Ich sitze zusammen mit Miranda im Wohnzimmer und schaue mir gespannt die Szenen im Film an. Andere würden an einem Samstag Abend eigentlich feiern gehen, doch wir bleiben lieber auf der gemütlichen Art und Weise. In kuschel Decken auf der riesigen Couch eingewickelt, mit einer großen Popcorn Schüssel auf dem Schoß und leuchtenden Kerzen auf dem Tisch, schauen wir uns unseren Lieblingsfilm an. Wir sind kurz vor dem Ende des Filmes, als es plötzlich an der Tür klingelt. Ich schaue Miranda auffordernd an, die mich aber gekonnt ignoriert und den Film weiter schaut.
"Ey, Miranda.."
Es klingelt ein weiteres Mal und ich beschließe genervt meine grüne Decke zur Seite zulegen und zur Tür zustampfen.
Dass ich bloß eine kurze Shorts, mit einem trägerlosen Top trage, ignoriere ich und öffne die Tür.Ich blicke in braune Augen, die mich leicht zusammen zucken lassen. Die schwarzen langen Haare sind in einem hohen Zopf zusammen gebunden und die langen Beine in einer einfachen Jeans.
"Sarah..." bloß ein flüstern kommt aus mir raus und ich versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Diese vertrauten braunen Augen, die tief in meinen Erinnerungen fest sitzen und immer wieder in meinen Träumen vorkommen. Dieselben braunen, warmen und glänzenden Augen, die James einstmal hatte.
"Katy..." Sie kommt auf mich zu und nimmt mich fest in die Arme. Ich spüre wie sie anfängt zu weinen und ihr Körper wegen dem schlutzen anfängt leicht zubeben. Auch ich schlinge meine Arme um sie und drücke sie fest an mich.
"Was ist denn hier los?" Miranda tritt zu uns in die Eingangshalle, weshalb ich mich leicht von Sarah löse.
Ihre Augen sind rot unterlaufen und dicke Augenringe hängen an ihren Augen runter. Das einst wunderschöne und glückliche Gesicht von ihr, ist kaum noch wieder zuerkennen. Schmerz und Erschöpfung wird stattdessen wiedergespiegelt.
"Komm doch rein."
Miranda betrachtet Sarah mit einem fragenden Blick, wärend sie sich ihre Jacke auszieht und richtet sich dann zu mir. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie Sarah noch nie gesehen hat und sie auch nicht kennt. Als wir vor drei Monaten am Friedhof waren, lag dort bereits Sarah's rote Rose, die sie jeden Monat dorthin legte. Am Anfang wusste ich nicht, dass die Rose von Sarah ist, bis ich den Friedhofaufseher fragte und er mir sagte, dass sie von ihr ist.
"Miranda, das ist Sarah...James Schwester. Und das Sarah, ist Miranda meine beste Freundin."
Sie geben sich gegenseitig die Hand und lächeln sich an.
"Freut mich dich kennenzulernen, Sarah." Ich betrachte Sarah einwenig und mir fällt auf, dass sie ziemlich abgenommen hat. Sie wirkt bedrückt und erschöpft, was in mir eine tiefe Trauer auslöst. Ich hatte sie früher bloß Schwägerin gerufen, was ich jetzt leider nicht mehr machen kann.
"Lass uns ins Wohnzimmer gehen."Ich lege die Decken zur Seite und klopfe die Couch von den Krümmeln sauber.
"Erzähl, wie geht es dir?" Ich blicke sie an und erkenne eine so starke Trauer, dass ich sie am liebsten sofort in den Arm nehmen würde um sie nie wieder loszulassen.
"Naja...ehrlich gesagt nicht so gut. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll.." Tränen fließen ihr über das Gesicht und sie spielt nervös mir ihren Fingern.
"..Jake und ich stehen kurz vor der Scheidung, bei meiner Mutter wurde Brustkrebs diagnosiert und ich..ich bin schwanger. Ich wusste nicht was ich machen sollte, deshalb habe ich nach dir gesucht, in der Hoffnung du könntest mir helfen, wie du mir sonst immer geholfen hast. Ich weiß es sind drei Jahre her, als wir uns das letzte Mal gesehn haben und du wolltest einen Neuanfang starten aber..ich kann einfach nicht mehr." Ein lautes schlutzen löst sich aus ihrer Kehle und sie fällt erschöpft in meine Arme. Miranda steht auf und formt mit ihrem Mund, dass sie uns alleine lässt um alles in Ruhe bereden zukönnen.
Ich streiche Sarah tröstend über den Rücken und verdaue erstmal was sie da sagte. Janet hat Krebs? Sie war wie eine Mutter für mich, hat sich immer um mich gekümmert und war immer auf meiner Seite, falls ich mal mit James gestritten hatte.
Und Moment...Jake und Sarah waren doch immer das perfekte Ehepaar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich scheiden lassen, vorallem jetzt wo sie doch schwanger ist.
"Wieso lässt ihr euch scheiden, wenn du doch schwanger bist?"
"Ich will mich nicht scheiden lassen. Ich wollte schon immer ein Kind haben, das weißt du auch. Doch es ging nicht, da Jake nicht Zeugungsfähig ist, dachte ich jedenfalls. Als mir dann irgendwann immer übel wurde, dachte ich zuerst ich sei bloß krank. Doch als meine Freundin mich dann drei Wochen später zwang einen Schwangerschaftstest zumachen, konnte ich meinen Augen nicht trauen.." Ich erkenne ein glückliches Leuchten in ihren Augen als sie weiter erzählt. "Ich war in der 4. Woche bereits schwanger! Ich wollte es daraufhin Jake erzählen, kam aber nie dazu. Erst 2 wochen später erfuhr er es, indem er die Packung des Tests in meiner Schublade fand. Er ist ausgerastet vor Wut. Ich hab überhaupt nicht verstanden was mit ihm los war. Er hat aufgehört mit mir zureden und mich ständig ignoriert. Ein paar Tage später fand ich ihn im Schlafzimmer, wie er seine Koffer packt. Er glaubt ich hätte ihn betrogen und versuche es zu vertuschen. Aber hallo? Ich würde ihn niemals betrügen...niemals! Das er sowas sagte, brach mir das Herz. Er glaubt mir nicht, egal wie oft ich versuche ihm das zu erklären. Er blockt mich ab und ignoriert meine Anrufe. Letzte Woche hat er die Scheidung eingereicht..." Sie versucht ihren Atem zu regulieren und holt aus ihrer Tasche ein Asthmaspray raus. Ich streiche ihr noch immer über den Rücken und kann nicht fassen, in was für einer Situation sie ist.
"Das geht doch nicht, er kann sowas nicht machen! Hast du mit deinem Arzt bereits geredet?"
Sie schüttelt ihren Kopf und atmet nocheinmal tief durch.
"Ich habe am Montag einen Termin."Miranda kommt mit zwei Tassen Tee in das Wohnzimmer und stellt sie auf dem Tisch ab. "Ich bin oben im Zimmer. Habe noch was zuerledigen. Wenn was ist, ruft mich!"
"Danke, Schatz!"
Es vergehen weitere zwei Stunden, indenen wir über die letzten Jahre redeten. Ich versuchte sie oft auf andere Gedanken zubringen, was mir auch oft gelungen ist und sie anfing zulachen.
"Hast du denn einwenig Glück gefunden? Vielleicht...in der Liebe?"
Sie schaut mich an und lächelt mich aufmunternt zu.
"Ich..ich weiß es nicht. Es ist schwer, ich meine es sind gerade erst drei Jahre her, seitdem ich meinen Ehemann verloren habe. Findest du das nicht zu schnell, wenn ich mich jetzt in jemanden verliebe?"
"Die Liebe kommt plötzlich. Du kannst nicht sagen, dass die Liebe noch nicht kommen soll. In wen und wann man sich verliebt, kann man sich nicht aussuchen. Es ist einfach so, es ist...Schicksal. Es würde mich freuen, wenn auch du dein Glück findest und die Vergangenheit hinter dir lässt. Man lebt schließlich in der Gegenwart, also solltest du dich nicht an der Vergangenheit festklammern. Vergiss nicht, man kann nicht in die Zukunft schauen, wenn die Augen noch voller Tränen der Vergangenheit sind. James gehörte mal in deinem Leben. Er hatte ein eigenes Kapitel in deinem aber auch in meinem Leben. Er war mein Bruder und deine Liebe. Doch ihn gibt es nicht mehr. Du musst ein neues Kapitel beginnen und nach vorne schauen! Lebe das Leben, bevor es zuspät ist, Süße. Verliebe dich neu und finde dein Glück!"
Ich schließe Sarah in meine Arme und spüre wie die Tränen mein Gesicht runter fließen.
"Ich versuche es doch! Aber es ist nicht einfach, ein Kapitel zu beenden, dass eins mal dein gesamtes Leben war. Ich sah in diesem Kapitel nicht nur die Gegenwart, sondern auch meine Zukunft. Ich habe mir in diesem Kapitel vorgestellt Mutter zuwerden und mit James glücklich zuwerden. Mit ihm alt zuwerden und dann an damals denken zukönnen. Ich war nie bereit, das Kapitel abzuschließen. Das Kapitel wurde von heute auf morgen einfach zerstört." Meine Tränen fließen erneut und diesmal ist Sarah diejenige die mich in den Arm nimmt.
Lebe das Leben, bevor es zuspät ist. Auch James wollte sein Leben leben und genießen, doch bei ihm war es bereits zuspät. Der Pfarrer hatte uns damals bei unserer Hochzeit bereits gewarnt:
"...bis der Tod euch scheidet"
Der Tod hatte uns geschieden.
Ein verdammter Autounfall hatte uns geschieden.
Zwei totalbeschädigte Autos, fünf Tote, eine Verletzte.
Ich war die Verletzte, wärend alle anderen noch am Unfallort ihren letzten Atem hatten.
Die Ärzte im Krankenhaus sprachen damals von Schutzengeln,
doch warum hatte ich Schutzengel und James nicht? Was ist mit der kleinen Familie, die auf dem Weg mit zwei Kindern waren? Wo waren deren Schutzengel?"Du schläfst heute hier, stimmt's?" Sarah nimmt einen Schluck von ihrem Tee, der schon längst kalt sein müsste.
"Wenn das kein Problem ist, dann ja. Es ist ziemlich spät um jetzt noch aufzubrechen und nachhause zugehen."
"Ja keine Sorge, ich mache dir noch schnell das Gästezimmer fertig. Komm mit!"Ich blicke auf meinen Wecker, der auf meinem Nachttisch steht.
02:38 uhr
Miranda und Sarah sind schon längst am schlafen, wärend ich noch immer mit offenen Augen im Bett liege. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Sarah's Worte.Verliebe dich neu und finde dein Glück!
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Hey❤Diesmal ein Kapitel ohne Mr Connor, aber dafür eine weitere neue Person. Ein paar Einblicke in die Vergangenheit...
Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich würde mich über Feedback sehr freuen!
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Schicksal?
Romance3 Jahre sind es nun her, seitdem James an einem Autounfall ums Leben kam. Für die 26 jährige Katy Collins ein schwerer Verlust und eine schwere Zeit. Mit etwas Glück wird sie jedoch an einer der erfolgreichsten Firmen ganz Amerika als Persönliche As...