versuchte, den Nagellack aus der Decke herauszuwischen, musste ich noch grinsen.
Ich war schon seit den Auditions 2010 ein Fan von den fünf Jungen gewesen und hatte auch alle drei Alben. Doch die letzten beiden Touren waren die Jungs nur in Glasgow gewesen, und das hatten meine Eltern zu weit gefunden.
Dass One Direction einmal in meine Heimatstadt kommen würde, brauchte ich gar nicht zu hoffen. Ich wohnte in einem kleinen Küstenort mit etwas mehr als 3.000 Einwohnern. In Eyemouth gab es nichts außer einem kleinen Hafen, zwei Schulen und einem großen Golfplatz.
Gut, letzteres war ziemlich cool. Da mein Vater früher einmal ein begabter Golfspieler gewesen war, hatte er mich und meinen Bruder auch immer auf den Platz geschleppt. Ich war nicht schlecht, und Spaß machte es mir auch, aber es war auf Dauer schon etwas langweilig. Mein einziges anderes Hobby war One Direction. Ich hörte die Musik auf Dauerschleife und regte meinen Bruder damit tierisch auf. Danny war erst elf und demnach ziemlich nervig. Ständig kam er unter irgendeinem Vorwand in mein Zimmer, nur um zu sehen, was ich gerade machte. Das einzige Positive an unserem großen Altersunterschied war, dass er und seine Freunde mich für verdammt cool fanden. Zumindest so lange ich nicht über meine Boyband redete.
Da ich im letzten Schuljahr war und in einem Monat achtzehn würde, hatte ich schon oft über das Ausziehen nachgedacht. Am liebsten wollte ich natürlich nach London. Das wollte so ziemlich jeder hier oben in Schottland. Zweimal war ich sogar schon da gewesen. Einmal mit meinen Eltern und einmal über die Ferien mit einem Programm, dass von der Schule organisiert worden war. Unsere Schule hatte den einfallsreichen Namen Eyemouth Highschool. Auf der Schule kannte so ziemlich jeder jeden. Aber das war ja immer so in diesen kleinen Städten. Das konnte man ja auch sehr schön in Twilight sehen. Nur leider gab es in unserer Stadt keine gutaussehenden Vampire, die mich gleichzeitig beißen und küssen wollten.
Also klammerte ich mich seit vier Jahren an die Hoffnung, entweder einmal einen ansatzweise hübschen Jungen kennenzulernen, oder eben One Direction zu treffen.

Best Day Ever? - Eine 1D-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt