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Etwas aufgeregt steige ich in den Aufzug und mache mich auf den Weg hoch in die Chef Etage.
Was Samstag Abend passierte schwirrt noch immer in meinem Kopf herum und gibt mir ein panisches Gefühl, wenn ich daran denke Mr Connor gleich gegenüber zustehen. Ich hoffe bloß, dass er alles vergessen hat und ich somit versuchen könnte, so zutun als wäre nie etwas passiert.

"Morgen Liebling, da bist du ja endlich. Du bist.."
"Ja ich weiß ich habe mich verspätet, und es sind genau 20 Minuten. Wie geht es dir Jakeline?"
"Tut mir Leid aber für das Plaudern hast du jetzt leider keine Zeit mehr. Wichtige Geschäftspartner von Mr Conner sind so eben aus Spanien eingetroffen. In der 35. Etage findet ein wichtiges Meeting statt, also beeile dich, du bist zuspät!"
Ich schaue sie panisch an und drücke ihr meinen Mantel in die Hände, bevor ich mich auf den Weg zu den Aufzügen mache.
Mist...unbedingt heute, wo ich verschlafen habe und somit zuspät bin.
"Ach und Pass auf, Schatz. Mr Connor ist heute echt komisch drauf..."
Ich halte mitten im Laufen inne und drehe mich zu Jakeline's nachdenkendem Gesicht um.
"Wie?"
"Naja, er war heute morgen ziemlich genervt und war mir gegenüber sogar Respektlos. So war er noch nie zu mir. Es muss irgendwas vorgefallen sein, dass er heute so ist. Also pass auf und mach ihn nicht wütend...obwohl, dafür, dass du zuspät bist, wird er ausrasten. Er hasst Verspätungen, das weißt du auch. Also Los jetzt!"
Mist...

Ich atme ein letztes Mal tief durch, bevor ich leise an die Glas Tür klopfe. Meine vor Angst schwitzenden Hände, falte ich zusammen und recke leicht mein Kinn, bevor ich auch schon die Tür öffne und den Meeting's Raum betrete. Zwei Augenpaare richten sich direkt auf mich, außer eins. Mr Connor sitzt mit zusammen gebissenen Kiefer auf seinem Platz und schaut sich die Blätter vor ihm an.
Er weiß, dass ich den Raum betreten habe, doch er ignoriert mich!
"Ich bitte um Entschuldigung für die Verspätung. Mein Name ist Katy Collins und ich freue mich Sie wilkommen zu heißen."
Ich gehe etwas Nervös auf die Männer zu und reiche ihnen meine Hand.
"Mein Name ist Senior Sontos und das ist mein Assistent Mr Rodriguez, freut mich sehr."
Seine grünen Augen stechen durch die braun gebrannte Haut förmlich raus und sprühen ein Funkeln von Sympathie heraus.
Ich spüre Mr Connor's stechenden Blick auf mir, weshalb ich mich langsam zu ihm umdrehe und ihm in die Eiskalten blauen Augen blicke. Die Wärme und die Trauer von Vorgestern Abend sind komplett verschwunden und die Eisige Kälte und Emotionslosigkeit nehmen den Platz ein. Sein Blick ist Hasserfüllt auf mich gerichtet, während er seine rechte Hand zur Faust ballt und seine Knöchel bereits weiß heraustreten.
Ich mache mich ängstlich auf dem Weg zum Platz neben ihm und ignoriere die Gänsehaut auf meinem Rücken.
"Entschuldigung.." ein flüstern kommt aus mir raus, während ich in Mr Connor's wütende Augen schaue.
"Senior Sontos ich bitte um Verzeihung für die Unterbrechung. Leider gibt es noch immer Mitarbeiter die glauben Respektlos und Unverschämt sein zukönnen. Aber keine Sorge, ich werde mich darum kümmern, denn wenn es etwas gibt was ich nicht leiden kann, dann ist es Verspätung!"
Mr Connor's dunkle Stimme, lässt mich abermals auf meinem Platz zusammen zucken. Die Art und Weise wie er sprach ruhig, langsam und trotzdessen gefährlich und Befehlshart. Er blickt mich angewidert an und wendet sich nach wenigen Sekunden wieder von mir ab. Ich spüre ein leichtes Stechen in meiner Brust und sinke meinen Blick auf meinem Schoß.
Wie kann er es wagen, mich so zu behandeln? Die Hoffnung in mir, dass er Samstag Abend vergaß, wird immer kleiner, was mich leicht zum zittern bringt.
Er muss es vergessen haben, verdammt! Er war so dicht, dass er einfach einen Black Out haben muss!
"Nun, wo waren wir stehen geblieben?"
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und versuche mich zu konzentrieren.
Einfach ignorieren was er sagt...

"Vielen Dank für Ihre Erscheinung Senior Sontos und Mr Rodriguez! Wir sehen uns dann in zwei Wochen."
Die beiden Männer erheben sich, packen ihre Blätter ein und unterhalten sich auf einer mir fremden Sprache, ich schätze mal Spanisch. In zwei Wochen kommen die also wieder, oder wie?
"Mit Ihnen spreche ich noch. In mein Büro sofort!"
Der warme Atem an meinem Ohr, verursacht einen kühlen Schauer über meinen Rücken. Ich schaue zu Mr Connor hoch und nicke leicht, während ich mich erhebe und meine Notizen schnell einpacke.
Ich schiebe meine Tasche auf meine Schulter, nicke den Herren ein letztes mal freundlich zu und verlasse mit einem mulmigen Gefühl den Raum.
"Ey Kätzchen, warte mal kurz!"
Ich drehe mich verwirrt um und erblicke Timo der mir von etwas weiter hinten zuwinkt.
"Sorry Timo, aber ich muss mich beeilen. Wir sehen uns in der Pause, ja? Sag Marie Bescheid, dass wir uns vor dem Eingang treffen, ok?"
"Wie Sie wünschen, madame!"
Mit einem zwinkern dreht er sich wieder um und marschiert weg. Ich betrete den Aufzug und stelle zufrieden fest, dass ich alleine bin. Mein Blick schweift zum gegenüber hängenden großen Spiegel, der mit goldenen Mustern am Rand verziert wurde. Meine Augen haben die letzten Jahre durch die ganze Trauer und den Tränen ihren kompletten Glanz verloren. Was James damals am meisten an mir geliebt hat, waren meine Augen.
"Diese strahlende und glanzvolle, grüne Wiese die immer wieder neue Blumen blühen lässt, wird in deinen wunderschönen Augen wiedergespiegelt."
Mir kommen leichte Tränen hoch, die ich jedoch schnell weg zwinker und tief durch atme.
Ich schaue wieder hoch in den Spiegel und muss erschaudern.
Ich blicke in leere grüne Augen, die den letzten Funkeln vor einiger Zeit bereits verloren hatten.
"Pling.."
Ich streiche meine Bluse glatt und eile aus dem Aufzug in Mr Connor's Büro.
Beim vorbeigehen zwinkert mir Jakeline grinsend zu und lässt mich kurz schmunzeln.
Mr Connor's Büro Tür ist leicht angelehnt, doch niemand ist drinne.
Ich schiebe sie mit meinem Fuß auf und trete kurz darauf auch schon ein. Der wunderschöne Ausblick auf Los Angeles haut mich wie immer ziemlich um und ich trete näher an die Glas Wand. Die Autos sind von hier oben winzig klein und erinnern mich an meine kleinen Spielzeug Autos von damals.
Ich fahre erschrocken zusammen, als die Tür plötzlich laut zuknallt und drehe mich schnell um.
"Wie können Sie es wagen so spät zu erscheinen? Wie können Sie es wagen die Frechheit zu haben uns zu stören und zu unterbrechen? Das waren wichtige Geschäftspartner aus Spanien, verdammt! Arrogante Schnösel die bei einer kleinsten Sache die Zusammen Arbeit kündigen können!"
Meine feinen Nackenhaare stellen sich bei seiner lauten Stimme, die durch den kompletten Raum hallt, auf. Er kommt mir mit zusammen geballten Fäusten Näher, während seine Augen eine tiefe Wut ausstrahlen.
Wieso ist er wieder so? Wieso ist er nicht so, wie er Samstag war?
Betrunkene sagen immer die Wahrheit, merk dir das!
Mirandas Stimme hallt in meinem Kopf wieder, wenn ich an gestern denke. Ich hatte ihr gestern alles berichtet, was Samstag passierte und sie war der Meinung, er sei in mich verliebt.
Totaler Mist!
"Hören Sie mir zu?"
Plöttlich packt er mit zwei Fingern mein Kinn und zieht es zu sich hoch. Etwas schmerzhaft versuche ich von ihm weg zu kommen, schaffe es aber nicht.
"Sie tun mir weh..."
Ich schaue ihm in die Augen und spüre wie mir die Tränen hochkommen.
Jetzt bloß nicht weinen...
Er lässt mein Kinn los und tritt mit einem grimmigen Ausdruck einen Schritt nach hinten.
"Ich habe heute verschlafen, Entschuldigung. Es wird nicht mehr vorkommen!"
Ich schaue ihn bittend an und warte auf eine Reaktion von ihm. Er jedoch dreht sich um und geht auf sein Stuhl zu. Er lehnt sich in ihm zurück und mustert mich angewidert von oben bis unten. Der Stich in meiner Brust wird intensiver und raubt mir für einen kurzen Moment die Luft aus.
"Dann gehen Sie früher schlafen, Ms Collins...Achja stimmt, Sie wickeln ja lieber Betrunkene Männer um Ihre Finger und bringen Sie zu sich nachhause!"
Wie bitte? Sprachlos blicke ich ihn mit offenen Mund an und fasse es nicht was er von sich gab.
"Wie bitte? Sie haben Sie doch nicht mehr alle!" Er springt wütend von seinem Stuhl hoch und strahlt mich mir seinen Eiskalten Augen an.
"Achten Sie auf ihre Wortwahl, Ms Collins. Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde nicht wissen was Sie getan haben? Ich war zwar betrunken und kann mich an kaum was erinnern, doch ich weiß, dass Sie mich um den Finger gewickelt haben. Was wollten Sie damit erreichen, hm? Haben Sie geglaubt, mich zu Ihnen nachhause bringen zukönnen um mich öffnen zukönnen, mein Inneres sehen zukönnen? Oder wollten Sie mit mir schlafen? Haben wir überhaupt miteinander geschlafen? Ihnen könnte ich einiges zutrauen und das wiedert mich an!"
Die Tränen fließen bereits ununterbrochen über meine erhitzen Wangen runter. Ich fühle mich wie ein Stück Elend... wie kann er soetwas behaupten? Er kann sich doch an nichts erinnern!
"Wie können Sie soetwas behaupten? Denken Sie etwa so abartig von mir? Ich habe Sie nicht um den Finger gewickelt, erst recht nicht zu mir nachhause eingeladen! Sie sind von selbst erschienen, verdammt! Sie waren doch betrunken, Sie können sich an nichts erinnern. Das sagten Sie doch gerade eben selber, also woher wollen Sie das alles wissen? Soetwas würde ich niemals machen, Sie kennen mich nicht mal, also hören Sie auf solche Behauptungen von sich zu geben..." ein lautes Schlutzen verlässt meine Kehle, während Mr Connor langsam auf mich zukommt.
"Wieso sollte ich sonst betrunken bei Ihnen erscheinen? Erklären Sie es mir!"
Er drückt mir ein Taschentuch in die Hand und schaut mich abwartend an.
"Ich weiß es nicht... Sie waren mitten in der Nacht vor meiner Haustür und sind dann einfach reingekommen. Ich habe selber nicht gewusst wieso Sie gekommen sind. Ich hatte Sie mehrmals gefragt, doch es kam keine anständige Antwort..." Dass er mir Komplimente gab, lasse ich mal raus.
Ich trockne mir mit dem Tuch meine Wangen und Augen, und hoffe dass meine Wimperntusche nicht verlaufen ist.
"Über was habe ich mit Ihnen gesprochen, Ms Collins?"
