Cam brauchte erstaunlich lange, um mit meinen Sachen zurück zu kehren. Derweilen nutzte ich die Gelegenheit, mich in Ruhe in seinem Zimmer umzusehen.
Es war wirklich groß, mit robusten Möbeln und in dunklen Farben gehalten. Doch hier und waren weiße und goldene Sprenkel gesetzt, sodass es nicht zu düster wirkte. Zusätzlich drang jede Menge Sonnenlicht in den Raum, da fast eine komplette Wandseite nur aus Glas bestand, und durch die man auf einen breiten Balkon gelangte. Der Ausblick auf gepflegte Hecken weißer Rosen, die eine Art Labyrinth darstellten, war auf eine klassische Art wunderschön.
Zwei weitere Türen führten aus dem Zimmer hinaus - die ein, durch die Ellie gestürmt war (und hinterher Cam), müsste wohl in das restliche Haus führen. Die zweite gehörte zu einem dem Zimmer angrenzenden Bad an.
Da ich unwillkürlich daran denken musste, was Cam wohl schon alles in diesem riesigen, kuscheligen Bett alles angestellt hatte - und mit wie vielen - und mich die Vorstellung anekelte, sprang ich von der Matratze und sah das Ungetüm mit einer Mischung aus Abscheu und Sehnsucht an - was er auch da drin schon alles getrieben hatte, ich musste gestehen, ich hatte mich in dieses Bett verliebt und hätte es geheiratet, nur um den Rest meines Lebens darin verbringen zu können.
Aber ich war ein vernünftiger Mensch, sagte ich mir zumindest. Und neugierig. Darum zog ich das Trikot so weit nach unten, wie es möglich war - der Stoff reichte trotzdem kaum bis zur Hälfte meiner Oberschenkel.
Verdammter Cam!
Innerlich fluchend, machte ich mich daran, Cams Zimmer genauer zu inspizieren.
Als ich die Türe zum Badezimmer öffnete, blieb ich erstaunt stehen.
Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber sicher nicht diese ... Schlichtheit. Das Bad war größtenteils in weiß gehalten, mit blauen Akzenten hier und da. Hand- und Badetücher waren lagen ordentlich gestapelt auf einem angebrachten Regalbrett.
Okay, es war wirklich schlicht, aber auch groß! Ungefähr doppelt so groß - ach was, dreifach so groß - wie das enge Badezimmer, welches ich mir Daheim mit meiner Mum teilte. Und es war sowohl mit einer riesigen Dusche ausgestattet, als auch mit einer gigantischen, in den Biden eingelassenen Badewanne im römischen Stil.
Vergessen wir das Bett, Leute. Ich würde in dieses Badezimmer einziehen!
Was ich Cam auch direkt mitteilte, als er nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zurückkehrte.
„Speedy?", hörte ich ihn in seinem Zimmer fragen.
„Ich bin hier", rief ich. „In deinem ehemaligen Badezimmer!"
Mit verwirrtem Gesichsausdruck erschien er im Türrahmen, meine Klamotten über dem Arm hängend ... und immer noch mit nacktem Oberkörper. „Wieso ehemalig?"
„Weil ich es gerade für mich beansprucht habe. Ich glaube, ich werde gleich heute noch meinen Umzug organisieren." Ich grinste verträumt - ich würde in dieser Badewanne liegen, bis ich einging, aber ich wäre glücklich! „Übrigens dachte ich schon, du hättest meine Sachen tatsächlich geschreddert. Du hast so lange gebraucht, dass man meinen könnte, du müsstest sie erst wieder zusammennähen. Im Ernst, wo hattest du die deponiert - in Timbuktu?!"
Es sollte ein Scherz sein, doch Cam lächelte nur halbherzig und es erreichte seine Augen nicht. Anscheinend hatte das Gespräch über das, was seinem Bruder widerfahren war, ihn doch mehr mitgenommen, als gedacht. Jedenfalls glaubte ich, dass das der Grund war.
Der Drang überkam mich, ihn aufmuntern zu wollen - denn mit einem traurigen Cam kam ich nicht klar, wurde mir bewusst. Mit einem nervigen, chauvinistischen und arroganten Cam, ja. Auch mit einem wütenden Cam. Aber diese Schwermütigkeit passte nicht zu ihm, sie war einfach nur falsch.
Und ich wollte unbedingt etwas unternehmen.
Also stemmte ich die Hände in die Hüften, legte den Kopf schräg und sah Cam von oben bis unten an. Dann hob ich die Augenbrauen. „Sag mal, läufst du eigentlich ständig halbnackt herum?", provozierte ich. „Ellie schien jedenfalls nicht überrascht, dich so zu sehen. Oder über die Tatsache, dich mit einem Mädchen im Bett zu erwischen."
Erleichterung packte mich, als seine Mundwinkel belustigt nach oben wanderten. „Eifersüchtig?"
Ich rümpfte die Nase. „Wohl kaum! Ich fand den Gedanken eher eklig, in deinem Bett geschlafen zu haben, in dem du schon wer weiß was getrieben hast. Und mit wie vielen will ich gar nicht erst wissen."
Und da war es, das Grinsen auf das ich gehofft hatte. „Keine Sorge, Speedy. Ich habe noch nie zuvor eine Frau hier her mitgenommen."
Okay, das überraschte mich dann doch. Verblüfft sah ich ihn an - was ihn nur noch mehr aufheiterte.
„Und um genau zu sein", sagte er und kam langsam näher, bis er direkt vor mir stehen blieb. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Die Niedergeschlagenheit war aus seinen Augen verschwunden und von einem vertrauten Funkeln ersetzt worden. „Ich hatte schon lange nichts mehr mit einer Frau, wenn ich ehrlich bin. Schon seit Monaten."
„Was?", entfuhr es mir, ehe ich mich bremsen könnte.
Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. „Jupp, keine andere Frau, Speedy. Nur mich ... und meine Hand ... und die Vorstellung, wie du unter mir liegst und meinen Namen stöhnst ..."
Das ... das war zu viel für meine Ohren. Ich wollte ihn anfahren, damit er die Klappe hielt, aber ich konnte ihn einfach nur mit offen stehendem Mund anstarren. Mein Gesicht wurde immer heißer.
Aber er war noch nicht fertig. „Nun, jetzt muss ich es mir ja nicht mehr vorstellen." Mit glühendem Blick fuhr er sich mit der Hand über den Mund, als er sich daran erinnerte, wie er auf mir gelegen und mich ins Bett gepresst hatte. Es war schon das zweite Mal gewesen, aber damals in meinem Zimmer war die Lage irgendwie ... anders gewesen. Heute hatte da eine Intimität zwischen uns geknistert, die ich um jeden Preis verleugnen wollte.
„Ich gebe aber zu", fuhr Cam fort, „dass du in meiner Fantasie weit aus weniger getragen hattest, als jetzt." Er machte einen Schritt nach hinten, um mich ganz ansehen zu können. Seine Stimme vertiefte sich um zwei Oktaven. „Eigentlich hattest du überhaupt nichts an." Sein Blick glitt langsam an mir runter - über mein Gesicht zu meinen Brüsten über meinen Bauch und dem Saum seines Trikots. Schließlich landete sein Blick auf meinen nackten Beinen - und blieb da. Ein tiefes Knurren löste sich aus seiner Kehle.
Meine Knie wurden weich und ich hatte kurz Panik, einen Kurzschluss zu erleiden. Denn kurz hoffte ich tatsächlich, dass Cam der Begierde nachgeben würde, die in seinen Augen lesbar war.
Diese Erkenntnis ließ mich schlagartig wieder klar werden.
Ich riss ihm die Klamotten vom Arm und gab ihm einen Stoß, sodass er - mehr vor Überraschung, als aufgrund meiner Kraft - nach hinten stolperte.
„Sorry", keuchte ich. „Eine Peepshow ist heute nicht drinnen." Dann schlug ich ihm die Türe vor der Nase zu und lehnte mich mit rasendem Herzen dagegen.
Ich steckte sehr sehr tief in der Klemme.
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Wer will schon einen Prinzen?
Romance***PAUSIERT*** Brille, Streberin,Mobbingopfer, graue Maus, aus armen Verhältnissen - das ist Livvy. Groß, dunkel, gutaussehend, reicher Bad Boy, Klatschpressen-Liebling, Prinz - das ist Cam. Mit ihrer niederen Herkunft ist Olivia Porter an ihrer Sch...