In dem Apartment, in dem wir uns nun befanden, roch es ein wenig streng. Aber sofort hatten die Jungs die Fenster geöffnet und Namjoon hatte mich irgendwo mitten in der Wohnung hinuntergedrückt, damit ich mich setzte.
Ich vermutete, dass es das Wohnzimmer war.Kurz nachdem wir uns alle gesetzt hatten und eine große Diskussionsrunde ausgebrochen war, klingelte es an der Tür und wohlduftende Pizza wurde hineingebracht.
Um zu vermeiden, dass ich wie eine Bekloppte alles antatschte, um ein Stück Pizza zu bekommen, fragte ich jedes mal Namjoon, ob er mir ein weiteres gab.
"Das ist jetzt schon dein sechstes Stück. Sag mal, wie viel kannst du essen?", fragte Hoseok. Er hatte eine freundliche, aufgedrehte Stimme, die etwas lauter klang als die anderen.
Er war bisher eine sehr quirlige und fröhliche Person.
"Ja, das wundert mich auch. Du bist so dünn und isst so viel wie zwei von uns", fügte Taehyung hinzu."Ach kommt, das war jetzt aber etwas übertrieben."
"Stimmt", quetschte Yoongi schnell dazwischen, ehe ich weiter sprach.
"Ich besitze eben einen guten Stoffwechsel. Zu irgendwas muss mein Körper ja fähig sein", scherzte ich und streckte meine Hand aus.
Sofort landete das siebte Stück Pizza Margherita darin.
"Lässt dich deine Familie verhungern?", fragte Yoongi mit spöttischem Unterton und ich verdrehte die Augen."Sagen wir, ich bin einfach nicht dazu fähig, mir selbstständig etwas zu Essen zu besorgen, weil ich doch so hilflos und schwächlich bin", erwiderte ich ironisch und legte dramatisch meinen Handrücken an die Stirn, schloss die Augen und lehnte mich nach hinten.
Die Jungs lachten.
Ich biss einfach wieder in meine Pizza."Hab gehört, ihr macht alle zusammen Musik?", fragte ich.
Namjoon hatte sowas in der Bibliothek erwähnt, vielleicht waren das ja diese ominösen Musikerfreunde der beiden.
"Ja, das stimmt. Hat Namjoon wieder Werbung für uns gemacht?", fragte Jin. Er wandte sich sicherlich an Namjoon, sein Ton klang weniger wie eine Frage, eher wie eine wissende Aussage."Eher weniger. Ich habe ihn und Yoongi dezent ausgequetscht", sagte ich mit vollem Mund und hielt meine Finger in kleinem Abstand zueinander in die Höhe.
Auch das siebte Stück hatte ich mittlerweile aufgegessen.
"Könnte ich noch eins bekommen?", fragte ich fröhlich und streckte die Hände aus.
"Und Nummer acht. Nicht dass sie nachher Bauchschmerzen bekommt. Ich muss mich schon genug um euch Idioten kümmern, da brauche ich das nicht auch noch", sagte Jin leicht skeptisch und sprach über mich, als wäre ich nicht anwesend.Ich biss genüsslich in die Pizza und hatte das Gefühl von den anderen beobachtet zu werden. Ich ignorierte das Gefühl und aß einfach, irgendwann stellte sich dann auch wieder das Gespräch ein.
"Sag mal ... und du kannst wirklich nichts sehen, Mika?", fragte Taehyung und kurz darauf hörte ich wie er wütend aufschrie. Er hatte ganz klar eine verpasst bekommen.
Ich lachte und lehnte mich zurück. Das Sofa auf dem ich saß war schön weich, etwas durchgesessen, aber ziemlich gemütlich.
Dicht neben mir spürte ich Namjoon, sein warmer Arm berührte meinen."Also nicht wirklich nichts", erklärte ich. Ich versuchte meine extreme Sehschwäche so gut wie möglich für Taehyung zu erklären und stellte viele Vergleiche an, damit er sich besser hineinversetzen konnte.
"Also bist du nicht blind. Vielleicht bräuchtest du einfach die stärkste Brille der Welt."
"Wie alt ist dieser Junge noch mal?", fragte ich Namjoon leise und dieser begann zu lachen."Was? Hör auf zu lachen, Hyung."
Taehyung klang trotzig, wie ein kleines Kind. Er war ja beinahe so schlimm wie Hugo, nur mit dem Unterschied, dass er nicht sofort losheulte und sich absichtlich in die Windel machte."Wie viele Finger zeige ich."
Ich verdrehte die Augen. Schüttelte lachend den Kopf und gab ohne zu überlegen eine Antwort.
"Fünf.""Sie ist nicht blind", kam Taehyung dann zu dem Entschluss, welshalb ich davon ausging, dass ich richtig gelegen hatte.
Ich atmete belustigt ein und wieder aus und versuchte mein Lächeln zu unterdrücken. Mein ganzer Unterkiefer zitterte, während ich mir ein zusätzliches Lachen verkniff."Ganz unrecht hast du ja nicht", gab ich noch zurück und stand dann auf.
"Aber auch wenn die Runde hier echt unterhaltsam und interessant ist, ich müsste langsam nach Hause. Ich habe noch etwas zu klären."Ich hörte, wie alle aufstanden und ich mich durch die Wohnung tastete. Ich hatte mir ungefähr den Weg zur Tür gemerkt.
Jetzt, wo ich mich etwas erholt und wieder runtergebracht hatte, musste ich wirklich wieder zurück. Ich hoffte bloß, es machte sich keiner allzu große Sorgen.
Ich wusste ja, wie Mom und vor allem Claire waren, wenn ich mich selbstständig machte.
Sie machten einen Aufstand, als würde ich direkt aus dem Land verschwinden."Ich bringe dich nach Hause. Sag mir deine Adresse", meinte Namjoon und drückte mir meine Schuhe in die Hand.
Seine schien er sich bereits ebenfalls anzuziehen.
"Bis zum Südeingang des Parks, den Rest schaffe ich alleine", versuchte ich zu verhandeln.
In einer Ecke war ein genervtes Stöhnen zu hören und ich vermutete, dass es Yoongi war.
Wer auch sonst?"Ich bringe dich nach Hause, ohne Wiederrede. Und ich mache es nicht, weil du nicht viel siehst."
"Sondern weil ich ein Mädchen bin."
"Ach komm, jetzt gib ihm einfach deine Adresse und der Keks ist gegessen."
"Uh, Kekse wären jetzt echt toll." Taehyung.Ich gab nach, verabschiedete mich von den anderen sechs und verließ mit Namjoon die Wohnung.
Anfangs unterhielten wir uns nicht, aber dann kam er mit diesen Fragen und ich wog ab, was ich ihm sagen wollte und was nicht."Was ist heute passiert? Was ist generell passiert, seit wir uns das letzte mal ... getroffen haben?"
Namjoon klang besorgt. Und es interessierte ihn wirklich sehr.Was sollte ich bloß antworten?
"Mmh ... Familie", mehr brachte ich nicht raus. Und das, obwohl ich sonst immer eine große Klappe besaß.
Ich hoffte, das war ihm Antwort genug."Hey, du musst dich nicht unbehaglich fühlen, nur weil du es mir nicht sagen willst oder kannst. Ist in Ordnung. Aber wenn du Hilfe gebrauchen kannst, komm auf mich zu", bot er an und ich nickte.
Ich war ihm dankbar. Dafür, dass er nicht weiter nachhakte und mir trotzdem Hilfe anbot, obwohl er nicht mal erahnen konnte, worum es ganz konkret ging.
"Ich habe alles unter Kontrolle, das regelt sich schon", lächelte ich und verdrängte es vorerst wieder.
Ich ließ es lieber nicht zu, dass mich meine Gefühle auffraßen, ich musste an die Sache mit einem kühlen Kopf rangehen.
Bei Claire gab es keine andere Möglichkeit.
Bei Xena war ich mir allerdings unschlüssig."Wie auch immer du dir das vorstellst, ich gebe dir meine Nummer, damit du immer auf irgendetwas zurückgreifen kannst. Und wenn du nur jemanden zum Reden brauchst, das tust du ja ohnehin gerne."
"Wie recht du doch hast."Auch wenn ich sein Lächeln nicht sah, wusste ich irgendwie, dass er mich genauso anlächelte, wie ich ihn.
Breit, erfreut, wissend, einfach gefühlvoll und als kannten wir uns bereits Jahre.Namjoon sagte mir seine Nummer auf und ich merkte mir die Ziffern.
"Ein drittes Mal?"
"Nein, hab's gespeichert.""Mika?", fragte Namjoon, als wir angekommen waren.
"Hm?"
"Ich hoffe wir müssen dich nie wieder im Park aufgabeln. Sag mir bescheid, wenn du eine Auszeit brauchst."
"Ich werde es mir merken, Namjoon."Damit drehte ich mich um, lief die drei Stufen zur Eingangstür hinauf und klingelte.
Meine Augen sahen nicht zu Namjoon zurück, aber mein Herz tat es ein wenig.Und es hatte sich erst einmal so nach einer Person umgesehen, wie nach ihm.
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Bookshelf Conversations || kim namjoon / min yoongi
FanficÜber ein Mädchen das etwas anders mit den Dingen des Lebens klarzukommen versucht als andere. Drei verschiedene Persönlichkeiten treffen in einer Stadtbibliothek aufeinander. Ein schnell reizbarer Provokateur, ein poetischer Bücherwurm und eine unte...