7. Kapitel - Freiheit

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Tae POV 

Die haben mich tatsächlich von der Schule geschmissen, was soll ich jetzt tun? Meine Eltern werden wütend sein. Was werden sie jetzt mit mir machen? Schicken sie mich wirklich auf ein Internat? Nein, bitte nicht. Ich kann alles ertragen, aber ich kann es nicht ertragen meine Freiheit zu verlieren. Das darf einfach nicht passieren, bitte nicht. Sie werden das nicht tun. Ich bin ihnen doch sowieso egal, sie werden mich einfach weiter ignorieren. Ganz bestimmt, ich werde frei bleiben. Ja, ganz sicher. Ich werde frei sein.

Meine Türe öffnet sich langsam und meine Mutter betritt mein Zimmer ohne vorher anzuklopfen. Als ob sie jemals angeklopft hätte. Sie setzt sich neben mich auf mein Bett und sieht mich an. Warum ist sie hier? Sie müssen mich doch ignorieren. Irgendwas läuft hier falsch. Langsam werde ich nervös, ich beginne zu zittern, ich ahne was jetzt kommt.

„Taehyung," jetzt betritt auch mein Vater das Zimmer und stellt sich neben meiner Mutter auf „wir müssen mit dir reden Schatz." Schatz? Du nennst mich Schatz? Dass sie es wagt mich so zu nennen macht mich unglaublich wütend, aber ich traue mich nicht es ihr zu verbieten. Mein Vater setzt sich auf meinen Schreibtischstuhl und kommt näher auf mich zu. Bleib weg. Komm mir nicht zu nahe. Bitte geht einfach, ignoriert mich wieder, bitte. Verdammt. Mein Vater sieht mich mit einem Blick an, der mir zeigt, dass er nicht viel von mir hält. Ich weiß es ja, sie haben mich immer ignoriert, ich war ihnen immer egal. Trotzdem, es tut weh. Ich sehe beschämt zu Boden. Dann höre ich meinen Vater reden, „Taehyung, mein Sohn, du hast uns zutiefst enttäuscht. Ich habe nie viel von dir erwartet, aber von der Schule geschmissen zu werden ist einfach nur erbärmlich. Wir haben alles toleriert was du bisher getan hast, solange du in die Schule gegangen bist. Und jetzt, dass! Wie stehen wir jetzt da? Was denkst du halten jetzt alle von mir? Du lässt uns keine andere Wahl, wir haben bereits alles geregelt, du wirst in ein Internat für schwererziehbare Jugendliche gehen. Nächste Woche ist es so weit, pack bis dahin deine Sachen und wage es ja nicht in deinem Leben noch einmal etwas anzustellen! Hast du verstanden?!"

Ich kann hören was sie sagen, aber ich will es nicht glauben. Ich sehe nicht auf, ich bleibe ruhig sitzen und blende alles aus. „Ob du verstanden hast Taehyung?!" Ich nicke schnell und dann verlassen sie mein Zimmer und lassen mich alleine zurück.

Sie werden es tun, ich muss in ein Internat. Dort werden sie mich zwingen mich an ihre Regeln zu halten, meine Eltern werden mich nicht mehr vor Strafen schützen. Mir ist alles egal, alles. Nur meine Freiheit nicht. Und meine Eltern wollen mir genau diese nehmen. Das dürfen sie nicht, das darf nicht sein. Das halte ich nicht aus. Nur meine Freiheit, bitte, lasst mir nur meine Freiheit. Ich sitze eine lange Zeit nur da und schaue in die Leere. Immer beherrscht von einem Gedanken: Ich darf meine Freiheit nicht verlieren. Egal was es mich kostet. Irgendwann stehe ich dann auf, es ist spät, meine Eltern sind bereits im Bett.

Langsam gehe ich auf meinen Schreibtisch zu und sehe meine Lavalampe. Ich nehme sie und betrachte sie. Ich verlasse mein Zimmer und gehe auf das meiner Eltern zu, ich öffne die Türe nur einen kleinen Schlitz und höre ihr regelmäßiges atmen. Sie schlafen. Ich geh rein und stelle mich neben meinen schlafenden Vater. Ich werde frei sein. Und mit diesem Gedanken hole ich aus und schlage mit der Lavalampe mit aller Kraft auf ihn ein. Immer und immer wieder, sie bricht, meine Mutter wacht auf und macht Licht an, sie ist wie gelähmt vor Schock und starrt mich bloß an wie ich immer und immer wieder auf das Gesicht ihres wohl bereits toten Mannes einschlage. Jetzt da das Licht an ist kann ich es genauer sehen. Der Inhalt der Lavalampe liegt verteilt auf und neben dem Gesicht meines Vaters und vermischt sich mit der Hirnmasse, welche immer stärker aus seinem Schädel austritt je öfter ich darauf schlage.

Ich höre meine Mutter schreien, sie hat ihren ersten Schock überwunden und versucht zu fliehen. Ich bin schneller. Innerhalb kurzer Zeit hole ich sie ein und sperre sie erst mal ins Badezimmer. Was mach ich nun mit ihr. Unser Haus ist dreistöckig, im Zentrum des Hauses gleich hinter dem Eingang haben wir eine Art Treppenhaus, mit einer Wendeltreppe. Man kann ganz hoch und etwas bis ins Erdgeschoss fallen lassen. Das ist es. Ich suche mir etwas woran ich sie festbinden kann. Die Krawatten meines Vaters. Ich gehe wieder in ihr Schlafzimmer, Blutgeruch erfüllt den ganzen Raum. Ich sehe die Leiche meines Vaters da liegen. Sollte ich um ihn trauern? Oder mich freuen ihn los zu sein? Was auch immer ich fühlen sollte, ich fühle nichts als Leere und Gleichgültigkeit. Keine Angst mehr, nichts. Ich nehme mir die Krawatten, binde sie aneinander und gehe damit zurück zu meiner Mutter.

Ich binde ihre Hände hinter ihrem Rücken zusammen und daran dann mein provisorisches Seil, es ist sehr lang geworden, ich habe es so lange gemacht, dass es gerade so nicht bis zum Boden reicht vom dritten Stock aus, zum Glück hat mein Vater so viele Krawatten. Ich gehe in den obersten Stock mit meiner Mutter und binde das andere Ende der Krawatten ans Treppengeländer. Meine Mutter sieht mich panisch an, sie weint, sie bettelt mich an. Aber es ist mir egal, ihre Existenz macht mein Leben schwieriger also muss sie weg.

Sie ist genau wie ich, ein Mensch von vielen, eine Hülle die nichts fühlt, ein Mensch der absolut nichts bewirkt, der nach seinem Tod schnell vergessen wird. Jeder ist so. Jeder ist ersetzbar. Auch ich. Aber solange ich lebe, möchte ich frei sein, auch wenn ich mir meine Freiheit mit Gewalt nehmen muss. Ich werfe meine Mutter über das Treppengeländer, kurz vor dem Boden hält sie das Seil zurück. Ich höre ihr schmerzerfülltes Schreien, als ihr Schulterbereich regelrecht zerrissen wird. Ich ziehe sie wieder nach oben und lasse sie wieder fallen. Ich wiederhole das solange bis sie völlig verstummt. Bis sie tot ist.

Ich schaue auf den leblosen Körper meiner Mutter, nichts, ich fühle absolut nichts. Hab ich das euch zu verdanken? Oder wäre ich auch unter anderen Umständen so geworden? Zumindest für eines kann ich euch danken, dank euch habe ich die Möglichkeiten, hier ungestraft raus zu kommen, ich werde die Polizei bestechen, sodass jeder Beweis gegen mich verschwindet und das ich gar nicht erst von ihnen verdächtigt werde, ja ja die Welt ist korrupt, zum Glück. Ich nehme mein Handy raus und rufe meinen besten Freund an, Wonshik, ich erkläre es ihm nicht genau aber er kommt dennoch sofort ohne groß Fragen zu stellen.

Ich sehe es an seinem Blick als er mein Haus betritt, dass er zumindest etwas geschockt ist, aber er versucht es zu verbergen. Er ist ein guter Freund. Er hilft mir die Leichen in den Keller zu schaffen. Da unten hat mein Vater eine Art Bunker einrichten lassen mit mehreren Räumen, falls mal etwas passieren sollte, wodurch eine solche Maßnahme nötig wird. Wir machen uns daran alles gründlich zu säubern, wir verbrennen die Laken, und putzen alles gründlich mit scharfen Putzmitteln. Es dürfte nichts mehr zu finden sein, falls überhaupt jemand versucht etwas zu finden.

Dann gehen wir in den Keller zurück und wickeln die Leichen in Decken ein. Wir tragen sie nach draußen, glücklicherweise ist Wonshik volljährig und besitzt ein Auto. Wir schaffen die Leichen ins Auto und fahren aus der Stadt raus. Etwas abseits gelegen in einem kleinen Waldgebiet in den Bergen hat meine Familie ein Ferienhaus. Ich durfte einmal mit dorthin. Dort angekommen entzündeten wir an einer großflächigen Feuerstelle ein Feuer und verbrannten die kalten Körper bis nur noch Asche übrig war, welche wir einsammelten um sie im Wald zu verstreuen.

Ich kann gar nicht anders als zu lächeln. Ich bin frei. Und niemand wird mir diese Freiheit nehmen.

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I'll cut the ties that hold me down
~ Blue Stahli (Enemy)
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Ich möchte hier an dieser Stelle kurz etwas sagen, und zwar möchte ich mich bei einer Freundin bedanken, Michélle, sie hat die Idee geliefert, wie der Tod der Mutter abläuft.

Und wenn ich schon mal dabei bin, wie gefällt euch meine Story bisher? 

VKOOK | The Thing With The MasksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt