Kapitel 1: Lichtkugeln

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Ich versuche mich daran zu erinnern, wie damals alles begann, während ich mich auf meinem Bett niederlasse. Doch es gelingt mir nicht ganz recht. Wie eine Ewigkeit kommt mir all das vor. Zuerst erscheinen vor meinem inneren Auge nur Schemenhafte Bilder der Erinnerung, doch, je mehr ich versuche daran zu denken, desto klarer werden sie, bis ich schließlich komplett darin eintauche und die Welt um mich vergesse.

Immer und immer wieder lasse ich die kleine Lichtkugel erscheinen. Die etwa murmelgroße Kugel, welche circa fünf Zentimeter über meinen Händen schwebt, wird jedes Mal kaum merklich heller und erleuchtet mein dunkles Zimmer. Das Licht ist ein besonderes und trotz der sehr kühlen Farbe gibt es einem eher das Gefühl von Geborgenheit und Wärme.

‚Geborgenheit und Wärme' denke ich, während ich in den Erinnerungen schwelge.

Ich sitze im Schneidersitz auf dem Boden, öffne meine Hand, konzentriere mich und schaue zu, wie der kleine Lichtball langsam auf seine Normalgröße wächst. „Caitlin, es gibt Essen!" Die Kugel verpufft und ich rapple mich auf.

„Na, endlich Wochenende?", begrüßt mich mein Vater. Als Antwort lächle ich ihn an und setze mich an den Tisch. „Bist du mit der Schule vorangekommen?" Ich werfe meiner Mutter einen leicht genervten, eher entschuldigenden Blick zu. Ich kann ihr ja nicht sagen, dass ich seit Neuestem mit meinen Händen ein mysteriöses Licht erzeugen kann und etwa eine Stunde damit verbracht habe eine Lichtkugel zu erzeugen, die jedes Mal nach spätestens 20 Sekunden verpuffte.

Das mit dem Licht habe ich vor etwa zwei Wochen herausgefunden.
Ich hatte einen riesigen Streit mit meinen Eltern. Als ich mich schließlich völlig fertig aufs Bett geschmissen hatte und mein Gesicht in den Händen vergraben wollte, schauten mich auf einmal zwei leuchtende Augen an. Sie waren umgeben von einer schemenhaften Gestalt, doch als ich realisierte, dass dort eine Leuchtgestalt auf meiner Hand saß verschwand sie.

Unter verschwinden kann man sich verschiedene Dinge vorstellen, doch diese Art war sehr besonders. Die Kreatur verschwand auf die gleiche Weise wie die Lichtkugeln, die ich inzwischen bewusst erzeugen konnte. Es sieht aus, als wenn der Ball in etwa einer Sekunde erst zusammenschrumpft und wenn er dann kaum noch sichtbar ist in tausend kleine Teile zerspringt, die sich anschließend auflösen. Doch das nur kurz als Erklärung.

Als mir bewusstwurde, dass ich es selbst war, die dieses Wesen erzeugt hatte versuchte ich stundenlang es noch einmal erscheinen zu lassen, bislang leider ohne Erfolg. Dafür habe ich die Kugeln entdeckt.

„Caitlin? Caitlin!", meine Eltern schauen mich fragend an. „Ja?" „Ob du dieses Wochenende etwas vorhast?" Ich überlege kurz, dann schüttle ich den Kopf: „Nein nichts Besonderes, außer morgen Tanzkurs und vielleicht etwas mit Samira"


Samira ist meine beste Freundin in allen Lebenslagen, etwa gleichgroß wie ich, frech, immer fröhlich und, egal wann nötig, einfühlsam. Umso größer ist mein schlechtes Gewissen, dass ich ihr die seltsamen Geschehnisse noch nicht anvertraut habe. Viel zu groß ist meine Angst, sie würde mich für verrückt erklären, oder denken, dass ich sie auf den Arm nehmen möchte.

Ja, Samira, wenn ich jetzt nur die Gelegenheit hätte zu ihr zu kommen.

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Zu Beginn ein recht kurzes Kapitel, ich hoffe es gefällt euch.

FeranyoWhere stories live. Discover now