Er schaut mich mit einem nachdenkendem Blick an und streicht mit seinem Finger plötzlich unter mein rechtes Auge entlang. Die Stelle fängt daraufhin an sofort zu brennen, was mir einen Schauer über den Rücken bringt. Sein Finger, den er an meinem Taschentuch abwischt, ist mit leichten schwarzen Punkten bedeckt, was mir zu verstehen gibt, dass meine Wimperntusche doch verschmiert ist.
Ich schaue hoch in seine kalten blauen Augen.
Sollte ich ihm sagen, dass er wahrscheinlich über seine verstorbene Mutter sprach?
"Ms Collins.." Er schaut mich abwartend an und zieht mein Kinn wieder zu sich hoch, jetzt jedoch sanft und vorsichtig.
"Ich weiß es nicht genau, Sie sprachen undeutlich..."
"Was denn zum Beispiel?"
Seine blauen Augen blicken zwischen meinen Augen hin und her.
"Ein Todestag... Mehr hab ich nicht verstanden." Ich beiße mir leicht auf die Unterlippe und hoffe er würde mir glauben. Als hätte ihn irgendwas gestochen, tritt er panisch zurück und beobachtet mich mit zusammen gedrückten Augen.
"Sonst nichts? "
"Sonst habe ich nichts verstanden. Sie haben andauernd gelallt, sodass ich nichts verstand."
Ich blicke runter auf meine Schuhe, in der Hoffnung mein rotes Gesicht zu verstecken.
Das war schon immer so gewesen bei mir. Sobald ich Lüge färbt sich mein Gesicht vor Angst und Scham rot. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb ich ein Ehrlicher Mensch bin...
"Aha...wenn Sie meinen. Ist sonst noch irgendwas vorgefallen?"
Er glaubt mir nicht, das würde ein Blinder sogar merken. Aber es soll mir egal sein!
"Nein sonst nichts. Sie sind zwar oft gestolpert und sogar fast hingefallen, doch ich konnte schlimmeres verhindern."
Ein grinsen bildet sich in meinem Gesicht, während ich Mr Connor beobachte, wie er diese Information verdaut. Es scheint ihm etwas unangenehm zu sein, das spüre ich!
"Danke... Es wäre besser, wenn wir den vergangenen Samstag vergessen, einverstanden? Wir tun einfach mal so, als wäre nie etwas passiert ok?"
Er dreht sich um und lehnt sich an seinen Tisch, während er Nachdenklich an die gegenüber liegende Wand schaut.
Es wäre wirklich besser, vorallem für mich...Schließlich versuchte er mich zu küssen und das verursacht ein leichtes Kribbeln an meinen Lippen. Ich spüre für einen kurzen Moment ein leichtes Brennen auf meinen Lippen, wenn ich daran denke, wie seine Lippen meine streiften...
"Ja es wäre wirklich besser es zu vergessen..."
Trotz meines Flüsterns, schaffe ich es ihn aus den Gedanken zu reißen.
Sein Nachdenkender Blick ist auf meinen Lippen gerichtet, was in mit eine leichte Panik auslöst.
Was wenn er sich an Bruchstücke erinnert?
"Sind Sie sich sicher, dass sonst nichts passiert ist, was ich wissen sollte?" Sein Blick ist noch immer auf meinen Lippen gehalten und ich komme leicht ins Schwitzen.
"N..Nein, nicht das ich wüsste..."
Nervös falte ich meine Hände ineinander und hoffe er bemerkt mein leichtes stottern nicht.
"Nadann, können Sie zurück an die Arbeit. Weitere Verspätungen werde ich nicht dulden, merken Sie sich das!"
Ich nicke ihm ein letztes Mal zu und mache mich mit zügigen Schritten auf den Weg zur Tür. Woher weiß er überhaupt, dass er bei mir war?
"In zwei Wochen fliegen wir zusammen nach Spanien, auf eine Geschäftsreise! Mr Sontos erwartet uns dort. Näheres besprechen wir dann morgen!"

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Hey❤
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich würde mich über Feedback sehr freuen!

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