prolog

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"Och Gottchen, wie du aussiehst, Eleanore." meine Mutter fuchtelt mit den wenig abstehenden Strähnen meines braunen Haars herum.

Mühelos währe ich ihre Versuche ab. "Lass es, mum. Und ich heiße Eleanor."

"Benimm dich, Eleanor. Und zieh nicht so ein grimmiges Gesicht." schimpft sie.

Ich verdrehe an genervt die Augen und setze in Sekundenschnelle ein falsches Lächeln auf. "So besser?" frage ich in piepsig hoher Stimme.

Ihre Hand schlägt leicht auf meinen Oberschenkel auf. "Ich hab dir gesagt benimm dich!" sagt sie sauer.

Den Rest der Fahrt verläuft in völliger Stille. Mit verschränkten Armen blicke ich aus dem Fenster und blicke auf die vorbei fahrenden Autos. Die Sonne strahlt in vollen Farben und lässt die Stadt um so schöner aussehen.

Viele Menschen laufen auf den Straßen rum, führen ihren Einkauf durch oder genießen einfach nur die hohen Temperaturen, die normalerweise nicht typisch für eine kalte Stadt wie London sind. Umso schöner ist es für uns.

"Hättest du dir nicht etwas dickeres anziehen können? Du siehst aus wie eine Prostituierte." erklingt es neben mir.

Meine Lippen formen sich zu einer dünnen Linie und ich blicke auf meinen Körper herunter. Die schwarze Leggins umhüllt meine langen Beine und ein olivfarbenes Top schmiegt sich an meinen Oberkörper.

Meine Mutter war die reinste Furie. So Leid es mir auch tat, so über den Menschen zu reden, der mir mein Leben geschenkt hat, sie war einfach ein Monster. Wenn nicht sogar das größte Monster Londons.

Ihre Prinzipien übersteigerten sich immer und immer wieder. Ich passte einfach nicht in ihr Idealbild einer Tochter. So sehr sie auch versuchte, mich zu verstellen und verändern, sie konnte es nie schaffen. Zu mindest nicht komplett.

 Der Wagen hält vor einem hohen Gebäude, aus welchem unzählige Menschen heraus und auch herein stürmen. Der Fahrer öffnet mir die Tür, weswegen ich mich höflich bedanke. Mein Kopf legt sich weit in den Nacken, um auf die Höhe des gläsernen Gebäudes vor mir zu werfen.

"Eleanor, komm schon!" ruft meine Mutter mir zu, als sie die Eingangstür erreicht.

In schnellen Schritten laufe ich ihr hinter her, decke mich dabei hinter ihrer Größe. Es ist unwohl für mich, in solch einem bekannten und wichtigen Anwesen Teil zu nehmen. Vor allem da ich sehr unerkannt bin.

Natürlich habe die ein oder anderen Modeljobs erfüllt, in einigen Serien eine winzige Rolle gespielt, aber ein solch großes Angebot wie dieses hier, habe ich noch nie vorgeschlagen bekommen. Und ich würde es mit Sicherheit nicht abschlagen.

Meine Mutter läuft voraus und öffnet die schwere Glastür, die uns in die Empfangs-halle bringt. Eine kühle und wohl riechende Umgebung begrüßt uns herzlich in das Innere des wohl bekannteste Gebäude Londons.

Schon nach wenigen Sekunden findet meine Mutter Anknüpfung. Ein Mann mittleren Alters begrüßt sie herzhaft. Sie lachen und unterhalten sich, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Sie scheinen mich völlig aus ihrem Bild ausgeschlossen zu haben.

"Ach Rob." ihr Lachen verweht nach kurzer Zeit "Übrigens, das ist Eleanor, meine Tochter."

Der Mann setzt seinen Blick auf mich. Er mustert zu erst mein Gesicht und schließlich meinen Körper. Ich werde unter seinem Starren nervös, versuche es mir nicht anmerken zu lassen, sondern setze ein flüchtiges Lächeln auf.

"Eleanor also" sagt er musternd. Schließlich lächelt er mich an und streckt mir seine Hand entgegen "Freut mich dich kennen zu lernen." 

Ich schüttel seine Hand und gebe ein "Ganz meinerseits" von mir, um meine Mutter zu frieden zu stellen, welche uns die ganze Zeit über kritisch beobachtet.

Shadow ✽ Elounor / slowupdatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt