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Mit der weißen Rose in der linken Hand stehe ich vor dem grauen Grabstein. Ich lege die Rose vorsichtig neben der roten Tulpe von Sarah, seiner Schwester. Miranda steht abwärts und lächelt mir aufmunternt zu, während ich mich langsam auf die entstandene Wiese des Grabes hinknie. Ich senke meinen Blick auf den Grabstein und blicke in braune Augen, die strahlend in die Kamera blicken. Tiefe Grübchen schmücken seine Wangen, während die geraden Zähne durch das breite Grinsen zum Vorschein kommen.
Ich lächel traurig als die Erinnerungen an ihm hochkommen.

~Meine Finger graben sich tief in seine Grübchen und drücken fest zu, was ihn aufschreien lässt. Ich lache laut auf, schlinge meine Arme fest um seinen Nacken und wickel meine Beine um seinen Bauch um uns kurz darauf auf die Couch hinter ihm fallen zu lassen.
"Ich liebe dich Katy Cameron." höre ich ihn an meinem Ohr leise flüstern, während er beginnt mir durch die Haare zu streicheln. Ich lege meinen Kopf auf seiner Brust ab und lausche seinem ruhigen Herzschlag.
"Ich liebe dich auch James Cameron." lache ich und schließe meine Augen.~

Ich wische mir mit meinem Handrücken über die feuchten Augen und streiche meine Haare hinters Ohr. Ich betrachte die feine Schrift am Stein und wische mir immer wieder über die Augen, während immer mehr Tränen mir die Sicht versperren.

Ruhe in Frieden:
Geliebter Sohn, Bruder und Ehemann
James Cameron
1990 - 2014

Die letzten 3 Jahre waren ziemlich anstrengend...
Seit dem Unfall betrat ich nie wieder ein Auto, zu groß war die Angst und die Verzweiflung, dass sich der Vorgang von damals wiederholt.

Miranda lernte ich 5 Monate nach James Tod im Park kennen. Sie war damals nachts mit ihrem Hund unterwegs und fand mich weinend und zusammen gekauert auf einer Bank in der Nähe des Flusses.

Sie war es, die mir die letzten 3 Jahre geholfen hat, die für mich da war. Sie war es die mir einwenig Freude ins Leben brachte. Und sie war auch die einzige mit der ich über alles sprach und die einzige die ich noch an meiner Seite hatte.
Von meiner Familie brauchte ich Abstand, weswegen ich die wenigen Anrufe ihrer seits nicht beachtete und mich auf den Weg machte, alles hinter mir zulassen. Sie nahmen es auf die leichte Schulter und meldeten sich 2 Monate nach der Beerdigung nie wieder.

Ich verlor damals nicht nur meinen Mann, sondern auch meinen Job und unsere alte gemeinsame Wohnung. Mein Chef war ein Schwein. Eine Woche nach der Beerdigung verlangte er von mir pünktlich und Top Fit auf der Arbeit zu erscheinen. Ob ich mich daran gehalten habe? Ich bin 4 Wochen später völlig fertig und erschöpft zur Arbeit gestürmt.
Ohne auch nur ein Wort zusagen, überreichte er mir die Kündigung und verschwand aus meinem Büro.
Ein Jahr später wurde mir dann auch der Mietvertrag gekündigt, da ich kaum Geld hatte die Miete und den Strom zuzahlen.
Miranda verlangte daraufhin zu ihr zuziehen, was ich dann auch tat.

Mein jetziger Job im Restaurant als Kellnerin ist etwas anstrengend, jedoch meine einzige Chance mich über Wasser zuhalten.
Manchmal frage ich mich, was wäre wenn James und ich uns niemals gestritten hätten und er daraufhin auch nicht im Auto ausgerastet wäre?
Ich hätte meinen Job, unsere Wohnung, mein Glück und vorallem meine Liebe noch bei mir.

Ich zucke leicht zusammen als Miranda mich plötzlich in die Arme zieht und anfängt mich zu trösten.
"Wir schaffen das gemeinsam, Liebling. So, wie wir das die letzten 3 Jahre auch geschafft haben".
Sie drückt mir einen leichten Kuss auf die Wange und fängt mit ihrem Finger eine kullernde Träne auf, bevor sie meine Hand in ihre nimmt.
"Wir sollten uns auf dem Weg machen, es wird schon dunkel.." murmelt sie leise und blickt auf das Grab hinter mir.
Ein letztes Mal drehe ich mich um und betrachte James Grab. Es wäre niemals so weit gekommen, wenn ich nicht angefangen hätte im Auto zustreiten. Meine Augen füllen sich mit Tränen und versperren mir die komplette Sicht.
"Es war meine Schuld..." schlutze ich bitterlich, bevor Miranda mich zurück in ihre Arme zieht und mich fest an ihre Brust drückt.
"Nein, war es nicht. Du bist nicht daran Schuld Katy! Hörst du? Du bist nicht Schuld an James Tod. Es war Schicksal, dass es so kommen musste."

Es war Schicksal.


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Hey❤

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt