Mein Flug

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Drina's Sicht:

Bereits drei Wochen waren vergangen, seitdem verkündet wurde, dass Harry der Sucher des Gryffindorquidditchteams machen würde. Ich freute mich echt für ihn. Doch um es ganz ehrlich auszudrücken, verspürte ich schon etwas Neid. Alle, aber auch wirklich jeder in der Schule redeten davon. Selbst die Geister, die überall durch die Schule schwirrten. Mein Geheimnis, weshalb mein Vater nicht mit Gryffindor zufrieden war, hatte ich Hermine, Ron und Harry bis jetzt nicht erzählt. Ich wollte es einfach nicht. Ich wusste ja nicht mal selber, was mein Vater direkt mit Gryffindor für ein Problem hatte, aber ich wusste ganz genau, womit er definitiv ein riesiges Problem hätte und wenn das rauskäme, würde ich in meiner Familie richtige Schwierigkeiten bekommen nämlich, dass ich gerade dabei war, mich mit Harry Potter, Ron Weasly und Hermine Granger anzufreunden. Hermine war ein sehr selbstbewusstes Mädchen, sie konnte die Zauber schon richtig gut und was Vater am allermeisten verhasste, sie war muggelstämmig! Ich fand das nicht schlimm. Ich hatte das eh immer nie so richtig verstanden. Ich fand es total beindruckend von ihr, dass sie es offen zugab. Die meisten Muggelstämmige schämten sich für ihre Herkunft oder verstecken sich. Aber nicht Hermine! Ihr war es egal, was die Leute über sie dachten. Und sie stand zu ihrer Muggelhälfte, eine weitere Eigenschaft was ich so an ihr schätzte. Jeden Tag gingen wir zusammen nach dem Unterricht in die Bibliothek, um Hausaufgaben zu machen. So wurde ich auch immer besser im Unterricht. Da Draco mir nicht  helfen wollte, würde ich mir halt eben selber helfen!

Auch heute saßen Hermine und ich wieder in der Bibliothek und machten gerade den Zaubertränkeaufsatz für Professor Snape. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Dauernd hackte er auf mir, Harry und Ron herum. Und auch auf Hermine, da es ihm angeblich auf die Nerven ging, dass sie sich bei jeder seiner gestellten Fragen als einzige immer meldete.

Was wollte er denn eigentlich? Er wollte die Fragen ja auch beantwortet haben!

Doch Draco mochte ihn. Ich wollte meistens eigentlich bloß so schnell es ging, aus den Kerkern raus. Ich hasste es in den Kerkern.

Gott, jetzt war ich doch echt froh, dass ich nach Gryffindor gekommen war. Slytherin wäre definitiv nicht mein Haus gewesen, da herrschte eisige Kälte!

Ich musste schon wieder so in Gedanken versunken gewesen sein, da mich Hermine plötzlich anstieß.

"Hey Drina, hörst du mir überhaupt zu?", rief sie plötzlich und rüttelte mich am Arm. Ich schreckte hoch.

"W...Was?"

Sie seufzte laut, rollte dabei mit den Augen und wiederholte ihre Frage. "Hat jetzt eigentlich inzwischen Draco mal wieder mit dir geredet?"

Ich schaute zum Fenster raus.

Nein, dass hatte er nicht! Er ignorierte mich vollkommen! Ich war plötzlich bedeutungslos für ihn! Dabei waren wir vor Hogwarts so füreinander da. Jetzt war es ihm plötzlich egal, was mit mir war.

Dies traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Jeden Tag sah ich ihn herumlaufen von Klassenzimmer zu Klassenzimmer und immer zwischendrin von Crabbe und Goyle.

Nach einer langen Zeit sagte ich schließlich leise: "Nein!" und schaute dabei geknickt zu Boden.

Hermine schaute mich mit einem mitfühlenden Blick an und nahm mich in den Arm. Einerseits tat die Umarmung echt gut, aber andererseits war ich diese ständige Nähe nicht gewöhnt. Ich schaltete dann die meiste Zeit immer auf Abschieben. Auch jetzt drückte ich Hermine von mir weg, weshalb sie mich etwas enttäuscht ansah. Es tat mir innerlich weh, aber sowas war eben Neuland für mich. Außerdem brauchte ich jetzt echt mal eine Auszeit. Ich konnte mich jetzt eh nicht mehr auf den blöden Aufsatz konzentrieren.

So sagte ich zu ihr: "Ich brauch mal eine Pause. Ich geh ein bisschen an die frische Luft."

"Aber Drina es wird gleich dunkel. Du kennst doch die Regel! Wir dürfen nach Sonnenuntergang nicht mehr außerhalb von Hogwarts sein!", wendete sie ein.

"Ich brauch ja nicht lang. Wir treffen uns dann im Gemeinschaftsraum mit den anderen, ja?", sagte ich noch und verschwand schnell, damit sie nichts mehr einwerfen konnte.

Ich ging die Schulgänge entlang. Ich wusste genau, wohin ich wollte. Und was ich tun wollte. Ich machte kurz Halt beim Gryffindorturm, holte meinen Besen und ging weiter nach draußen. Ich wollte jetzt fliegen! Wenn ich flog, dann fühlte ich mich für einen Moment frei. Keine Verpflichtungen, kein Schmerz, keine dich hassende Familie.... mein Kopf leerte sich dann immer von selbst während ich flog. Ich ging also nach draußen auf den Flugstundenplatz, setzte mich auf meinen Besen Nimbus 2000 und stieß mich fest vom Boden ab. Ich flog immer höher und höher, raste durch den Himmel. Ich schlug Kreise, Saltos und wurde dabei immer schneller. Dann flog ich im Zickzack. Der Wind wehte mein langes blondes Haar nach hinten. Ich schloss die Augen und genoss den Flug.

Ich liebte es abgöttisch zu fliegen! Das war das einzige, was mir immer Halt gab, während den ganzen Jahren im Malfoy Manor. Draco war zwar für mich da gewesen, aber auch nicht immer! In dieser Zeit hatte ich mich fast jede Nacht mit meinem Besen und Schlafanzug rausgeschlichen, um zu fliegen. Dabei hatte ich mir vollkommen selbst, sämtliche Tricks und Flugarten erlernt und beigebracht.

Zum Schluss flog ich mit einem solchen Tempo immer höher, ließ ich mich dann einfach fallen und setzte zum Sturzflug an. Doch kurz vorm Aufprall zog ich meinen Besen wieder höher und bremste hart ab. Als ich schließlich vom Besen stieg war ich total erschöpft. Ich wollte nur noch in mein Bett.

Wenigstens hatte ich für jetzt einfach meine Sorgen für diesen Moment vergessen.

Da kam auch schon Professor McGonagall mit strengen energischen Schritten auf mich zu.

Oh shit, hatte die mich etwa beobachtet, während ich geflogen bin?

"Miss Malfoy, mitkommen!"

Toll ich bekam bestimmt voll die riesen Probleme mit ihr! Ich kam ganz sicher nicht ohne Strafe so gänzlich davon wie Harry!

Ich folgte ihr also und sie nahm mich mit in ihr Büro. Sie wollte gerade zu einer Standpauke ansetzen, da kam plötzlich Oliver Wood herein. Ich erinnerte mich an ihn. Harry hatte ihn mir gezeigt. Er war der Kapitän des Gryffindorquidditchmannschaft. Völlig atemlos schnaufte er in McGonagalls Büro. Als er sich wieder eingekriegt hatte, sagte er mit Panik in der Stimme: "Professor McGonagall, ich hab ein großes Problem. Wendy hat mir geschrieben, dass sie über die Ferien die Schule gewechselt hat. Jetzt hat Gryffindor eine Jägerin weniger und ich weiß nicht, was ich machen soll. Keine ist so gut als Jägerin, keine spricht dafür. Gryffindor wird wieder verlieren!", sagte er ganz traurig.

McGonagall überlegte kurz, schaute dann mich, dann wieder ihn an. "Also ich würde als dritte Jägerin Drina Malfoy vorschlagen!"

OMG! Hatte ich etwas an den Ohren, oder hat sie das tatsächlich gerade eben gesagt? ICH als JÄGERIN!!! Vielleicht könnte mein Kindheitstraum wahr werden!

Die Teufelin (Harry Potter FF) [WURDE ÜBERARBEITET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt