Kapitel XXII

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Sie saß eine ganze Weile noch auf dem Boden in ihrem Zimmer und wartete. Sie wusste nicht genau, worauf sie wartete. Die Zeit zog sich zäh, wie ein Kaugummi. Sie lauschte in die Stille, die so ohrenbetäubend laut war. 

Ein weit entferntes Krachen ließ sie aufhorchen. Sie hob den Kopf und lauschte angespannt. Hatte sich ihr Kopf das Geräusch nur eingebildet? Da war wieder ein Knall und kurz darauf waren Schreie zu hören. Ein Zucken durchfuhr ihren Körper und elektrisiert sprang sie auf. Schnell schnappte sie sich ihr Lichtschwert und öffnete die Tür. Die dunklen Korridore waren eng und die gewohnte Beklemmung erfasste sie, als sie ihn entlang stürmte. Sie rannte um die Ecke und musste plötzlich husten. Der Gang war voller Schutt und Staub. Sie hielt sich ein Tuch vor den Mund und hielt nun deutlich langsamer auf das Ende zu. Auf dem glatten Boden lag Bauschrott. Teile der Decke waren eingestürzt. Sie ergriff Panik. Was konnte so viel Kraft haben, dass hier unten die Decke einstürzte. Sie traute sich nicht, den Fahrstuhl nach oben zu nehmen, sondern rannte die Treppen hinauf. Immer, wenn sie an der Kurve der Treppe ankam, hielt sie sich am Geländer fest und schwang sich herum, um keine Zeit zu verlieren. Von oben nahm sie bereits weitere aufgeregte Rufe wahr. Sie stolperte weiter, als plötzlich ein Licht vor ihr war. Sie kniff geblendet die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, um was es sich handelte. Der Staub nahm ihr den Atmen und sie hustete. Da war ein Loch in der Wand. Jemand hatte ein Loch in die Wand gerissen. Rey wollte sich nicht vorstellen, welches Gerät dazu im Stande war. Doch das musste sie auch nicht. Denn nun sah sie es. Ein riesiges Raumschiff war auf dem Planeten ihres neuen Stützpunktes gelandet. "oh nein", flüsterte sie. Lange Zeit zum überlegen brauchte sie nicht. Alle Gedanken an Poe und Ben waren wie ausgelöscht. Sie hatte andere Sorgen. Ein weiteres Raumschiff landete und als sich die Heckklappe öffnete, marschierten tausende weiße Stormtrooper heraus, angeführt von einem, in silberner Rüstung. Sie kam ihr bekannt vor. Sie war ihr begegnet auf der Flucht, als sie sich selbst in diese weiße Rüstung gezwängt hatte. Aber wie konnten sie hier her kommen? Plötzlich hörte sie ihren Namen. "Finn?", fragte sie und drehte sich um, als sie die Stimme identifizierte. "Rey, wir müssen hier weg. Gegen so eine Macht kommen wir nicht an", schrie er. Er hatte Blut im Gesicht. "Finn, was ist mit dir passiert?", fragte sie und strich über seine blutende Wange. Er zuckte zurück. "Nur ein Kratzer, jetzt komm!", er nahm ihre Hand und wollte los laufen, doch sie hielt ihn zurück. "Aber was ist mit den anderen? Wir müssen alle evakuieren!" Er nickte. "Genau! ALLE! Und deswegen musst du mitkommen!" Sie hielt kurz inne, dann schüttelte sie entscheiden den Kopf. "Nein! Wenn wir sie nicht zumindest eine Weile aufhalten, werden wir nicht alle evakuieren können. Ich werde sie hinhalten" Finn sah sie eine Weile an, dann nickte er. "In Ordnung", stimmte er zu und ließ ihre Hand los. Sie zog ihr Schwert und ließ die Klinge aus dem Griff fahren: Das gewohnte Surren gab ihr eine Sicherheit, als sie auf die Armee zustürmte. 

Die ganze Zeit brannte eine Frage in ihrem Kopf:"Wie hatte die Erste Ordnung hier von Wind bekommen?" Der erste Soldat schoss auf sie und sie duckte sich, dann begann sie ihre Schwert zu drehen, um den Hagel an Laserstrahlen zu entkommen. Sie lenkte sie geschickt ab und einige trafen die Stormtrooper. Sie fielen, doch der Strom an Soldaten schien kein Ende zu nehmen. Sie entdeckte weitere Menschen des Widerstandes, die in Schießscharten Deckung suchten und ihr den Rücken frei hielten. Auch Luke war hier. Er lief nach vorne, wirbelte sein Schwert und durchtrennte drei Körper mit einem hieb. Die zweigeteilten Leichen fielen schlaff zu Boden und ihre Kameraden stiegen über sie hinweg. Phasma kam in silberner Rüstung auf Rey zu und schoss. Sie entkam nur knapp und warf sie mit der Macht wieder nach hinten. Dann stürmte sie weiter. Ihre Klinge durchstieß mühelos die weiße Rüstung ihrer Gegner, doch es waren einfach zu viele. Sie waren überall. Ihren Schüssen zu entkommen wurde immer schwieriger. "Luke", rief sie, als sie sah, wie Phasma sich wieder aufgerappelt hatte und nun auf ihn zu kam. Er vollführte einen side kick und sprang dann mit der Macht verstärkt nach vorne, um die Entfernung zwischen ihm und Phasma zu verringern. Ihre Stärken konnte sie am besten aus weiter Entfernung ausspielen, im Nahkampf sah das anders aus. Das wusste Luke, denn Rey sah nun, wie er sie mit dem Lichtschwert zurück drängte. 

Reys Zopf hatte sich aufgelöst und einige Strähnen hingen ihr im Gesicht. Ihre Kleidung war nicht für einen Kampf gemacht. Sie war müde. Das Schlachtfeld gesäumt von Leichen und der Geruch von verkohltem Fleisch lag in der Luft. Wie hatte die Erste Ordnung ihren Stützpunkt ausfindig machen können? Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht. Kylo. Das war die einzig logische Erklärung. "Haltet die Stellung", rief sie ihren Kameraden zu, als sie zurück stürmte in das Gebäude. Ein Hagel an Schüssen folgte ihr, dem sie geschickt auszuweichen wusste. "Das Gebäude stürzt jeden Moment zusammen", schrie einer der Widerständler ihr zu, doch sie ignorierte ihn, drückte sich an den Menschen, die versuchten, das Gebäude zu verlassen vorbei und tiefer hinunter. Ben...Kylo...wie auch immer. Er musste noch hier unten sein. Sie sprang einen Teil der Treppe hinunter in das erste Untergeschoss. "Hey!", schrie sie. Ihre Stimme hallte laut von den Wänden wieder. Es kamen einige Leute ihr entgegen, die ebenfalls nach draußen wollten, doch ansonsten war es hier sterbend leer. Wehmut packte Rey. Nicht, dass sie sich hier wohl gefühlt hätte, doch war es wieder ein zu Hause, das zerstört wurde. Schutt rieselte von der Decke und erfüllte den Raum abermals mit einer Staubwolke. Dann gab es ein beben. Rey hielt sich an einer Wand fest, rutschte auf dem sandigen Grund aus und fiel. Stücke brachen aus der Erde und versperrten ihr den Weg. Ein Teil landete hart auf ihrem Bein. Sie schrie, sah ich nach Ben um. War er etwa schon draußen. "Rey!", dröhnte eine Stimme hinter ihr. Sie rappelte sich mühselig auf und versuchte die Gestalt, die sich ihr näherte zu erkennen. Der dunkle Umhang ließ keinen Zweifel zu. "Du Schwein!", rief sie und ohne nachzudenken schob sie ihn mit der Macht zurück. Er rutschte über den Boden und landete rückwärts auf dem Rücken. Er hustete. Sie lief auf ihn zu. Er richtete seinen Oberkörper auf. In seinen Haaren war Schutt und Staub. Er kam nicht zum Antworten. Sie schleuderte ihn erneut mit der Macht nach hinten. Er flog erneut, hielt sich dieses mal aber an einem Türgriff fest, drehte sich und kam wieder zum stehen. "Jetzt warte doch mal!", rief er keuchend und steckte eine Hand abwehrend vor. Sie sah seinen verdutzten Gesichtsausdruck und hielt inne. "Was ist hier los? Warum greifst du mich an?", fragte er und langsam beschlich Rey das Gefühl, er wusste tatsächlich nicht, was hier vor sich ging. Sie runzelte die Stirn und ließ das Schwert ein stück sinken. 

"Die Erste Ordnung ist hier eingefallen", klärte sie ihn notdürftig auf. Ihre Stimme klang anklagend. Er hob die Augenbrauen. "Tatsächlich?" Sie konnte seine Überraschung keiner eindeutigen Gemütslage zuordnen und fuhr fort: "Ja. Und das Gebäude fällt zusammen. Wir müssen hier raus" Er nickte knapp und rannte ihr hinterher zur Treppe. Sie humpelte ein wenig. Der Boden unter ihren Füßen wackelte und immer wieder mussten sie sich unter hinunterfallenden Gesteinsbrocken retten. "Warte mal", knurrte er hinter ihr auf einmal. "Wieso hast du mich angegriffen?" Sie ignorierte ihn und stieg eilig die Treppen nach oben. Er folgte. Bald schon konnten sie wieder Licht erkennen. Die Sonne schien unschuldig über dem Schlachtfeld und schien sie zu verspotten. Sie wollte raus treten aus dem Gebäude, da hielt er sie am Arm zurück. "Du dachtest, ich habe sie verständigt, was?", fragte er und sein Griff verstärkte sich. Sie schüttelte ihn ab: "Nein" Seine Augen wurden schmal. "Natürlich hast du das gedacht. Du dachtest, ich habe ihnen den Stützpunkt verraten", er kam wieder auf sie zu und sie wich zurück. "Naja", begann sie sich zu verteidigen, doch eine  Bombe übertönte ihre Worte. Es krachte, man hörte schmerzerfüllte Schreie, dann war es wieder still. Rey sah sich bestürzt um. Ben nahm ihr die Antwort ab:"Vielleicht hätte ich genau das tun sollen", schnaubte er. "Du traust mir das ja anscheinend zu", damit hieb er wütend auf die halb eingefallene Wand ein und ging. Sie sah ihm nach. Was hatte er vor? Sie kam nicht dazu, ihm hinterher zu laufen, denn eine weitere Bombe erschütterte die Erde. Sie lugte hinter den Überresten der Hausfassade hervor und erkannte die Zerstörung. Die Bombe hatte eines der Rettungskapseln getroffen und diese war explodiert. Sie hatte keine Zeit zu trauern. Sie musste handeln. Schnell zog sie ihr Schwert und lief los. Doch eine Sache hinderte sie, voll bei der Sache zu sein. Was würde Ben jetzt tun? Würde er aus Wut gegen sie kämpfen? Ihr Gesicht zeigte keine Regung, doch innerlich zerfraßen sie Schuldgefühle. Sie hatte ihm nicht vertraut. Sie hatte ihm unterstellt, er würde sie verraten. Und vielleicht würde er genau das jetzt auch tun....


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Die Gesichte nähert sich dem Ende :O  Schreibt doch mal, wie ihr die Wendung findet ^-^

Bis bald und lieben Dank an alle, die voten oder kommentieren <333

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 18, 2017 ⏰

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