Kapitel 12

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Emilys POV:

,,In genau zwei Wochen ist Weihnachten!" Rief ich und tanzte im Wohnzimmer zu der lauten Musik, die aus den Boxen dröhnte.

Cora lachte. ,,Noch zwei Wochen hast du Zeit." Sie zwinkerte mir zu. Ich verdrehte die Augen.

,,Schaff' ich sowieso. Ich will nichts von Justin, wir sind nur Freunde, das weißt du!"

,,Jaja." Sie verdrehte ebenfalls die Augen, bevor sie aus ihrem Rucksack einen Block holte. ,,Ruf mal Justin an, er soll wegen dem Referat kommen. Und mach die Musik leiser!"

Ich seufzte, machte die Musik etwas leiser und griff nach meinen Handy.

Nachdem Justin uns bei unserem Referat geholfen hatte, musste Cora nachhause weil sie noch ins Fitnessstudio wollte, aber Justin blieb natürlich bei mir. War ja auch nicht anders zu erwarten.

In meinem Zimmer schmiss er sich auf mein Bett und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Nachdem er eine kurze Weile nur in die Luft gestarrt hatte drehte er seinen Kopf zu mir. Ich stand angelehnt an meiner Zimmertüre und guckte auf mein Handy, als ich aus den Augenwinkeln sah, dass er mich anguckte, guckte ich ihn ebenfalls an.

,,Was?"

,,Glaubst du zwischen Cora und Riley läuft wirklich was?" fragte er. Ich verzog meine Augenbrauen und ließ mein Handy in meine Hosentasche gleiten.

,,Wieso?" fragte ich, bevor ich mich auf meinen Schreibtisch Stuhl fallen ließ.

,,Es interessiert mich eben." Meinte Justin, bevor er wieder in die leere starrte. Ich zuckte mit den Schultern.

,,Ich glaub' nicht. Ich meine, wir hängen ja auch ab und sind nur Freunde."

Justin drehte seinen Kopf wieder zu mir, guckte mich paar Sekunden an, als er dann schließlich nur nickte und wieder wegguckte.

,,Justin?" Fragte ich nach paar Minuten Stille.

,,Hm?"

,,Bist du kriminell?"

Justins Kopf drehte sich blitzschnell zu mir, bevor er mich verwirrt anschaute. ,,Wie kommst du jetzt darauf?"

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Sag mal."

,,Nein?" er lachte spottend. ,,Hatten wir das Thema nicht schonmal?"

Ich nickte und schaute ihn an. ,,Doch, aber da hab ich dir nicht ganz geglaubt. Und jetzt glaube ich dir immer noch nicht." ich zuckte mit meinen Schultern.

Ich meine, er war erst letztens im Fernsehen, da er oder sein Kumpel einen Sportwagen geklaut hatte. Ein bisschen kriminell war das ja schon, oder?

,,Ich mach halt ab und zu ein wenig scheisse, aber deswegen bin ich noch lange nicht kriminell." lachend schüttelte er seinen Kopf und ich seufzte.

,,Was machst du so?" wollte ich dann wissen und schaute ihn fragend an, als er seine Augen verdrehte.

,,Das geht dich nichts an, Emily." er stöhnte.

,,Warum nicht? Ist es vielleicht doch Kriminell?" hakte ich nach und wusste, dass ich ihn so höchst wahrscheinlich auf die Palme bringen würde.

Justin fuhr sich stöhnend durch seine Haare. ,,Du bist so nervig, Emily und du fragst viel zu viel." er schüttelte wieder seinen Kopf, bevor er sich in meinem Bett aufsetzte.

,,Ich bin halt neugierig." ich zuckte mit meinen Schultern und wusste, dass ich es heute noch aus ihm herausbekommen würde.

,,Du wirst nicht locker lassen oder?" fragte er und ich wusste, dass ich gewonnen hatte.

,,Nope." ich grinste triumphierend und er fing mit einem tiefen Seufzer an zu erzählen.

,,Ich schläger mich oft und sprühe Graffiti an Wände, an denen es verboten ist." Justin zuckte mit seinen Schultern und ich wusste, dass das natürlich nicht alles war.

,,Und weiter?"

,,Weiter? Es geht nicht mehr weiter. Das ist alles. Das andere geht dich überhaupt nichts an." seine Tonlage war ernst und seine braunen Augen starrten tief in meine. Sein Kiefer mahlte und ich war überrascht über dem plötzlichen Stimmungswandel.

Ich schlug mir mit meinem Handrücken meine Haare von meiner linken Schulter und leckte mir über meine Lippen, bevor ich nickte und gerade was erwidern wollte, da kam er mir zuvor. 

,,Hast du Hunger? Wir könnten Pizza essen gehen oder so."

Seine Tonlage war wieder ganz normal, als er von meinem Bett stieg und sich vor meinen Spiegel stellte, um seine Haare zu richten. Ich wusste, dass ich sowieso nichts mehr aus ihm herausbekommen würde und das ganze in einem Streit enden würde, weshalb ich das vorherige Thema einfach fallen ließ und nickte.

,,Ja, lass uns gehen." Wir liefen aus meinem
Zimmer, die Treppen runter und aus dem Haus.

Leise Musik kam aus dem Radio. Justin trommelte an roten Ampeln immer leicht zu dem Beat, mit seinen Fingern auf dem Lenkrad mit. Mein Kopf war an das Fenster gelehnt und ich hatte meine Augen geschlossen. Ich war Todmüde. Wie immer. Das Schaukeln des Autos machte mich noch müder und irgendwann verfiel ich in einen leichten Schlaf.

Musik dröhnte durch die Kopfhörer in meine Ohren. Volle Lautstärke. Trotzdem konnte es das Streiten meiner Eltern nicht übertönen. Wieder einmal stritten sie lauthals. Mitten in der Nacht. Ich steckte mir meine Kopfhörer weiter in meine Ohren rein, sodass es schon schmerzte, aber immer noch waren sie zu hören. Die Tränen, die schon seit Stunden aus meinen Augen gleiteten, wischte ich mir schon gar nicht mehr weg. Es waren zu viele. Plötzlich ging meine Türe auf und mein Bruder schlich in mein Zimmer, machte die Türe hinter sich wieder zu, bevor er auf mein Bett zu kam und sich dann schließlich neben mich legte. Er weinte nicht. Er war stark. Aber er war ein Junge. Und ich ein Mädchen. Er musste nicht so Leiden wie ich. Er musste gar nicht Leiden, im Gegenteil.
Ich kuschelte mich an ihn ran. Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Meine Kopfhörer hatte ich weggelegt. Es hatte ja sowieso nichts gebracht. Dann hörte ich ein lautes klirren. Wie das von einer Vase. Und dann einen lauten Schrei.

Ich zuckte zusammen und riss meine Augen auf. Ich merkte wie Justin mich anguckte und wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich gerade so blass war, wie ein Vampir.

,,Von was um alles in der Welt hast du gerade geträumt?" Kam es dann von ihm. Wir standen mal wieder an einer roten Ampel und er guckte mich an.

Ich zog die Ärmel meines Kaputzenpullis über meine Hände und schüttelte dann den Kopf. ,,Ich hatte nur einen kleinen Alptraum, schätze ich."

Als die Ampel auf Grün sprang, fuhr er weiter und ohne seinen Blick von der Strasse zu nehmen fragte er: ,,Emily?"

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und war immer noch bisschen aufgewühlt. Ich schluckte und leckte mir über meine trockenen Lippen. ,,Hm?"

Justin antwortete erst als wir auf den Parkplatz der Pizzeria fuhren, er das Auto eingeparkt - und den Motor abgestellt hatte. Er drehte sich zu mir und guckte mich kurz an, bevor er sich räusperte und dann direkt in meine Augen schaute.  ,,Werde ich irgendwann mehr über dich erfahren?"

The future seems so darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt