10. The Most Important Question

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Drei Wochen später empfing mich am Morgen eine Lucy, die total aus dem Häuschen war.

„Hi!", quiekte sie mir entgegen, und zog mich in eine etwas zu enge Umarmung. Sachte schob ich sie von mir weg.

„Hey?", fragte ich sie irritiert. „Was gibt es zu grinsen?" Lucys Grinsen wurde nur noch breiter. „Also, ich hatte da gestern Abend so einen super Einfall." „Ach ja?" Zweifelnd sah ich meine Freundin an, bevor ich mich meinem Schließfach zuwendete.

„Ja. Und zwar ist ja noch die Frage offen, was-" Mitten im Satz brach Lucy ab, und drängte mich stattdessen an die Schließfachtür.

Verwundert sah ich mich um und konnte noch gerade eben die Hinterköpfe von Anna und Gracie um die Ecke biegen sehen.

Gewaltsam verschaffte ich mir wieder Freiraum. „Lucy, was soll das? Warum wirst du dauernd so komisch, wenn Anna und Gracie in unsere Nähe kommen?" „Na, sie sollen doch nicht wissen, dass wir zum Konzert gehen." „Und wieso nicht? Was ist das Problem?" „Weil ich ihre Gesichter beim Konzert sehen will."

Ich rollte mit den Augen. „Erstens wissen wir gar nicht, ob sie auch Karten haben. Zweitens ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir sie da treffen. Das Murrayfield-Stadium ist ziemlich groß. Und drittens, kann es uns doch egal sein, wenn sie wissen, dass wir zum Konzert gehen."

„Tschuldigung! Ich dachte nur, wir machen das Ganze zu unserem Geheimnis. Das fandest du doch früher auch immer gut." „Ja, früher. Aber findest du nicht, dass wir für Geheimnisse ein bisschen zu alt geworden sind?", fragte ich vorsichtig.

„Na schön, dann erzähle ich es den beiden jetzt eben. Und nebenbei kann ich ihnen ja auch alle anderen Geheimnisse erzählen."

Ich sah Lucy nach, wie sie recht beleidigt in Richtung Treppenhaus ging. Wann hatte ich ihr eigentlich ausdrücklich gesagt, dass sie eine der Karten haben konnte, die ich zum Gebursttag bekommen hatte? Kopfschüttelnd schloss ich mein Schließfach auf und holte mein Theaterbuch heraus.

Auf dem Weg zur Bühne fiel mir auf, dass Lucy mir jetzt gar nicht gesagt hatte, was ihre tolle Idee gewesen war. Also machte ich einen Umweg zur Toilette und schickte ihr eine SMS, mir in der Pause doch bitte ihre Idee zu erläutern.

Hoffentlich würde das ihre Stimmung wieder etwas heben. Lucy brauchte wohl echt einmal einen Freund, der sich voll und ganz ihren Problemen widmen konnte. Mir wurde das auf Dauer wirklich zu anstrengend. Vielleicht fand sich auf dem Konzert ja ein Junge, mit dem sie sich dann über Harry unterhalten könnte. Und dann könnten die beiden sich erzählen, wie toll er doch war, und das er so super aussah und so weiter und so weiter.

Ja, das war doch eine gute Idee. Zufrieden stieß ich die Tür zur Bühne auf und ging zum hinteren Teil, der hinter den schwarzen Trennwänden lag.

In der Pause stattete ich erst einmal dem Kiosk einen Besuch ab, um mir dort einen schwarzen Tee zu kaufen, bevor ich mich auf die Suche nach Lucy machte.

Schließlich fand ich sie an der Tür zum Chemietrakt. „Hey, da bist du ja." Ich warf meine Tasche zu Boden und lehnte mich dann an die Wand. „Also, jetzt bin ich voll und ganz für deine Idee da."

„OK, es ist ja so, dass das ein ganz besonderer Tag in unserem Leben wird. Und deshalb stellt sich jetzt natürlich die wichtige Frage, was wir anziehen wollen."

Das war jetzt nicht ihr Ernst. Wegen ein paar Klamotten hatte sie schon wieder die Beleidigte gespielt? Na schön, ich wollte, schließlich nicht schon wieder Streit mit ihr.

Ich nickte, um Lucy zu zeigen, dass ich so weit mitgekommen war. Als von ihrer Seite nicht mehr kam, harkte ich nach.

„Und was ist jetzt deine Idee?" „Achso! Also, es gibt zwei Ideen. Das kann man zwar auch alleine tragen, aber ich dachte, doch würdest das vielleicht auch gerne wollen. Außerdem sieht es zu zweit einfach besser aus."

Ich ahnte Schlimmstes, fragte aber trotzdem nach. „Und was stellst du dir da vor?"


Best Day Ever? - Eine 1D-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt