Kapitel 6

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Justins POV:

,,Hey." Emily lehnte sich, wie immer, an die geschlossene Zimmertüre. Sie hatte eine schwarze skinny Jeans an, einen dicken grauen Pulli und darüber einen Olivgrünen Parka. Ihre langen blonden Haare trug sie offen. Sie sah wunderschön aus, aber das war nichts neues mehr. Bevor ich Emily kennengelernt hatte, hat das Wort "wunderschön" nicht mal in meinem Wortschatz existiert. Jetzt schon.

,,Was genau musst du denn bei deinem Referat sagen?" fragte ich während ich auf der Bettkante saß und Emily anguckte.

,,Keine Ahnung, hab die erste Stunde verpennt." antwortete sie achselzuckend was mich kichern ließ.

,,Oh, du schlimmes Mädchen." schmunzelte ich.

,,Ist schon Standard." grinste sie.

,,Lass uns ins Heim gehen, dort ist es vielleicht besser?" schlug ich dann vor. Emily willigte ein.

,,Das Heim ''Johannson'' ist ein Heim für Schwer erziehbare Kinder. Von vier bis neunzehn Jahren können die Kinder dort leben und wenn es gut läuft können sie sogar wieder in die eigene Familie zurück." Emily knabberte an ihrem Kulli und ich nickte.

,,Hört sich gut an."

,,Ist aber viel zu kurz." sie seufzte und ich bremste den Wagen. Nachdem Emily ihr Zeug in ihren Rucksack gepackt hatte, stiegen wir aus und schlenderten den Weg ins Heim lang, bevor wir durch die große Türe liefen.

,,Willkommen bei mir." damit machte ich meine Zimmertüre auf und wir liefen herein. Emily guckte sich um und ich ließ mich auf die Couch unter meinem Hochbett fallen.

,,Das sieht total gut aus." meinte Emily plötzlich und hob ein Blatt hoch, auf dem ein kleines Monster gezeichnet war. Ich liebte Graffiti. Es war eins meiner liebsten Hobbys. Ich könnte stundenlang an irgendeiner Wand stehen und mit den Farben herum sprühen. Sogar mit Graffiti war ich schon bei den Bullen bekannt, weil ich ja anscheinend immer auf Wände sprühte auf die man nicht sprühen durfte. Ich verstand das nicht. Wo sollte ich sonst hin sprühen?

Oft zeichnete ich aber auch einfache Motive auf Papier, so wie das Monster.

,,Ich kann's halt." ich grinste Emily breit an, bevor ich wieder auf ihren Block guckte. Ich wollte ihr echt bei der Sache helfen. Ich wollte einen guten Eindruck hinterlassen.

,,Du könntest noch schreiben, dass es das Heim schon seit fünfundzwanzig Jahren gibt."

,,Ja, schreib's auf."

,,Das ist dein Referat nicht meins."

,,Aber du hast den Stift und den Block in der Hand." konterte Emily.

Ich seufzte und schrieb den Satz noch dazu. Emily stöberte weiter zwischen den vielen losen Blättern auf meinem Schreibtisch herum, bis sie entsetzt auf keuchte.

,,Eine sechs? Ernsthaft? Ich meine, ich hab mir gedacht das du schlecht in der Schule bist aber so schlecht?" sie wedelte mit einem Blatt Papier in ihrer Hand rum.

Ich sprang auf und riss ihr meine Schularbeit aus der Hand.

,,Was durchsuchst du hier eigentlich mein Zimmer?" knurrte ich und legte die Arbeit wieder auf meinen Schreibtisch. Schule und Noten waren mir scheiss egal. Ich wusste genau wie ich später an mein Geld kam.

,,Justin, in Bio bin ich einigermaßen gut, ich kann dir beim lernen helfen wenn du willst."

,,Nein." zischte ich.

,,Wieso? Von was willst du dich später mal ernähren? Du wirst mit lauter Sechsen im Zeugnis nicht weit kommen."

,,Ist mir egal, ich hab meine Kontakte und da verdiene ich Geld."

The future seems so darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt