Die zweite merkwürdige Begegnung

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Ich sollte es mir dringend abgewöhnen, vor der Schule noch ein Nickerchen zu halten, dachte Hime, als sie am Freitagabend eilig die Treppen hinauflief, ihre Schultasche dieses Mal wieder mit dem Trageriemen über ihrer Schulter tragend, heute war sie einfach zu schwer. Ich darf für Mathe auf keinen Fall zu spät sein, wir schreiben doch heute eine Arbeit ...

Als sie jedoch ihr Klassenzimmer erreichte, stand die Tür noch offen und es wurde fröhlich gequatscht und herumgealbert. Verwundert sah sie noch einmal auf ihre Armbanduhr, dann warf sie einen Blick auf die Uhr, die im Schulflur hing. Erleichtert atmete sie aus. Offenbar ging ihre eigene Uhr plötzlich zehn Minuten vor.

Warum auch immer, dachte sie genervt. Immer diese blöde Technik, die doch angeblich unser Leben vereinfachen soll ... Ärgerlich stellte sie ihre Schultasche auf den Boden und machte sich daran, ihre Uhr neu zu stellen.

„Hime-san."

Verwundert hob Hime den Kopf. Doch schon im nächsten Moment erstaunte es sie eigentlich schon gar nicht mehr, dass sie in Azusas Gesicht blickte. Ich stelle mir einzig und allein die Frage, warum er plötzlich so anhänglich ist, fügte sie in Gedanken hinzu. „Hey, Azusa-kun", grüßte sie ihn und beobachtete kurz den Sekundenzeiger ihrer Uhr, dann blickte sie ihn wieder offen an. Eigentlich ja schon süß.

„Guten ... Abend", erwiderte Azusa träge. „Ist ... alles ... in Ordnung?"

„Ja, du brauchst das nicht ständig zu fragen", sagte Hime freundlich. „Ich habe nur meine Uhr neu gestellt ... aus irgendeinem Grund ging sie plötzlich nicht mehr richtig. Und ich dachte bis gerade eben noch, ich komme schon wieder zu spät."

Azusa steckte die Hände in seine Hosentaschen und warf einen Blick in Himes Klassenzimmer, wo ein paar Jungen gerade dabei waren, Galgenmännchen zu spielen. Wie im Kindergarten, dachte Hime entnervt.

„Du bist also ... im zweiten ... Jahr?", fragte Azusa leise.

Nur kurz wunderte Hime sich über diesen etwas abrupten Themenwechsel, doch gleich darauf nickte sie und nahm ihre Schultasche wieder auf. „Ja, wir schreiben gleich eine Klassenarbeit. In Mathe", erklärte sie dem Jungen und freute sich irgendwie, dass er mit ihr sprach.

„Bist du ... gut ... darin?", wollte Azusa von ihr wissen.

„Ich halte mich ganz gut, ja", bestätigte Hime fröhlich. Allmählich fange ich an, mich an sein merkwürdiges Verhalten zu gewöhnen, stellte sie überrascht fest. Einzig und allein seine einschläfernde Art zu sprechen stört ein wenig ... aber ... das ist es ja nicht, was einen Menschen ausmacht. „Hey, Azusa-kun", meinte sie nun und fühlte sich beinahe gesprächig. „In welchem Jahr bist du denn?", wollte sie interessiert wissen. Es war wirklich schwer zu sagen, wie alt er war ...

„Im dritten", erwiderte er kurz angebunden und sah sie nun wieder an.

„Wirklich?", fragte Hime und kam sich im nächsten Moment wenig intelligent vor, darum war sie es nun, die den Blick abwandte. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht ..." Da bemerkte sie plötzlich, dass Azusa sich verspannte. Es änderte sich kaum etwas an seinem ausdruckslosen Blick oder seiner laschen Körperhaltung, aber dennoch spürte Hime es.

„Gut, dann ... wünsche ich dir ... viel Glück. Hime-san." Mit diesen merkwürdig lustlos gemurmelten Worten schlurfte er an ihr vorbei und ließ sie einfach stehen.

Verwundert drehte Hime sich zu ihm um und sah ihm hinterher. Was war das denn jetzt?, fragte sie sich verblüfft. Hab' ich irgendetwas Falsches gesagt? Irritiert schüttelte sie den Kopf. Nicht, dass ich unbedingt Zeit mit ihm verbringen wollte, aber das kam jetzt doch ein bisschen unerwartet ... Als sie sich wieder umwandte, hielt sie inne.

Diabolik Lovers ~ Bloody IncisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt