Ich mag dich

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Als Hime sich erhob, sah sie schon die Bushaltestelle und ... Azusa. Er war bereits da und wartete auf sie. Ein glückliches Lächeln breitete sich auf Himes Gesicht aus und beschwingt stieg sie aus dem Bus, nachdem dieser angehalten hatte.

„Hey, Azusa-kun", begrüßte sie den Jungen fröhlich.

„Hallo, Hime-san. Schön, dass du ... gekommen bist", erwiderte Azusa langsam.

„Ich hoffe, du hast nicht zu lange auf mich warten müssen", meinte Hime und sah kurz dem davonfahrenden Bus hinterher. „Der Bus hatte acht Minuten Verspätung und dann gab es auch noch Stau in der Innenstadt", erklärte sie ihm eilig. „Und es ist doch ziemlich kalt ..."

„Nein ...", wehrte Azusa beinahe ein wenig überfordert ab. „Ich ... Mir geht es ... gut." Er wandte kurz den Kopf zur Seite, dann huschte wieder ein knappes Lächeln über sein Gesicht. „Wollen wir dann ... gehen?", fragte er und bedeutete Hime, ihm zu folgen.

Das Mädchen nickte noch, obwohl er es schon nicht mehr sah, und dann holte sie schnell zu ihm auf. Seine Schritte waren nicht besonders groß, wie ihr bald von neuem auffiel, genau genommen musste sie ihr Normaltempo ziemlich drosseln, doch nach einigen Minuten gewöhnte sie sich daran, steckte die Hände in ihre Jackentaschen und besah sich die Umgebung etwas genauer, doch weit und breit gab es nur Bäume und Wiesen.

„Ich hätte irgendwie nicht gedacht, dass du so weit abseits der Stadt lebst", sagte sie schließlich einfach, was ihr als erstes in den Sinn kam. „Aber es ist schön hier."

Azusa wandte ihr das Gesicht zu und musterte sie einen Augenblick lang, dann nickte er. „ ... Ja", sagte er und es klang, als habe er lange über diese Antwort nachdenken müssen.

Innerlich grinste Hime bereits wieder von einem Ohr zum anderen, äußerlich jedoch riss sie sich zusammen. Er wirkt ohnehin schon so unsicher, sagte sie sich. Ich sollte ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.

„Sag' mal ... hast du eigentlich Geschwister?", fragte das Mädchen dann neugierig, als das „Gespräch" zwischen ihnen beiden schon wieder zu erlahmen drohte. Zugleich musste sie über ihre eigene Frage grinsen. Aber beim ersten Treffen ist es sicherlich nicht verkehrt, zuerst die üblichen Standardfragen zu stellen, dachte sie sich im Stillen.

Zugleich überlegte sie auch, wie seine Antwort wohl lauten könnte. Hm ... jemand wie er ... Er wirkt so ruhig und in gewisser Weise ist er sehr zuvorkommend, aber auch total verklemmt. Jüngere Geschwister vielleicht, wegen denen er häufig zurückstecken musste? Oder doch eher ältere, die ihn oft zurechtgestutzt oder sogar runtergemacht haben? Oder beides? Um ehrlich zu sein, wusste sie selbst keine richtige Antwort darauf. Es war schwer zu sagen. Und außerdem war sie natürlich keine Expertin auf diesem Gebiet. Umso mehr interessierte sie jedoch die tatsächliche Antwort.

Azusa jedoch sah sie einfach nur an, sein Mund stand ein Stück weit offen, fragend. So als ob er ihre Frage gar nicht verstanden hätte, oder den Grund, aus dem sie sie stellte.

Eine Reaktion, die Hime nun doch verunsicherte, und das, obwohl sie eigentlich trotz ihrer introvertierten Art keine Probleme damit hatte, Menschen gegenüberzutreten. „Ähm ... hab' ich was Falsches gesagt?", hakte sie jedoch nur ein wenig zögerlich nach.

Da fing Azusa sich wieder. „Nein", erwiderte er leise und sah zu Boden.

„Möchtest du nicht, dass ich dir solche Fragen stelle?", fragte Hime vorsichtig weiter. Zwar wurde sie nicht wirklich schlau aus seinem Verhalten, doch zugleich faszinierte er sie auch – er wirkte unnahbar, aber auf eine andere Weise als viele von den sehr beliebten Jungs, die sich häufig für besonders toll hielten. „Ich würde dich einfach nur gern ein bisschen besser kennenlernen, mehr nicht", setzte sie noch erklärend hinzu, weil sie allmählich glaubte, dass Azusa im Augenblick auf der berühmtberüchtigten Leitung stand.

Diabolik Lovers ~ Bloody IncisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt