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"Zieh das andere an." schlägt sie mir schließlich vor.

Ich verdrehe an-genervt die Augen. "Mum, das sagst du jetzt schon zum dritten Mal."

Sie zuckt lediglich mit den Schultern. "Da kann ich doch nichts für, dass du nicht mehr in Größe 34 passt. Du wirst immer dicker, ist dir das mal aufgefallen?"

Mit wütendem Blick drehe ich mich um und verschwinde zurück in die Umkleidekabine. Eigentlich will ich mich in meine normalen Klamotten umziehen und nach draußen verschwinden. Vielleicht einen Kaffee trinken und mich einfach ablenken.

Aber ich weiß, dass dies nichts Gutes bedeuten würde, weshalb ich einfach das tue, was meine Mutter zufrieden stellt. In schneller Bewegung ziehe ich mir das dunkelblaue Kleid über, trete in die schwarzen High heels und stolziere halbwegs elegant heraus.

Sie setzt ein halb-frohes Lächeln auf. "Es ist nicht grad das richtige."

Ich schlage mir beide Hände verzweifelt gegen den Kopf. "Dein Ernst mum? Ich hab jetzt schon  tausend Kleider an probiert!" rufe ich bedauernswert.

Ihr Blick verrät nichts als Kälte. "Das ist mir egal. Wir suchen hier das perfekte Outfit und keines dieser hässlichen Kleider trifft es." sie steht zum ersten Mal seit wir diesen Laden betreten haben auf, schaut sich kurz im Laden um, ehe sie mir einen Kleiderbügel unter die Nase hält. "Das hier! Schau mal!" ruft sie begeistert.

Ich inspiziere den graumulierten Stoff, dessen Ärmel aus schwarzem netzähnlichem Stoff besteht. Es ist ein Overall und obwohl ich den Geschmack meiner Mutter verabscheute, so gefiel mir dieses Teil recht gut.

"Ich werd's anprobieren." sage ich lächelnd und nehme ihr den Bügel ab.

Es kostet mich eine kurze Zeit, bis ich den Anzug-artigen Stoff über meinen Körper gezogen habe, was meine Mutter nur noch weiter zum aus rasten bringt. Ich rutsche in die von mir vorher ausgesuchten High Heels und verlasse die Kabine.

Noch nie habe ich meine Mutter so gesehen, wie sie jetzt aus sah. "Oh mein Gott." sie hält sich vor Sprachlosigkeit die Hände vor den Mund. "Du siehst zauberhaft aus."

Mein Grinsen wird breiter und zum ersten Mal bin ich zufrieden mit mir selbst. Ich drehe mich um 90 Grad, um mich in den vor mir stehenden großen Spiegel zu betrachten. Der Stoff fließt wie angegossen über meinen zierlichen Körper und passt perfekt.

"Wir nehmen das, oder?" frage ich meine Mutter begeistert.

Sie nickt mir als Antwort zu. "Komm jetzt! Es wird spät!" ruft sie mit ihrer alten, fürchterlich nervenden Stimme.

Die Freude hat wohl nur für einige Sekunden an gedauert, jedoch länger, als ich es je miterleben durfte. Wir laufen zusammen zur Kasse, werden von der freundlichen Kassiererin begrüßt, ehe sie die Bankkarte annimmt, welche mir von Rob ausgehändigt wurde, um all meine Vorbereitungen zu finanzieren.

Doch natürlich steht die Karte unter dem Beschuss meiner Mutter, wie soll es auch anders sein. Sie hat den Gedanken, dass ich mit dem Geld nur dummes Zeug anstellen oder falsche Entscheidungen treffen würde.

Sie hat wirklich null Vertrauen in mir und langsam aber sicher wird mir dies zum Verhängnis. Ständig stehe ich unter ihrer Obacht, da sie denkt, ich würde ohne sie irgendwelche Fehler begehen und mich somit ins Verhängnis stürzen.

Wir verlassen das Geschäft und betreten erneut London's stürmische Hauptstraße. Obwohl es Sommer ist, weht ein heftiger Wind, sodass mein Haar nur mit der Kraft meiner Hände und eines Haargummis an Ort und Stelle gefasst wird.

"Wir dürfen keine Zeit verlieren, Eleanore. Es sind nur noch 6 Stunden und du musst dich noch um Haare und Makeup kümmern. Komm jetzt! Wir suchen einen geeigneten Salon."

Shadow ✽ Elounor / slowupdatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt