16. Kapitel - Schweigen

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Tae POV

Schweigend und mit dem Blick stur auf den Boden gerichtet sitze ich jetzt also neben Jungkook. Okay, gut. Was jetzt? Ich weiß nicht mal genau warum ich her gekommen bin. Mein Herz klopft wie wild, wieso nur, ich habe keine Ahnung was los ist. Ich weiß nicht was ich jetzt machen oder sagen soll. Seit wann bin ich bitte so unsicher? Ich will irgendetwas sagen, aber ich weiß einfach nicht was.

Ich hoffe einfach, dass Jungkook anfängt etwas zu sagen und damit diese seltsame Stille bricht. Ich schiele unauffällig rüber, doch der sieht nicht so aus, als wolle er irgendetwas sagen. Er sieht hin und her und hat dabei einen ziemlich finsteren Blick drauf. Irgendwie süß, was er wohl gerade denkt? Ich kann mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Okay Tae, du musst etwas sagen. Soll ich ihn fragen, wie es ihm geht? Wow Tae, wow. Fällt mir jetzt echt nichts Besseres ein? Und warum zur Hölle bin ich eigentlich so verdammt nervös?! Meine Hände schwitzen leicht. Okay, so wird das nichts.

Ich hebe meinen Kopf und sehe Jungkook jetzt direkt an, er hat sich ebenfalls mir zugewandt und sieht mich an. Es ist das erste Mal, dass ich ihn so genau mustere. Seine helle reine Haut, seine großen dunklen Augen. Das weiche Haar, welches auf seiner Stirn herunter hängt. Sein ganzes Gesicht, er ist einfach unglaublich niedlich, anders kann man es einfach nicht beschreiben. Und dann die blauen Flecken überall, seine Lippen sehen so weich aus, doch sie sind an zwei Stellen aufgeplatzt. Eines seiner Augen ist leicht zugeschwollen, wie konnte ich ihm das antun. Ich habe plötzlich das dringende Bedürfnis mich zu entschuldigen, für alles.

Ich will gerade meinen Mund öffnen und etwas sagen, als er mich anlächelt. Er lächelt mich an. Nach alldem, was ich ihm angetan habe. Ich habe ihn entführt, ihn gefoltert, ihm Glauben gemacht er würde sterben. Ich habe ihn bedroht und auf ihn herab gesehen. Also warum lächelt er mich an. Ein stechender Schmerz durchzieht meinen Brustkorb und alles was ich jetzt will, ist von hier weg zu gehen. Warum muss er auch lächeln? Was bildet sich dieser Vollidiot ein? Macht es ihm Spaß? Wollte er dass es so kommt? Will er sich einfach nur über mich lustig machen?

Ich spüre wie immer mehr Wut in mir hochkommt und bevor ich wieder die Kontrolle verliere stehe ich einfach auf und wende mich ohne ein einziges Wort zum Gehen ab, allerdings komme ich nicht wirklich weit, denn Jungkook hat nach meiner Hand gegriffen und hindert mich am Gehen. Eigentlich möchte ich mich losreißen und verschwinden, aber andererseits geht von meiner Hand, die Jungkook gerade in diesem Moment hält, ein angenehmes Kribbeln aus.

Wieder richte ich meinen Blick auf sein Gesicht und merke dabei, dass es mir schwerer fällt zu atmen. Mein Herz, welches sich zwischenzeitlich wieder beruhigt hatte, rast nun, als sei ich in Lebensgefahr. „Tae, weißt du, ich muss dir etwas erzählen." Er sieht etwas niedergeschlagen aus, aber weshalb? Ich bin doch derjenige, der ihn geschlagen hat. Weshalb fühlt er sich schlecht? „Es war meine Absicht dich so lange mit dem Geld hinzuhalten, bis du auf mich zukommst. Ich habe nichts bei dir gekauft um es selbst zu nehmen, ich habe es sogar immer entsorgt, der einzige Grund war, dass ich mit dir reden wollte."

Ich starrte ihn ungläubig an. Wieso? Wieso bringt er sich bewusst in Gefahr nur um mit mir zu reden? „Ich habe dir bereits erzählt warum ich das getan habe. Ich wollte einen Ort finden, an dem ich sein kann, wer ich bin und mich nicht mehr verstellen muss. Ich bin es wirklich leid, immer eine Maske zu tragen, immer zu spielen ich sei ein anderer, nur damit ich in dieser Gesellschaft nicht untergehe. Und als ich dich damals sah, hatte ich das Gefühl, bei dir könne ich das. Ich wusste dass du meine Chance auf Freiheit bist. Und deswegen bin ich dieses Risiko eingegangen, aus diesem Grund habe ich dich absichtlich provoziert."

Ich verstehe es endlich, er ist wie ich. Er sehnt sich nach Freiheit, nur hat er einen anderen Weg gewählt diese zu bekommen. Er denkt ich kann ihm diese Freiheit geben. Nein, er denkt, an meiner Seite kann er sie selbst erlangen. Er braucht mich. Er braucht mich ... Ist es das? Ist das alles? Ich bin ein Mittel zum Zweck? Heißt das, sobald er hat was er will und er mich nicht mehr braucht ist er weg? Oh nein, das kannst du ja mal sowas von vergessen Jungkook. Du gehörst mir. Wenn du gehst werde ich dir folgen und dich zurückholen. Du wirst dich nicht verstecken können. Ich werde es ihm nicht einfach machen, ich werde ihm zeigen, dass immer noch ich entscheide was passiert. Ich darf keine Schwäche zeigen. Ich sehe ihn ernst an und verziehe keine Miene. „Komm nach der Schule zu mir nach Hause." Jungkook nickt mir hastig zu und ich wende mich nun endgültig ab und verschwinde. 

VKOOK | The Thing With The MasksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt