Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam, wartete Lucy schon am Schließfach auf mich.
„Heyyy!", rief sie mir entgegen und umarmte mich stürmig. Ich lachte. Die anderen Schüler sahen uns teils verstört, teils belustigt an.
„Und, was haben deine Eltern gesagt?", fragte Lucy, während ich in meiner Tasche nach dem Schließfachschlüssel suchte. „Also, sie meinten, wenn wir hingefahren werden, fänden sie das besser als mit dem Zug.", sagte ich und steckte meinen Kopf in den Spind, um zu verbergen, dass mein Gesicht rot anlief.
Lucy hatte schon letztes Jahr die Idee gehabt, zu dem Konzert nach Glasgow zu fahren. Aber meine Eltern hatten mir nicht erlaubt, mit dem Zug nach Glasgow zu fahren und hinbringen konnten sie uns an den zwei Tagen auch nicht. Und Lucys Mutter hatte kein Auto, deshalb waren wir dann letztendlich doch nicht gefahren und hatten uns von Anna anhören müssen, wie toll das Konzert doch gewesen war.
Leider war ihrer Freundin Gracie zwei Wochen später uns gegenüber herausgerutscht, dass Anna das Konzert verpasst hatte, da sie Grippe gehabt hatte und ihre Mutter sie zu Bettruhe verdonnert hatte.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Ich wusste genau, wie Lucy mich von hinten ansah. Die Lippen leicht zusammengeschoben, die Augenbrauen ebenfalls und der Blick starr auf meinen Nacken gerichtet.
Ich schob ein paar Bücher gegen die Wand, damit es mehr danach klang, dass ich noch etwas suchte. Eigentlich hatte ich mein Geschichtsbuch nämlich schon gefunden. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass mein Gesicht noch immer rot angelaufen war, also behielt ich den Kopf lieber noch eine Weile in meinem vor Blicken schützenden Schließfach.
„Mensch Jenna. Du musst dich auch mal durchsetzten! Außerdem bist du dann doch achtzehn. Das heißt, du darfst doch auch mit dem Auto da hin fahren. Und Zug darfst du sowieso fahren."
„Mit dem Auto wohin?", mischte sich eine Stimme ein. So schnell wie möglich versuchte ich mich aufzurichten und rammte den Kopf mit voller Wucht gegen die Decke vom Schließfach.
Mir die Birne reibend tauchte ich auf und schaute direkt in die stahlblauen Augen von Anna.
Anna war wie eine Verwandlungskünstlerin. Nur durch ihren Blick veränderte sie ihr Verhalten.
Jetzt gerade schaute sie mich spottend an.
Ein fieses Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: „Na, hat der Trottel mal wieder angedokt? Wie oft pro Tag baust du eigentlich einen Unfalll?" Während Lucy sie wütend ansah, versuchte ich meinen unbekümmerten Blick. Denn der Nachteil an Anna's Augen war, dass man immer genau sehen konnte, was sie dachte. - Also, für sie war das ein Nachteil. Ich fand das eigentlich ganz praktisch. Denn wenn man erst einmal heraushatte, wie ihre Blicke zu deuten waren, war es sehr einfach, mit ihr klar zukommen. Zumindest, wenn sie einen mochte. Was bei Lucy und mir definitiv nicht der Fall war.
Und jetzt gerade war sie viel mehr daran interessiert, zu erfahren, worüber wir bis gerade eben geredet hatten, als mich herunterzumachen.
„Wir haben darüber geredet, wie wir zu – Autsch!" Ich zog meinen Schuh aus Lucy's Reichweite. Sie hatte mit voller Wucht ihren Fuß auf meine Zehen gerammt.
„Wie wir zu Nandos fahren.", beendete Lucy meinen Satz, während ich sie wütend ansah.
„Nandos? Also echt, um sowas kümmert ihr euch. Ich würde mich an eurer Stelle mal lieber darum kümmern, vernünftige Klamotten zu kaufen, seit ihr keine Schuluniform mehr tragen müsst, seht ihr aus wie Vogelscheuchen." Mit diesen Worten wendete Anna sich ab und ging in Richtung Treppenhaus.
Lucy schaute an sich herunter. „Sehen wir wirklich so schlimm aus?" Fragend sah sie mich an.
„Du hast vielleicht Probleme. Kauf von dem Geld lieber 'nen Gips für mich. - Ich glaube, du hast mir die Zehen gebrochen. Was sollte das überhaupt?" „Na, die blöde Kuh soll doch nicht wissen, dass wir zum Konzert fahren. Ich freue jetzt schon auf ihren Blick, wenn sie dann auch da ist."
Mit den Augen rollend schloss ich mein Schließfach und humpelte dann zum Geschichtsraum.
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Best Day Ever? - Eine 1D-Fanfiction
Fanfiction*ABGESCHLOSSEN* Jenna ist das erste Mal auf einem 1D-Konzert. Die zwei Jahre davor hatten ihre Eltern es ihr verboten. Doch nun ist sie achtzehn und setzt sich endlich durch. Mit teuren Karten in der Front Row erhofft sie sich einen kleinen Blickwec...