Kapitel 14: Tanzhaltung

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Ich fühle mich geringfügig blamiert und nicht im geringsten ernst genommen. Meine Ausbilder sagten zu mir, ich bräuchte vielleicht schon einmal eine kleine Übung für kommende Situationen in meinem Leben. So kommt es, dass ich nun im Regen durch irgendwelche Straßen laufe, in einem Ort den ich nicht kenne. Meine Aufgabe ist es, für die Marktkette Happy Angel Schmuckdöschen zu übergeben. Die ganze Aktion trägt den Namen 'Schmuck mit Botschaft'.

Sie haben einen Flauschigen Watte Fell Bezug über meine Flügel gezogen, was die Konsequenz hat, das ich momentan aussehe wie ein begossener Hamster. Da der Flaum auch noch ein zartes Rosa trägt sehe ich auch noch aus, wie ein zart rosa begossener Hamster. In einer kleinen Bauchtasche trage ich kleine liebevoll von der Maschine verzierten Döschen, die ich überbringen darf. Teils anonym, manchmal mit Absender. Auf einem Zettel den ich bekommen habe steht die Adresse, an die ich das kleine Präsent liefern soll und die Botschaft, die ich verkünden darf. Welche zu allem Überfluss noch einmal auf der Innenseite des Dosendeckels steht.

Meine Flügel darf ich nicht bewegen, da diese offiziell nur aus ein wenig Stoff bestehen.

„Guten Tag Frau Freundlich." Die Frau Freundlich ist in etwa das gegensätzliche Beispiel ihres Namens, doch muss ich mich bemühen ein Lachen zu unterdrücken, da Frau Freundlich in einem rosa Morgenmantel und mit Lockenwicklern in den Haaren vor mir steht. Sie scheint heute Wellnesstag zu haben, ihre Nägel sind mit einem Neon-Gelb lackiert und in ihrer Hand hält sie eine Stange Sellerie mit irgendeinem Dip an einem Ende. "Ich bin von der Firma Happy Angels und habe ein kleines Präsent im Auftrag ihres Mannes für sie."

Das Problem bei meinem kleinen Aushilfsjob ist, dass einige Leute den Unterschied zwischen dem Sender und dem Überbringer der Botschaft vergessen.

Drei Stunden später sitze ich wieder im Flugzeug nach Schottland.

„Sie hat was?! ... Ich stell mir das grad so vor, wie diese Frau mit Lockenwicklern in ihrem Haaren ihren Sellerie nach dir wirft und dich hysterisch anschr...", von Lachkrämpfen geschüttelt bricht Enya mitten im Satz ab und auch Clay kann sich nicht mehr beherrschen. Jonas, der ebenfalls aushelfen durfte lacht nicht ganz so laut, denn auch er ist nicht ohne Probleme davongekommen.

Am nächsten Morgen bin ich erstaunlich früh wach und bis auf Fynn alleine im Speisesaal. Ich werfe einen Blick auf meinen Tagesplan.

Montag (Woche 3)

• 9-10 Uhr Einzeltraining

• 14-17 Uhr 4D Tanzkurs


Ich freue mich über den recht leeren Tag, seit ich mich fest bei der Schule angemeldet habe hat sich mein Tages-Programm deutlich reduziert und sogar auf die Stunde Einzeltraining, denn das letzte Mal haben wir an meinem Persönlichen Beschützer gearbeitet freue ich mich heute. Nach etwa einer Stunde hatte ich immerhin schon einmal eine Schemenhafte Gestalt zu Gesicht bekommen. Heute versprach mir Clara-Jane, die mir Einzeltraining gibt, würden wir weiterarbeiten.

Ich sitze vor dem Haus auf einem großen Stein und strecke mein Gesicht gen Sonne, da höre ich Clay, welcher gerade aus dem Haus tritt. „Guten Morgen. Habe gehört du gehst heut Tanzen?" Ich lächle bei dem Gedanken, denn Tanzen habe ich schon vermisst.

Clay nimmt meine Hand, zieht mich sanft von meinem Stein und nimmt mich in Tanzhaltung. Ich bin erstaunt und wie aus Reflex steige ich ebenfalls einen Meter in die Luft, als Clay hochfliegt. Elegant lässt er mich erst eine Drehung in die eine Richtung und dann in die andere Richtung machen, bei der er beide Hände von mir in der Hand behält so dass ich mich eindrehe. Er verbeugt sich in dieser Pose einmal und bleibt dann so, als ob er Applaus genießen würde. Nur seine Flügel schlagen sanft weiter. Er dreht mich wieder heraus, nimmt mich an der Taille und setzt mich sanft ab.

Flüchtig blickt er auf sein Esmeryn auf dem ein Uhrsymbol aufleuchtet. „Ich muss dann", sagt er und verabschiedet sich. Auf meinem Esmeryn erscheint ebenfalls das Symbol, welches so viel bedeutet wie, ein Termin ist in kürze und man ist am jetzigen Standpunkt zu spät dran.

Knapp über dem Boden fliege ich zu dem Trainings-Haus, höher ist uns momentan ohne Protektoren nicht erlaubt. Es fällt mir schwer meine Gedanken zu sammeln und mich mental, wie besprochen schon einmal auf das Einzeltraining vorzubereiten, denn meine Gedanken schweifen immer wieder und wieder ab. Zu Clay, und zu dem heutigen Tanzkurs mit Jonas. Ich könnte auf Anhieb gar nicht genau sagen, mit welchem der Beiden ich lieber tanzen würde, doch etwas verwirrt, ist vielleicht noch der beste Ausdruck um meinen Gefühlsstand auszudrücken.

FeranyoWhere stories live. Discover now