20. Kapitel - Neuanfang

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Tae POV

Jungkook hat viel geredet, er hat mir von dem Streit mit seiner Mutter heute Morgen erzählt und von dem was sein Lehrer über mich gesagt hat. Er hat erzählt, dass er nicht mehr nach Hause kann, das er es nicht will. Er hat Angst, dass seine Familie mitbekommt wie er wirklich ist. Er will sie nicht enttäuschen. Er hat sich immer verstellt, seine Familie kennt ihn nicht wirklich. Nachdem er all das losgeworden ist, begann er zu weinen und seit dem sitzen wir schweigend da, Jungkook in meinen Armen, weinend.

Ich merke immer mehr, wie wichtig dieser Junge für mich geworden ist. Es zerreißt mir mein Herz ihn so zu sehen. Ich will ihm helfen, für ihn da sein. Ich will ihm zeigen, dass ich ihm vertraue. Ich will ihm beweisen, dass das was sein Lehrer behauptet hat nicht der Wahrheit entspricht, also beginne ich jetzt damit ihm etwas zu erzählen.

„Als ich ein Kind war, war ich komplett anders als ich es jetzt bin. Ich hab immer gelächelt, war immer gut drauf und hatte viele Freunde. Allerdings konnte ich nie viel mit ihnen unternehmen, denn meine Eltern haben mir nicht erlaubt, außerhalb der Unterrichtszeiten das Haus zu verlassen. Ich verstand nicht wieso, denn sie selbst waren nie da und im Endeffekt war ich immer nur alleine daheim. Die einzige Person die ich hatte war mein Kindermädchen, auf die hätte ich allerdings gerne verzichtet.

Eines Tages habe ich eine streunende Katze gefunden, sie war wirklich dünn, man konnte überall ihre Knochen fühlen. Ich nahm sie mit zu mir und versteckte sie in meinem Zimmer. Ich habe sie gefüttert und mich gut um sie gekümmert, meine Freunde brachten mir Katzenfutter mit in die Schule als ich ihnen davon erzählt habe. Die darauf folgenden Wochen waren wohl die schönste Zeit, die ich erleben durfte. Doch leider hielt dieses kleine bisschen Glück auch nicht lange an.

Als ich Wochen später von der Schule nach Hause kam und nach ihr sehen wollte, war sie weg. Ich habe überall nach ihr gesucht und hatte Angst, meine Eltern könnten sie entdeckt haben. Diese Angst bewahrheitete sich dann auch. Sie hatten sie tatsächlich entdeckt und fort gebracht als ich noch in der Schule saß. Ich konnte mich nicht einmal verabschieden. Von einem Tag auf den anderen war ich wieder alleine und wusste nicht wo sie ist und auch nicht wie es ihr geht. Ob sie glücklich ist, ob sie jemanden hat der sich gut um sie kümmert. Ich wusste nichts und habe auch nie etwas erfahren.

Meinen Eltern war es egal, wie ich mich dabei fühlte. Sie sahen meine Katze als „schmutzig" an und wollten so etwas nicht in ihrem Haus haben. Meine Freunde mochten sie nicht, sie meinten sie wären es nicht wert. Außerdem, sagten sie, hätte ich doch mein Kindermädchen. Sie könnte mit mir spielen und ich wäre doch nie alleine. Mein Kindermädchen allerdings, verprügelte mich täglich und misshandelte mich auch. Meine Eltern fragten mich nicht einmal woher meine blauen Flecken stammen. Sie haben sie nicht einmal bemerkt, dafür haben sie mich niemals genau genug angesehen.

Mit der Zeit verschloss ich mich komplett. Ich war irgendwann nicht mehr in der Lage, auch nur die kleinste Gefühlsregung zu empfinden. Ich zog mich immer weiter zurück und mein Freundeskreis schrumpfte auch immer weiter. Je älter ich wurde, desto weniger interessierten sich meine Eltern für mich und ich hatte keine Regeln mehr zu befolgen. Ich blieb so lange fort wie ich es wollte und machte was ich wollte. Wenn ich etwas angestellt habe, nutzten sie ihren Einfluss und ihr Geld um das zu regeln. Solange ich zur Schule gehe, war alles in Ordnung. Mein Hass auf die beiden wuchs mit jedem Jahr und die Dinge die dann geschahen kennst du ja bereits."

Erst jetzt spürte ich die Tränen die langsam meine Wangen hinunterliefen, welche allerdings noch bevor sie runtertropfen konnten von Jungkook weg gewischt wurden. Wir sehen einander tief in die Augen und bei seinem Anblick kann ich einfach nicht anders als zu lächeln. Er lächelt mich ebenfalls an. Sein Lächeln ist so wunderschön, es erwärmt mein Herz und noch bevor ich realisieren kann, was ich in diesem Moment tue, liegen meine Lippen auf seinen und ein wohliges Gefühl puren Glücks breitet sich in mir aus. Ich habe nicht einmal die Zeit zu zweifeln, ob ich da gerade einen schlimmen Fehler begehe, denn beinahe sofort erwidert Jungkook den Kuss.

In unserem anschließenden Gespräch beschlossen wir, fort zu gehen. Wir beide sind unzufrieden mit dem, wie es momentan läuft und wollen einen Neuanfang. Gemeinsam. Nur er und ich. Wir werden weg gehen, irgendwohin wo uns keiner kennt. Bevor wir allerdings diesen Plan in die Tat umsetzen können, muss noch einiges vorbereitet werden, solange wird Jungkook bei mir leben. Und es gibt noch eine Sache, die ich unbedingt erledigt haben möchte, bevor ich gehe. Diese Sache hat allerdings nichts mit Jungkook zu tun. 

VKOOK | The Thing With The MasksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt