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Mein Blick schweift hoch zum riesigen weißen Gebäude vor uns.
Das soll ein Hotel sein? Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich wahrscheinlich gedacht es wäre ein Palast.
Ich öffne die Tür des teuer aussehenden Mietwagens und werde von einem heißen Windzug begrüßt. Ich schmeiße mir meine große Handtasche über die Schulter, steige aus und gehe auf Mr Connor zu, der unsere Koffer aus dem Kofferraum holt und sie vor mir abstellt. Mein Blick schweift erstaunt durch die Gegend, während Mr Connor sich seinen Koffer schnappt und ihn vorwärts richtung Eingang schiebt. Das Hotel ist umgeben von edlen Statuen und goldenen Scheinwerfern die das Hotel zum leuchten bringen. Weiter hinten, wo sich ein riesiger Garten befindet, erkenne ich große Palmen an denen mehrere Kokosnüsse hängen, die nur danach rufen, gepflückt zu werden.
"Später machen wir einen Rundgang durch die Madrid Innenstadt, da können Sie genug staunen, aber jetzt kommen Sie erstmal."
Mein Blick bleibt an Mr Connor hängen, dem bereits die große Glastür des Hotels von einem Chauffeur offen gehalten wird und zu mir rüber schaut. Erst jetzt fallen mir die ganzen Chauffeurs auf, die alle eine dunkel rote Uniform mit Hut tragen und mit gerecktem Kinn am Eingang stehen. Ich schiebe meinen Koffer vorran und richte meine lockere Bluse richtig.
"Guten Tag, Miss"
Der junge Chauffeur, der Mr Connor noch immer die Tür offen hält, lächelt mich freundlich an und deutet mir ins Innere zu gehen. Man bemerkt den starken spanischen Akzent sehr, was sich aber ehrlich gesagt echt gut anhört. Ich spüre die warme, große Hand von Mr Connor wieder an meinem Kreuz, was mich vom Chauffeur weg blicken lässt und ich stattdessen ins Innere gebracht werde. Mein Mund klappt sich wie von selbst auf, während meine Augen vor Staunen aufgerissen sind. Wow...
Die hellen Lichter, das glänzende Glas, die glänzenden Fliesen mit dem edlen riesigen Teppich in der Mitte, die wunderschönen Wandmalerein, die ganzen Portraits von berühmten älteren Künstlern... Alles sieht einfach Atemberaubend aus!
"Warten Sie erstmal bis Sie die Zimmer gesehen haben, Ms Collins. Das Wird sie Umhauen!"
Das angenehme Prickeln an der Stelle wo seine Hand liegt, durchdringt mein Inneres, während er mich richtung Wartehalle schiebt.
"Ich gehe schnell die Zimmer Karten holen und Sie warten hier, ok?"
Ohne auf meine Antwort zu warten, lässt er seinen Koffer neben mir stehen und geht zur Rezeption, an der eine etwas ältere Frau sitzt und konzentriert auf dem Computerbildschirm vor sich schaut.
Ihre Haut ist braun gebrannt, was einen starken Kontrast zu ihren hellen blonden Haare hat.
Ich beobachte wie sie Mr Connor mit aufgerissenen Augen anschaut und von ihrem Platz aufsteht. Sie reichen sich die Hände und reden miteinander. Sie scheinen sich wohl zu kennen...
Mehrere Mitarbeiter und Gäste rauschen an mir vorbei und schenken mir immer wieder ein freundliches Lächeln. Sowas ist man in Los Angeles kaum gewohnt, vorallem in der Firma. Ich bin mir nicht Sicher, doch ich schätze mal, dass jeder, bis auf wenige Ausnahmen, auf sich allein gestellt ist und bloß auf sich selbst achtet. Sie grüßen und lächeln selten, und sind auf ihre Arbeit fixiert, als gäbe es kein Morgen mehr...
Ich werde durch einen entfernten Ruf aus meinen Gedanken gerissen und hebe meinen verwirrten Blick um Mr Connor und die Frau an der Rezeption zuerblicken.
"Nein, das kann nicht sein." Höre ich Mr Connor leicht wütend rufen, während die ältere Dame verzweifelt an ihrem Computer tippt und ab und zu ihren panischen Blick zu Mr Connor hebt, der mit verschränkten Armen und einer gefährlichen Haltung vor ihr steht.
Was ist denn jetzt los?
Ich erhebe mich von meinem Platz, packe mir beide Koffer und gehe langsam auf die beiden zu.
"Es tut mir wirklich Leid Mr Connor, doch hier steht, dass für Sie bloß ein Zimmer reserviert wurde."
Was? Das kann doch gar nicht sein, ich hatte zwei Zimmer reserviert!
"Das Hotel muss wohl daran gewöhnt sein, dass Sie ohne Begleitung herreisen, vielleicht deswegen das eine Zimmer..." Ihr Blick schweift zu mir, während sie mich nachdenklich mustert.
"Ich hatte aber zwei Zimmer reserviert. Da können Sie doch nicht einfach das eine weg lassen!"
Ich trete leicht wütend einen Schritt nach vorne, sodass ich am Tresen der Rezeption lehne und ich Mr Connor's Atem direkt an meinem Nacken spüre.
"Ich bitte um Entschuldigung..." Sie streckt ihre Finger zur Tastatur aus und beginnt nervös rumzutippen.
"...Wir haben leider keine freien Zimmer mehr."
"Das kann doch gar nicht sein!" donnert Mr Connor's wütende Stimme hinter mir. Auch wenn ich ihn nicht sehe, weiß ich genau, dass seine Fäuste geballt sind und er seinen Kiefer wütend zusammen presst.
"Da übermorgen die Gala statt findet, sind alle Zimmer bereits besetzt und reserviert. Wir können leider nichts machen und das tut mir wirklich Leid." Sie blickt Mr Connor leicht ängstlich an, weshalb ich mal vermute, dass seine Haltung Angsteinflößend ist.
"Aber ich möchte Sie daran erinnern, Mr Connor, dass Ihre Suite für Sie reserviert wurde. Die Suite hat zwei Schlafzimmer, also wäre das doch kein Problem oder?" Sie schaut fragend zwischen uns her.
Mr Connor zischt etwas undeutliches vor sich hin, tritt zu mir an den Tresen und mustert mich misstrauisch.
"Was halten Sie davon, Ms Collins?"
"Solange die Suite zwei getrennte Zimmer hat, habe ich ehrlich gesagt nichts dagegen. Außerdem gibt es ja anscheinend keine andere Wahl, also müssen wir wohl das Zimmer nehmen."
Er runzelt die Stirn und wendet sich nachdenklich ab.
"Nehmen Sie das Zimmer?"
Die Rezeptionistin blickt lächelnd zwischen uns her, während Mr Connor Sie wütend anschaut.
"Anders geht es ja nicht!" Zischt er sie an, was sie zusammen zucken lässt.
Sie tippt nervös etwas in den Computer ein und dreht sich anschließend zum riesigen Regal hinter sich um, an denen mehrere Goldene Zimmer Karten hängen. Sie schnappt sich den obersten und überreicht ihn lächelnd Mr Connor.
"Ich bitte nochmal um Entschuldigung und hoffe, Sie genießen die Anwesenheit hier."
Mr Connor reißt ihr die Karte aus der Hand und nimmt sich seinen Koffer, den ich neben ihm gestellt habe.
"Glauben Sie bloß nicht, dass Sie und Ihre Mitarbeiter einfach so davon kommen! Sie haben Schlampige Arbeit geleistet und das kann ich gar nicht leiden."
Sein angespannter Blick gleitet zu mir und deutet mir mit dem Kopf ihm zu folgen. Ich schaue ein letztes Mal entschuldigend zu der älteren Dame, die einen entsetzten Ausdruck hat, nehme mir meinen Koffer und folge Mr Connor mit hastigen Schritten zu den Aufzügen am Ende der Halle.
Die schweren Türe öffnen sich und wir treten hinein und ziehen die Koffer hinter uns her.
Ein riesiger Spiegel hängt an einer der breiten Wände und das Licht schimmert Gold, während aus den Lautsprechern ruhige leise Musik kommt. Die Musik wirkt beruhigend, weshalb ich mich an die Wand anlehne und meine Augen schließe.
"Das brauchen wir auch in der Firma..." flüster ich in die Stille.
"Was brauchen wir in der Firma?" höre ich Mr Connor's dunkle Stimme vor mir. Meine Augen bleiben geschlossen und ich konzentriere mich auf den Ton.
"Na diese Musik...wenn man von der Arbeit gestresst ist, was wirklich oft ist, hat man im Aufzug die Gelegenheit ein wenig zu entspannen, falls man in eine andere Etage muss. Man kann für wenige Minuten abschalten und der Beruhigenden Musik lauschen."
Ich höre sein leises Lachen und öffne meine Augen. Er lehnt direkt gegenüber von mir an der Wand, seine Arme hinter sich verschränkt und beobachtet mich belustigt.
"Also falls Sie gestresst sind laufen Sie schnell zum Aufzug und machen eine Spritztour durch die Etagen der Firma, nur um der Musik zu lauschen?" Er lacht leise und auch ich muss leicht schmunzeln.
"Naja, Musik hat eben eine beruhigende Wirkung auf mich. Vielleicht gibt es da noch andere, die das selbe spüren."
"Musik hat auch auf mich eine beruhigende Wirkung, doch glauben Sie mir, jedes Mal in den Aufzug zusteigen und diese Musik zuhören wird nach einer Zeit einfach nervig und sie würden sich wünschen die Lautsprecher einfach zerstören zu können."
"Musik wäre aber trotzdem eine gute Idee. Wenn es nervig wird, stellen wir sie ab!" Ich blicke ihn bittend an und forme meinen Mund zu einen Schmollmund. Sein Blick hängt an meinen Lippen und es entsteht ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
"Ich überlege es mir."
Der Aufzug bleibt stehen und die Türen öffnen sich kurz darauf auch schon. Ich packe mir meinen Koffer, trete hinaus und spüre Mr Connor's Anwesenheit direkt hinter mir.
"Zimmer 1025" sagt er und geht voraus. Er bleibt einige Meter weiter stehen und betrachtet die weiße große Tür, auf der mit goldener Schrift die Zahl 1025 eingraviert wurde. Allein die Tür sieht verdammt teuer und edel aus, wie soll dann noch das innere des Zimmers aussehen? Außerdem ist das auch noch eine Suite!
Er steckt die goldene Karte in die Öffnung der Tür woraufhin ein leises Piepen ertönt und die Tür mit einem leichten Schwung aufgeht.
Automatik also....
"Wilkommen in meiner Suite."
Ich trete hinein und sehe als aller erstes ein riesiges Panoramafenster, was sich mehrere Meter gegenüber der Tür befindet. Ein perfekter Blick auf den Garten mit ganz vielen Blumen und Pflanzen ist zu erkennen.
"Ihre Suite?" Ich schaue ihn kurz belustigt an, wende jedoch wieder meinen Blick zur Suit ab.
Das Panoramafenster befindet sich in einem offenem Wohnzimmer mit mehreren Sesseln und einer Couch. Ein riesiger Fernseher mir großen Boxen schmückt die eine Wand und ein edler Kamin die andere.
Neben der Haustür befinden sich Vier Türen, die jeweils gegenüber sind.
"Ich bin ziemlich oft in Madrid. Ob Beruflich oder Familiär, ich reserviere immer hier im Hotel. Ich bin deswegen auch ziemlich bekannt, dass ich immer diese Suite buche. Nach einer Zeit, war die Suite auf meinem Namen, sodass niemand anderes es buchen kann. Seitdem gehört die mir."
Er nimmt sich seinen Koffer und geht auf die zweite rechte Tür zu und öffnet sie.
"Das Zimmer hier gehört mir, Sie nehmen das gegenüber." Er deutet mit seinem Kopf auf die gegenüber liegende Tür und tritt in seins ein.
Er hat Familie in Spanien? Also müsste das heißen, dass er ursprünglich Spanier ist, oder?
Mein Blick bleibt an den anderen Türen hängen, was meine Neugier steigen lässt. Ich trete auf die erste Tür auf der linken Seite zu und öffne sie vorsichtig. Eine wunderschöne Küche mit weißen, glänzenden Schränken strahlt mir entgegen.
Die wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich eher nicht benutzt. Das Essen wird schließlich vom Zimmer Service gebracht.
Ich gehe auf die nächste Tür zu, hinter der sich mein Zimmer befindet und öffne die Tür.
Erstaunt lasse ich meine Handtasche auf den Boden gleiten und trete hinein. Das große Boxspring Bett steht in der Mitte des Raumes, daneben zwei kleine Komoden. Das Zimmer ist weiß/grau gehalten, mit einigen Gemälden am den Wänden. In der Ecke ist ein Schminktisch mit einem großen Spiegel und mehreren Regalen.
Es ist echt schön, nur leider ohne Badezimmer...
"Das blöde an dieser Suite ist, dass es nur ein Badezimmer gibt das wir uns wohl teilen müssen."
Ich zucke erschrocken zusammen, als Mr Connor's Stimme plötzlich hinter mir ertönt und drehe mich zu ihm um. Mit verschränkten Armen vor der Brust, lehnt er an der Wand neben der Tür und beobachtet mich.
"Möchten Sie sich zuerst ausruhen, oder sollen wir jetzt die Stadt erkunden?"
Ich schaue auf die Uhr an der Wand. 19:30 Uhr
"Ich schätze mal, wir könnten jetzt gehen, schließlich hab ich im Flugzeug genug geschlafen." Ich schmunzel leicht und gehe an Mr Connor vorbei zurück zum Flur, wo sich mein Koffer noch immer befindet.
"Ich mache mich kurz frisch, sodass wir so um halb 9 gehen könnten. Ist das in Ordnung?" Ich packe mir den Koffer und schiebe ihn ins Zimmer, wo Mr Connor noch immer an der Wand gelehnt ist.
"Ist in Ordnung, ich lege mich solange ein wenig hin."
Ich lasse meinen Koffer auf den Boden gleiten und öffne ihn um mir frische Sachen raus zu holen.
"Gut, aber nicht verschlafen!"
Ich hebe meinen Blick zu ihm und grinse ihn leicht an.
"Ich versuche es. Wenn nicht können Sie mich ja wieder aufwecken, wie Sie es im Flugzeug getan haben. Aber diesmal bitte nicht wieder auf mich fallen lassen." Ein belustigtes Lächeln schmückt sein Gesicht, was ihn noch hübscher erscheinen lässt.
"Gut, ich versuche es!"
Er lehnt sich schmunzelnd von der Wand ab und verlässt mit einem letzten Blick in meine Richtung das Zimmer.
Ich hole mir meinen kurzen Rock und eine passende Bluse aus dem Koffer, pack meine Pflegesachen zusammen und gehe Richtung Badezimmer, das neben Mr Connor's Zimmer liegt.
Eine kühle Dusche würde jetzt echt gut tun.

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