Das Einzeltraining verlief ohne Probleme. Ich durfte es sogar früher verlassen, mit der Aufgabe, mich mit Fido, wie er sich vorgestellt hatte vertraut zu machen. Er ist... "Fido, zeig dich doch mal" Er kommt unter meinem Bett gehüpft und setzt sich auf meinen Nachttisch. ...etwa handgroß und von der Kopfform ähnelt er einem Nilpferd, wobei er eher Arme und Füße wie die eines Drachen hat, mit einem kleinen gezackten Stummelschwänzchen, auch wenn ich dieses nicht als jenes bezeichnen darf.
Am Nachmittag machte ich mich gemeinsam mit Jonas auf zu dem Tanzkurs.
"Hast du schon einmal getanzt?", fragt mich Jonas kurz bevor wir an der Flughalle angelangt sind. "Ja, ein wenig länger als ein Jahr und du?" „Ich habe leider nur bis zum Fortgeschrittenen Kurs gemacht, dann hatte ich eine Unterrichtsänderung und ich konnte nicht mehr hingehen."
Der Tanzkurs stellte sich mit als das Beste des ganzen Camps heraus. Im Grunde genommen gibt es im Tanzen in der Luft keine Grundschritte, wie es sonst üblich ist, als ein dauerndes Schlagen der Flügel im Takt zu der Musik. Was sich jedoch als schwieriger erwies, als Anfangs gedacht. Denn hier kann man nicht je nach Bedürfnis mit den Flügeln schlagen, sondern musste den drängenden Impuls beim leichten Absacken bei langsameren Liedern wiederstehen.
Denn normalerweise war das Flügelschlagen ein wenig vergleichbar, mit Atmen. Es ist nach kurzer Zeit regelrechter Instinkt weiter zu schlagen, auch wenn dies noch nichts über die Flugpräzision aussagte, geschweige denn die Eleganz. Aus diesem Grund wurden an allen Wänden der Flughalle große Spiegel angebracht, so dass wir uns selbst sehen und kleine Fehler gerade beim Flügelschlagen, sowie der Haltung selbst korrigieren konnten.
Noch besser wurde die Tanzstunde dann, als einige Figuren und Abläufe hinzukamen, welche alle Richtungen inbegriffen haben.
Ich bemerke, dass sich meine Stimmung erheblich gebessert hat bei den Gedanken an diese Tanzstunde. Ich lächle zu Keanu, welcher an seiner kleinen Felsennachbildung in der Zimmerecke hängt. Ich pfeife kurz mit meinen Zähnen und schon räkelt sich das kleine Wesen kurz, bevor es zu mir fliegt. Er hängt sich an meinen Finger, welchen ich ihm gerade angeboten hatte und schaut mich aufmerksam an. „Na du, die Trainingsstunden mit dir waren natürlich auch super"
Ich Kraule ihn sanft im Nacken, was er sichtlich genießt. „Du hast die Trainingsstunden vergessen, bei denen wir uns kennengelernt haben.", ich schaue auf meinen Nachttisch, wo Fido soeben erschienen war und sich nun in meinem Tee ein angenehm lauwarmes Bad gönnt. Ich verziehe das Gesicht nur kurz, doch er bemerkt es trotzdem, weshalb er mich böse anfunkelt. Doch der Grund dafür ist ein anderer als er vermutet. Denn der Gedanke daran, Fido könnte dies öfter tuen, wenn ich gerade in Gedanken versunken bin, lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Selbst wenn er nur aus ein wenig Licht besteht.
Ich bemerke, dass ich allmählich zu weit abschweife und lenke meine Gedanken erneut auf den Tag mit meinem ersten Tanzkurs in den Lüften, und was an dem Tag noch so geschah
Ich sitze zusammen mit Enya, Levin, Clay und Jonas in meinem Zimmer, auf de Runden Teppich der in der Mitte des Zimmers liegt. Levin und Enya haben ebenfalls an dem Tanzkurs teilgenommen, Clay wollte kein Mädchen fragen welches er nicht kennt. So ist er leer ausgegangen und hat den Nachmittag mit Flugtraining im Gelände verbracht, weshalb seine Haare immer noch wegen dem Wind einen sehr zerzausten Eindruck machen.
„Ich finde die Figur, in der die Frau einen Salto fliegt einfach am besten", sagt Enya. Ich stimme ihr zu. „Fandet ihr nicht die Doppelte Drehung von beiden, bei der man die Flügel anlegt besser?", fragt Jonas, und ich muss ernsthaft darüber nachdenken. Gefallen hat sie mir auf jeden Fall, doch der Moment des freien Falls während dieser zwei Drehungen war mir ein wenig unbehaglich. „Also ich hoffe ja, dass es bei der neuen Schule solch einen Tanzkurs gibt. Ich bereue es, dass ich letztes Jahr allgemein mit dem Tanzen aufgehört hatte."
Ich stelle fest, dass ich bei Jonas Worten von ‚Tanzkurs in der Schule' ich unweigerlich kurz die Blicke von mir und Clay treffen. Ich schaue schnell weg, da ich selbst nicht weiß, ob ich lieber mit Clay oder mit Jonas den Tanzkurs machen würde. Ich muss erneut an heute Morgen denken, als wir ja nur kurz getanzt hatten. Ich habe ihn gar nicht gefragt, ob er denn schon einmal einen Tanzkurs belegt hat.
Ich liege wach in meinem Bett und kann nicht schlafen. Die Gedanken kreisen mir, von der Schule, von Tenarus, von meinen Eltern, meinen Freunden zu Hause, meinen Freunden hier, von Clay.
Da ich das Gefühl habe, wenn ich weiterhin liegen bleibe würde ich mich mit meinen eigenen Gedanken erschlagen, stehe ich langsam auf. Der Mond scheint heute Nacht sehr hell durch mein Fenster. Ich betrachte kurz ihn, dann suche ich den Himmel ab und finde, wonach ich Ausschau gehalten habe. Ein Punkt, der deutlich heller ist als jeder übliche Stern. Ob das nun die Venus, der Mars oder der Jupiter ist weiß ich nicht, doch allein der Gedanke, das auf diesem Planeten, viele Feranyo leben könnten und das unter einer dicken Gasschicht beeindruckt mich.
Auf einmal bekomme ich den Impuls nach draußen zu gehen und öffne das große Fenster. Ich bin noch nie aus dem Fenster aus dem Haus gegangen, doch durch das Treppenhaus würde ich riskieren, alle auf zu wecken. Ich denke an die Worte von Fynn, dass wir außerhalb der Flughalle ohne Protektoren nicht höher als etwa einen Meter fliegen sollen, ignoriere seine Worte und springe ab.
Erstaunt darüber das es geklappt hat, durchfährt mich ein starkes Glücksgefühl. Ich laufe zu dem Abhang, der eine Art Lieblingsplatz für mich geworden ist. Bei Nacht sieht das Loch wunderschön aus. Der Mond Spiegelt sich im ruhigen Wasser, sodass es sanft glitzert. Ich höre hinter mir Schritte und gemischte Gefühle kommen in mir auf. Als erstes denke ich an Clay, den ich hier schon das ein oder andere Mal getroffen habe, danach mit einem Zusammenzucken an jemanden, der mich bestrafen möchte, da ich die Regel nicht eingehalten habe.
„Noch wach?", fragt mich die Person und ich Atme erleichtert auf, ohne mich umzudrehen erkenne ich die Stimme von Enya. „Ja, ich konnte nicht schlafen.", antworte ich und drehe mich um. „Und du?" „Ich auch nicht." Wir schweigen uns eine Weile an. Ich überlege ihr etwas von Clay zu erzählen und dass ich nicht genau weiß was ich fühle, da fällt mir ihr Hass zu ihm ein. Warum eigentlich habe ich noch nie gefragt, riskiere es aber auch lieber nicht.
„Was hältst du von einer Runde Schwimmen im Loch?", fragt sie mich ein wenig aufmüpfig. Ihr scheint es noch nicht genug gewesen zu sein illegal aus dem Fenster gestiegen zu sein. Ich bin hin und her gerissen, einerseits lockt mich das Glitzern des Sees andererseits bin ich noch nie mit den Flügeln geschwommen.
Letztendlich entscheide ich mich dafür, da ich im Notfall die Flügel immer noch einziehen kann und ohne sie Schwimmen kann
Es war kein Fehler zuzusagen, denn das Wasser war herrlich. Obwohl es sehr kalt war, blieben wir fast eine Stunde darin. Wir müssen sehr laut gewesen sein, doch keiner kam und ermahnte uns. Nach einer kurzen Weile bemerkte ich, da wir mit unseren Kräften herumexperimentierten, dass wenn ich eine leicht rötlich, orangene Kugel erscheinen lasse, diese das Wasser fast in einem Umkreis von einem Meter angenehm erwärmte, auch wenn ich davon recht schnell müde wurde. Meine vorherigen Probleme vergaß ich vollkommen.
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Feranyo
Fantasía„Ich schätze, du hast in den vergangenen Wochen schon ein paar besondere Dinge bemerkt." Ich nicke. „Wieso musstest du mich denn so erschrecken? Hätte doch auch einfach ein Brief kommen können." „Geht schon, aber wir sind ja keine Zauberer, auße...