Verliebt

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Hime konnte ihr Glück kaum fassen.

In dem Augenblick, in dem Azusa ihre Lippen mit seinen versiegelte, hatte sie das Gefühl, dass in ihrem Inneren ein wildes Feuer ausbrach, das ein wärmendes Licht verströmte, das ihr Geborgenheit gab und die winterliche Kälte aus ihren Knochen vertrieb.

Sie zögerte nicht lange, schloss genießerisch die Augen, erwiderte den Kuss aber trotzdem nur ganz behutsam, Azusas Berührung war so zaghaft, beinahe ängstlich gewesen, dass Hime schon fast fürchtete, ihn zu verschrecken, sollte sie zu leidenschaftlich auf diese Liebkosung reagieren.

Doch gleich darauf demonstrierte der Vampir ihr, dass sie sich in dieser Hinsicht umsonst Sorgen machte, denn kaum dass sie die Liebkosung erwiderte, wurde er deutlich sicherer in dem, was er tat. Mit Nachdruck fuhr seine Zunge über ihre Lippen und leckte das angetrocknete Blut auf, dann wurde sein Kuss fordernder und wilder, Azusa wirkte wie ausgehungert, als er nun gierig ihre Lippen mit seinen umschloss. Das süße Schmatzen und sein leises Seufzen riefen in Hime ein unglaubliches Hochgefühl hervor, wie sie es noch nie zuvor gespürt hatte.

Es war nicht Himes erster Kuss. Genau genommen war sie innerhalb der letzten zwei Jahre mit vier verschiedenen Jungen zusammen gewesen, dazu kamen einige – nicht selten alkoholisierte – Küsse, die sie auf Geburtstags-und Hauspartys ihrer damaligen Freunde ausgetauscht hatte. Na ja ... und jetzt auch die von Raito, aber die waren von ihr nicht erwidert worden, also wollte Hime sie auch nicht mitzählen.

Aber niemals hatte es sich so gut angefühlt, wenn sie einen Jungen geküsst hatte. Es war immer beflügelnd gewesen, ja, die Lippen eines anderen zu berühren war in den meisten Fällen aufregend und schön, aber noch nie hatte sie einen so ... liebevollen Kuss bekommen.

Ohne Eile, ohne Hektik, Azusa vermittelte ihr auf irgendeine Weise das Gefühl, dass sie sich Zeit lassen konnte, dass er sich Zeit lassen wollte. Dass es keinen Grund gab, alles zu überstürzen. Es war nichts als ein Kuss ... ein Kuss, den sie beide über alle Maßen genossen.

Schließlich, nachdem Hime ihre Hände zaghaft auf Azusas Schultern gelegt hatte und eigentlich schon vollkommen in diesem berauschenden Kuss versunken war, lehnte er sich noch weiter zu ihr, seine Hand umfasste nun ebenfalls ihre rechte Schulter, wanderte dann jedoch hinauf zu ihrem Nacken, und bald folgte seine andere Hand, die sich auf der anderen Seite zaghaft, beinahe tastend auf die feingemeißelten Knochen nahe ihres Halses legte. Behutsam und fordernd zugleich drängte er sie zurück, bis Hime ihm nicht mehr standhalten konnte.

Langsam sank sie auf den Rücken, spürte die weichen Sofakissen unter sich, und ihr Herz machte einen riesigen Satz, als Azusa auf ihr zum Sitzen kam, deutlich spürte sie auch durch die Decke seine Beine, die sich um ihr Becken schlossen, doch es fühlte sich nicht unangenehm an, es war vielmehr wie eine besonders feste Umarmung, als er sich nun entschlossen zu ihr hinunterbeugte. Mit einer Hand stützte Azusa sich nun neben ihr auf dem Sofa ab, die andere lag auf ihrem Bauch kurz unterhalb ihres Rippenkastens, doch natürlich verlagerte er nicht sein gesamtes Gewicht auf sie, vielmehr war es eine Geste des Besitzergreifens, als ob er sie festhalten wollte – was Hime an seinen Lippen still lächeln ließ. Als ob sie in so einem Moment davonlaufen würde ... Der Moment war viel zu perfekt.

Azusa hatte den Kuss für keine einzige Sekunde unterbrochen, seine Augen waren geschlossen und er legte so viel Gefühl und zugleich so unheimlich viel Entschlossenheit in sein Tun, dass Hime beinahe schwindlig wurde davon. Aber es war ein angenehmer, willkommener Schwindel, ein berauschender Wirbel aus Gefühlen, dem sie sich keinesfalls entziehen wollte. Das hier war so anders ... Erneut machte sich die Vertrautheit, die merkwürdigerweise von Anfang an zwischen ihnen gewesen zu sein schien, bemerkbar, und dieses Mal deutlicher als jemals zuvor.

Diabolik Lovers ~ Bloody IncisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt