Kapitel 11: In der Empfangshalle

28 9 0
                                    

Ich laufe ein wenig unsicher hinter Jonas und Clay hinterher, welche beide in super Stimmung sind und munter über alles Mögliche reden. Das erste Flugtraining von Clay steht an und er und Jonas haben mich ebenfalls überredet mit in die Flughalle zu kommen.

Wir gelangen zu einem recht kleinen Haus und ich ziehe eine Augenbraue hoch: „Seid ihr euch sicher, dass die Flughalle da drin ist?" Clay wechselt einen leicht nervösen Blick zwischen mir und dem Haus und versichert sich auf seinem Esmeryn. „Theoretisch oder Praktisch?" „Na beides wäre wohl am besten oder?", stelle ich nur als Gegenfrage und grinse.

Wir betreten das Haus und stehen vor einer alt aussehenden Treppe, welche nach unten führt. Da es in dem Ganzen Haus nichts außer der Treppe gibt, steigen wir diese hinab. Am Fuße der Treppe staunen wir nicht schlecht. Unterirdisch ist eine riesige Halle, im alten Steinmauer Stil, doch mit moderner Einrichtung. Einige Seile, Plattformen, Hindernisse und ja sogar Sitzsessel hängen von der Decke hinab. Der Boden ist gepolstert. Die Halle wird von einem Licht durchflutet, dessen Quelle mir rätselhaft scheint, da wir unter der Erde sind.

Fynn kommt auf uns zu. „Hey ihr drei.", begrüßt er uns mit einem Lächeln und setzt dann aber einen entschuldigenden Blick auf. „Caitlin und Jonas, ihr zwei könnt leider nicht zuschauen. Ihr werdet erwartet. Oben in dem Empfangshaus. Ihr könnt ja wenn ihr fertig seid noch einmal vorbeischauen. Und du Clay, du gehst als erstes in die Umkleide, da liegt ein Bündel auf dem dein Name steht. Da sind unteranderem Protektoren dabei, die sind wichtig für den Anfang."

Leicht enttäuscht, darüber das wir gehen müssen verabschiedet sich Clay von uns. Ein paar Zeros fliegen gerade in der Halle herum. Sie tragen Hand, Schulter, Knie sowie Knöchel Protektoren und eine Art ledernen Überzug für die Flügel, welcher vermutlich als Schutz dient. Die Protektoren sind recht dünn und vom Design her, wie ich feststellen muss, sehr gut gewählt.


In der Empfangshalle treffen wir Enya, welche jedoch nicht wie üblich freundlich zurückgrüßt. Jonas und ich wechseln einen fragenden Blick, welchen sie zum Glück nicht bemerkt. „Wirst du auch hier erwartet?", fragt Jonas nach einem kurzen Moment des Schweigens. „Nein!" Sie schaut uns jedoch nicht an. „Weißt du, wer uns erwartet?" Sie antwortet uns nicht. Auch wenn sie kein einziges Zeichen gibt, kann ich förmlich spüren, wie es in ihr kocht.

„Caitlin?", ertönt die Stimme einer Frau, welche gerade aus dem Zimmer uns gegenüber kommt. Enya zischt an ihr vorbei, wobei sie die Gelegenheit nicht aus lässt die Frau einmal ordentlich zu rammen, stürzt in den Raum hinein und knallt die Türe hinter sich zu. Ich beschließe lieber zu warten und setzte mich auf die im Flur platzierte Wand. Da nach fünf Minuten immer noch nichts passiert, lasse ich eine kleine Lichtkugel erscheinen und in engen Kreisen um meine Hand fliegen. Jonas setzt sich zu mir und lässt ebenfalls eine Kugel erscheinen. Mit viel Konzentration lenkt er sie in die Richtung der meine und lässt beide aneinanderstoßen. „Hey!", rufe ich, als sich meine Kugel kurz verformt und schließlich wieder eine makellose Kreisform annimmt und ich boxe mit der Kugel zurück.

Eine undefinierte Zeit später werden wir von Enya, welche aus dem Raum tritt und wütend an uns vorbei läuft ohne uns eines Blickes zu beachten unterbrochen. Ich stehe auf und beschließe nun zu der Türe zu gehen. Sie ist nur angelehnt und ich trete ein.

„Guten Tag Caitlin." Ein Mann mit eisgrauem Bart, welcher sehr gepflegt wirkt und eisgraues glattes Haar sitzt an einem großen Schreibtisch. Er lässt sich nichts eines möglicherweise vergangen Streit anmerken und lächelt, als er mir mit einer Handbewegung deutet mich auf die andere Seite des Tisches zu setzten. Ich folge und warte ab, bis er erneut beginnt zu reden.

„Lass mich bitte ausreden, ich möchte nicht, dass du mich unterbrichst. Wenn du fragen hast kannst du diese stellen, wenn ich fertig bin." Ich nicke. „Also gut. Ich heiße Georg und bin einer der fünf Obersten der Feranyer. Nun, du bist uns sehr wichtig. Wie dir vielleicht schon gesagt wurde, gibt es sehr wenig Lichter. Wir haben somit natürlich Interesse daran, dass du in unseren Dienst trittst. Die Aufgaben eines Lichtes sind wichtig und sehr vielseitig. Zunächst würde es jedoch darum gehen, dass du an unsere Schule kommst." Sein eisgraues Haar scheint nicht ganz zu ihm zu passen, da ich ihn vom Gesicht her erst auf höchstens Mitte 30 schätzen würde.

„Solltest du tatsächlich auf diese Schule gehen wollen, möchtest du eventuell nicht deine ganzen bisherigen Freunde verlassen. Keine Sorge in diesem Fall, sie können diese Schule ebenfalls besuchen, vorausgesetzt sie sind dafür geeignet. Und mit ein wenig Glück kann eventuell ihre beste Freundin auch zu uns an die Schule kommen." Er lächelt mich väterlich an. Ich lächle nicht zurück. Ich weiß nicht genau was ich davon halten soll, doch mein komplettes bisheriges Leben aufgeben kann ich mir nicht vorstellen.

Er bemerkt, dass ich seine Begeisterung nicht teile und sein Lächeln verstirbt für einen kurzen Moment. „Weißt du, du als Licht, kannst bei uns einmal viel verdienen und du wirst viel herumkommen. Die meisten bekommen sogar ein Haus auf Tenarus und ich verspreche dir, dies wird kein kleines sein." Es klingt alles verlockend, doch er bemerkt, dass er mit Materiellem bei mir nicht wirklich punkten kann. „Du wirst lernen deine Fähigkeiten zu optimieren und darfst weiterhin dein Esmeryn behalten." Damit hat er schon eher einen Punkt getroffen, der mich zum Nachdenken zwingt. All das hier ist super, und ich habe noch nicht einmal begonnen zu fliegen und ich weiß schon unterbewusst, dass ich zu dem Angebot nicht nein sagen werde.

„Wir werden deine Freunde einigen Tests unterziehen, mit denen wir testen können, ob sie sich eignen und falls dieser positiv ausfällt, können sie ebenfalls in unserem Dienst stehen." Er muss wohl in meinen Augen gesehen haben, dass ich zustimmen werde. Er lächelt. „Alles Weitere erfährst du von Fynn. Er wird dir alles Wichtige zukommen lassen. Noch Fragen?" Ich überlege kurz, dann schüttele ich den Kopf. „Dann auf Wiedersehen und viel Glück beim ersten Flugtraining."

FeranyoWhere stories live. Discover now