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Als wir aus der Schule waren drehte ich mich zu Cam um. "Ab hier kann ich auch allein." Ich zögerte. "Danke noch mal für ..."
"Du brauchst dich nicht zu bedanken",  unterbrach er mich grob. "Wenn du weiterhin so ... nett bist kriege ich ja noch Komplexe!"
Ich machte den Mund auf und zu, wie ein Fisch auf dem Trockenen, brachte aber kein Wort hervor. Dieser ...! Wie konnte er meine Dankbarkeit nur so mit Füßen treten! "Du ... Rüpel!"
Er zuckte die Schultern. "Und außerdem habe ich der Mum versprochen, dich heil nach Hause zu bringen! Wenn du jetzt alleine los ziehst und auf der Straße umkippst- schließlich leidest du doch unter Schwindelanfällen, da kann das schnell passieren." Er verzog spöttisch den Mund und verschränkte die Arme vor der Brust.
He! "Moooment mal! Das mit dem Schwindelanfall war DEINE Story. Ich hab nix davon gesagt!"
"Stimmt! Du hast nur da gestanden und ein bisschen grün um die Nase ausgesehen. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte die Geschichte auch abgekauft!" Er legte den Kopf zur Seite. "Davon mal abgesehen - gib es zu. Du bist froh, dass ich dich da raus gehauen hab!"
Ich schnaubte undamenhaft. "Ja, und ich hätte mich dafür ja auch bedankt, wenn ein gewisser Jemand mein Danke nicht so unfreundlich niedergetrampelt hätte!"
Darauf verdrehte Cam nur die Augen, was mich nur noch wütender machte. Und, auch wenn ich es nicht ihm gegenüber zugeben wollte - die Wut tat gut. Sie lenkte mich von dem Schmerz und Demütigung ab, die mich drinnen fast erstickt hätte.
"Willst du noch weiter diskutieren? Denn wenn wir hier weiter rumstehen wird unsere ganze Geschichte an Glaubwürdigkeit verlieren! Ganz zu schweigen davon, dass ich kein T-Shirt an habe und die Mädels durchdrehen würden, wenn sie mich so sehen!"
Oh! Er war so ... selbstgefällig! "Du bist überhaupt nicht von dir eingenommen, oder?!"
"Hm, ich glaube das hast du mich schon mal gefragt." Sein schiefes Grinsen war gleichzeitig süß und überheblich. Der Kerl machte mich wahnsinnig!
"Also. Bist du fertig mit grübeln und diskutieren? Denn so oder so werde ich dich nach Hause fahren. Wenn du jetzt direkt nachgibst sparen wir uns nur die Zeit."
"Warum bist du sicher, dass ich nachgeben werde?" Jetzt verschränkte ich stur die Arme vor der Brust und verengte die Augen säuerlich.
"Weil du vor zwei Tagen auch mitgefahren bist."
"Das zählt nicht", rief ich empört. "Da hattest du meine Tasche als Geisel! Und ich hatte es eilig weil ich zu spät für die Arbeit war!"
"Vielleicht bist du heute ja nicht in Verzug. Aber..." Er zuckte mit einer Schulter. "Deine Tasche habe ich immer noch als Geisel!"
Stumm ließ ich den Blick zu seiner Seite wandern wo meine braune abgesetzte Umhängetasche baumelte. Meine Mum hatte sie mir zum Geburtstag aus einem Secondhandladen  geholt. Ich hatte mir lange eine solche Tasche gewünscht und war über glücklich, als ich sie bekommen hatte, obwohl ich wusste, dass sie trotz allem einen Haufen Geld gekostet haben muss.
Und jetzt war sie wieder in Cams erpresserischen Klauen! Entweder war er verdammt gut darin, jemandem Dinge zu entwenden, oder aber ich wurde zu nachlässig mit meinen Sachen.
Wahrscheinlich letzteres. Frustriert stapfte ich mit dem Fuß auf, worauf hin mir Cam einen amüsierten Blick zu warf. "Und? Gibst du nach?"
"Verdammt, das wird zur Gewohnheit! Und ich hab ehrlich keine Lust, ständig um meine Tasche zu feilschen."
"Dann tu einfach das, was ich sage. Das ist der leichteste Weg, glaub mir."
Ich zeigte ihm den Mittelfinger, stampfte aber davon und hielt nach seinem schwarzen Motorrad Ausschau. Zu meinem Verdruss fand ich das Biker aber nicht. Ich wirbelte herum und funkelte Cam an. "Wo hast du geparkt?", presste ich verstimmt hervor.
Leicht lächelnd kam er auf mich zu, blieb dann aber neben einem schwarz glänzenden Range Rover stehen. Er ließ die Hand in seine Hosentasche gleiten und der Range Rover blinkte begrüßend. "Ich muss dich leider enttäuschen, Süße", sagte er spöttisch. "Mein Bike habe ich heute Zuhause gelassen - auf die Tour musst du leider verzichten."
Ein Teil von mir war tatsächlich darüber enttäuscht, doch das ließ ich nicht nach außen durchschimmern. "Also, wenn du mit dem Wagen genauso ... waghalsig fährst, ist das glaube ich egal. Das Todesrisiko bleibt das gleiche!"
Cam verdrehte die Augen, doch seine Mundwinkel zuckten verräterisch. "Jetzt steig schon ein."
Ich seufzte tief. Und legte mein Leben einmal mehr in Cams Hände.

Wer will schon einen Prinzen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt