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Mit zitternden Beinen laufe ich die Straße entlang, dort, wo ich das Taxi hin bestellt hatte. Louis würde mir das noch büßen. Es ist mitten in der Nacht und ich als junge Frau laufe leicht bekleidet um diese Uhrzeit auf der Straße herum.

Was würden die anderen von mir denken? Was, wenn sich ein Paparazzi hier herumtreibt und mich entdeckt? Er würde sofort ein Foto schießen und jeder in der Welt würde es am nächsten Tag zu Gesicht bekommen. Wer weiß was für eine Story schon wieder entstehen würde.

Als sich die Lichter eines Autos zu mir bahnen und ich die Augen zusammen kneife, erkenne ich, dass es ein Taxi ist. Zufrieden watschle ich mit den hohen Schuhen zu dem Auto, welches nur wenige Meter von mir entfernt wartet.

Ich werfe mich auf den Rücksitz und schnalle mich an. Dem Fahrer gebe ich die Adresse, ehe er mich nickend dort hin fährt. Während der Fahrt ist es still, lediglich die Musik eines Radiosenders erfüllt den kleinen Raum.

Mein Blick schweift währenddessen durch das Fenster. Das Mond-licht, welches uns verfolgt, fängt meine Aufmerksamkeit auf. Es beruhigt mich für eine kurze Weile, jedoch scheitert es, als ich mich an die vergangene Stunde erinnere.

Wut kocht in mir auf, als ich sein Gesicht vor mir habe, wie es den Blick eines verärgerten Teenagers trug. Meine Fingernägel bohren sich in das entlöste Fleisch meiner Oberschenkel. Den Schmerz spüre ich nicht.

Tränen steigen mir hoch, jedoch wische ich sie vor dem Ausbrechen noch gekonnt weg. Ich darf keine Schwäche zeigen - nicht mehr. Ich muss verdammt nochmal versuchen stark zu bleiben; eine Mauer aufzubauen; Louis zeigen, dass ich kein schwaches Baby bin.

"Wieso läuft eine so junge Dame wie sie denn Nachts durch die Straßen herum?" weckt mich der Taxifahrer aus meinen Gedanken.

Seine vom Schnurrbart umrandeten Lippen setzen sich zu einem Lächeln zusammen, ehe ihm ein herzhaftes Lachen entweicht. Sein Haar hat längst die gräuliche Farbe eines alten Menschen angenommen. Er scheint sympathisch zu sein, dennoch für mich uninteressant in dieser Lage.

"Nicht wichtig." gebe ich kühl von mir und starre wieder hinaus.

Ein "oh" ertönt von seiner rauen Kehle. "Ich dachte nur dass es normal ist Mädchen wie sie in Clubs aufzufinden oder Zuhause. Aber doch nicht Nachts au-"

"Hören sie, fahren sie mich einfach nach hause und lassen sie mich in Ruhe, okay?" gifte ich ihn harsch an.

Durch den Spiegel sehe ich seinen überraschten Blick. Er nickt mir zu, fokussiert seinen Blick dann weiterhin auf die leere Straße vor uns. Ein weiteres Wort fällt zwischen uns nicht mehr, was mir Recht ist.

Zwar ist es nicht meine Art, so mit Menschen zu reden, die mir wirklich nichts antun oder dessen Bekanntschaft ich nicht teile dennoch bin ich viel zu gereizt und wütend, als dass ich hätte normal antworten können.

Wir kommen vor der Wohnung an und ich zahle dem alten Mann den genannten Betrag mit einem Trinkgeld, um mich dann hinaus zu zwängen. Die frische Nachtluft begrüßt meinen Körper und schmiegt sich angenehm um meine Haut.

Es fühlt sich alles so gut an; wie nur das schwache Mondlicht die Straße und ihre Umgebung beleuchtet; wie die Brise mein Haar leicht nach hinten weht und mir gewisse Frische verleiht. Einfach perfekt.

Dennoch schließe ich die Tür af und betrete mein eigenes Reich. Schuhe und Tasche finden schnell Platz auf meinem Boden. Ich krieche ins Badezimmer, schminke mich dort ab und binde mein Haar zu einem Dutt zusammen. Zum Duschen bin ich nun viel zu faul. Dies würde ich morgen früh erledigen.

Das Kleid findet Platz in der dreckigen Wäsche, bevor ich die Waschmaschine anschmeiße und mich nur in Unterwäsche ins Bett kuschel. Ich atme erschöpft und lange aus. Das war heute ein anstrengender Tag.

Shadow ✽ Elounor / slowupdatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt