Drei lange Wochen vergingen.
Nach der ersten hatte Hime bereits wieder nach Hause gedurft, sie sollte sich jedoch noch schonen. Etwas anderes war nicht zu erwarten gewesen.
Sie bekam, wie Noriko es ihr bereits am ersten Tag im Krankenhaus vorhergesagt hatte, die Impfungen gegen allerlei bakterielle Infektionen, für die sie von nun an aufgrund ihrer fehlenden Milz ihr Leben lang anfälliger sein würde als die meisten anderen Menschen.
Dazu kamen die vielen Gespräche mit dem Chefarzt und ihrem Hausarzt. Sie würde von nun an deutlich vorsichtiger sein müssen was Krankheiten anging. Schon – normalerweise harmlose – Erkältungen würden von nun an möglicherweise direkt mit Antibiotika bekämpft werden müssen und außerdem musste nun in regelmäßigen Abständen ihr Blut getestet werden, um den Anteil der roten Blutplättchen in ihrem Blut kontrollieren und unter Umständen auch medikamentös regulieren zu lassen. Denn ebendiese Blutplättchen konnten nun, wenn sie überhand nahmen, nicht mehr von ihrer Milz aus dem Blut gefiltert werden und so zu Thrombose, also verstopften Blutgefäßen, führen.
Alles in allem keine blendenden Aussichten.
Inzwischen war Hime also wieder zu Hause und sie hatte vor drei Tagen damit begonnen, die starken Schmerzmittel, die sie nach der Operation regelmäßig eingenommen hatte, wieder abzusetzen. Drei Wochen lang hatte sie sich erschöpft und ausgelaugt gefühlt deswegen, sie war rund um die Uhr schläfrig und teilweise sogar am Boden zerstört gewesen, denn anders als die Narkose hatten die Schmerzmittel eine eher negative Auswirkung auf ihre Psyche.
Die meiste Zeit lag sie in ihrem Bett und versuchte zu lesen, doch sie bekam kaum einen einzigen zusammenhängenden Satz in ihren Kopf. Auf etwas anderes hatte sie keine Lust. Musik zu hören war eine andere Beschäftigung, der sie in dieser Zeit besonders intensiv nachging. Doch auch daran fand sie irgendwann keinen Gefallen mehr.
An diesem Tag war es früh morgens und Hime kletterte aus dem Bett, als hätte sie in der Nacht kein Auge zugetan, dabei hatte sie am vergangenen Tag, einschließlich der darauffolgenden Nacht, mehr als fünfzehn Stunden geschlafen oder vor sich hin gedöst. Aber irgendwann war auch Faulenzen einfach nur noch öde und sogar nervenzerreißend.
Hime seufzte und stand auf, zog sich ihr Nachthemd über den Kopf und sah zum Spiegel. Deutlich sah man auch aus der Entfernung noch die Narbe, die sie von nun an für immer zeichnen würde. Der einzige Trost war wohl, dass sie, so kurz unter der Brust, auf ihrem Rippenkasten, kaum einer zu Gesicht bekommen würde. Höchstens im Schwimmbad.
Aber mir war ja eh schon immer egal, was andere gedacht haben ... Außerdem kann ich ja nichts dafür. Und Azusa-kun ... Hime musste trotz allem lächeln, so wie immer, wenn sie an ihn dachte. Azusa-kun wird das nicht stören, dachte sie glücklich und zog sich nun zum ersten Mal seit langem wieder normale Klamotten an. Es war an der Zeit, dass sie wieder begann, ihr Leben zu leben, sonst würde sie noch eingehen wie eine Pflanze in einem lichtlosen Raum.
Und so stakste Hime nun auch etwas unsicher über den Flur und die Treppe hinunter, sie musste sich dabei ziemlich an das Treppengeländer klammern. Sie hatte sich in den letzten drei Wochen kaum bewegt und war dementsprechend wacklig auf den Beinen. Erbärmlich, wie sehr ich mich habe gehen lassen, dachte sie im Stillen, während sie die Küche aufsuchte, wo sie auch wider Erwarten ihre kleine Schwester vorfand. „Nanu?", machte Hime überrascht. „Musst du nicht zur Schule?"
„Hab' erst zur zweiten", erwiderte Aiko und sah von ihrem Müsli auf. „Und du? Bist du denn schon wieder fit?", wollte die Jüngere verwundert wissen.
„Geht so", meinte Hime leise und nahm sich ebenfalls eine Schüssel aus dem Geschirrschrank. „Aber ich muss mich ja mal wieder irgendwie bewegen ..."
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Diabolik Lovers ~ Bloody Incision
FanficUnd alles nur, weil sie einen Moment lang unaufmerksam gewesen ist ... (Azusa x OC)