Am nächsten morgen.
Ich stieg erwartungsvoll in den Bus ein. Ich wollte nochmal mit Josh wegen gestern reden. Doch leider wurde ich enttäuscht. Nirgendwo sah ich ihn, obwohl er nicht zu übersehen ist mit seinen knallgelben Haaren. Verzweifelt suchte ich erneut den überfüllten Bus ab, stellte aber fest, dass er tatsächlich nicht da war.Mit gesenktem Kopf versuchte ich mich durch den schmalen Gang des Busses zu quetschen. Wenigsten fand ich noch einen freien Platz in der letzten Reihe, auf dem ich mich dann auch niederließ. Ich packte meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche und holte mein Handy raus, um es an die Kopfhörer anzuschließen.
Ich hörte ein bisschen Musik und überlegte, ob ich Josh anschreiben sollte. Vielleicht hat er ja nur verschlafen und kommt später noch in die Schule. Oder er ist krank. Oder er will nicht in die Schule wegen gestern. Das würde bedeuten er schwänzt die Schule. Doch nicht etwa wegen mir? Wegen seinen Eltern?
In der Schule angekommen, rannte ich schnell zu den Schließfächern, in der Hoffnung Josh dort anzutreffen. Doch wie sich meine Vermutung bestätigte, war er auch dort nicht aufzufinden. Hoffentlich geht es ihm gut.
Aber warum hat er nicht Bescheid gesagt?
In den verbleibenden 8 Stunden, die ich alleine in der Schule abhockte, kam nicht ein einzigstes Lebenszeichen von ihm. Alle paar Minuten schaute ich unbemerkt auf meine Handy, um zu schauen, ob Josh mir geschrieben hatte.
Zuletzt Online gestern 16:28.
Wahrscheinlich hat er Handyverbot bekommen. Solange ist doch kein normaler Mensch offline.
Meine Augen schwankten zur Uhr. Ja, nur noch 5 Minuten. Nach der Schule würde ich sofort zu Josh fahren, um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Ob er mich überhaupt sehen will? Und seine Eltern erst?
Es klingelte zum Unterrichtsende. Alle stürmten wie wild aus dem Klassenzimmer raus, denn jeder wollte so schnell wie möglich nach Hause. Und ich wollte so schnell wie möglich zu Josh.
Nervös stand ich vor Josh's Haustür. So wie es aussieht scheint er alleine zu sein, denn noch steht kein Auto in der Einfahrt. Das trifft sich gut, dann sind wir wenigsten alleine.
Ich klingelte und er öffnete die Tür.
,,Hi.", sagte ich leise.
,,Was willst du?"
,,Ich wollte nochmal mit dir reden."
,,Warum? Du hast schon genug Stress gemacht. Wegen dir denken meine Eltern jetzt, dass ich schwul bin."
,,Ja genau, deswegen wollte ich ja auch mit dir sprechen. Aber können wir das auf drinnen verlegen?"
,,Or, von mir aus. Komm rein.", sagte Josh und verdrehte die Augen.
Warum ist er so angepisst? Er wollte doch Sex mit mir oder was auch immer er vorhatte. Kann ich doch nichts dafür, wenn seine Eltern eher nach Hause kommen.
,,Danke. Aber sag mal, wieso warst du heute nicht in der Schule?"
,,Kein Bock?"
,,Du weiß aber wie wichtig Schule ist, oder?"
,,Fängst du jetzt auch so an wie meine Eltern?"
,,Nein, aber ich hab dich vermisst."
,,Naww, ich dich doch auch Babyboy, tut mir Leid wenn ich so genervt bin, aber meine Eltern gehen mir so auf den Sack, ey."
Sofort änderte sich seine schlechte Miene und er strahlte wieder. Sie umarmten uns kurz und er gab mir einen Kuss auf die Wange.
,,Apropos Eltern, meine sind am Wochende zu Hause und da wäre vielleicht die Möglichkeit es ihnen zu sagen."
,,Mach doch."
,,Ja, aber nicht alleine."
,,Ugh, wenn es dich glücklich macht, kann ich gerne mitkommen.", stöhnte Josh gelangweilt.
Danach mussten wir beide lachen.
Josh nahm meine Hand und wir gingen zusammen in sein Zimmer.
,,Meine Eltern kommen heute erst ganz spät nach Hause, das heißt wir sind alleine und haben genug Zeit."
,,Wofür?"
,,Um etwas nachzuholen..."
Josh drückte mich vorsichtig an die Wand und fing an mich leidenschaftlich zu küssen.