18 Ende

305 18 13
                                        

Sicht von Mik

"Du musst raus. Beeil dich, sonst kommen wir zu spät", weckte meine Mutter mich. Ich blinzelte einige Male bis ich realisierte, welcher Tag heute war. Ich musste zu meiner Zeugnisausgabe. Zuerst stellte mich vor den Schrank, um meinen Anzug rauszunehmen. Immer noch müde zog ich mir mein Schlafshirt aus und ging ich ins Badezimmer, um zu duschen. Ich blickte in den Spiegel und knöpfte mir mein Hemd langsam zu. Dann nahm ich mir meine schwarze, zerrissene Jeans und zog sie mir über. Ich richtete mir die Haare und fixierte sie mit Haarspray. Nachdem ich auch meine Fliege gebunden hatte, sah ich nochmal in den Spiegel und entschied mich das Sakko wegzulassen. Zufrieden sah ich mich nochmal an.

 Zufrieden sah ich mich nochmal an

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Sicht von Kostas

"Kostas, Schatz." Ich drehte mich einmal auf meiner Matratze. "Steh bitte auf! Du musst dich doch noch fertig machen." Die Stimme meiner Mutter holte mich aus dem Schlaf. "Ich bin wach", murmelte ich. Sie klopfte noch ein letztes Mal gegen meine Tür. "Ich bin ja wach", antwortete ich etwas lauter. Gähnend richtete ich mich auf und kletterte langsam aus dem Bett. Den Anzug betrachtend machte ich meine Bettdecke wieder ordentlich und machte mich auf ins Badezimmer.

Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand ich mit meiner Mutter zusammen im Flur. Ich wollte gerade die Tür öffnen, da stoppte sie mich. "Kostas, die letzte Zeit war bestimmt nicht die einfachste für dich." Ich sah sie überrascht an. "Du glaubst bestimmt, du hättest uns enttäuscht, aber ich bin sehr stolz auf dich." Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Meine Mutter sah ein Stück zu mir hoch und fing ebenfalls an zu lächeln. "Es ist zwar nicht das, was wir uns vorgestellt haben, aber wenn es dich glücklich macht, ist es in Ordnung. Letztens war ich erstmal überrascht und mir fehlten die Worte. Doch, das wollte ich dir vorher noch sagen", beendete sie ihre Ansprache. "Danke. Das bedeutet mir sehr viel." Mit diesen Worten umarmte ich sie ein letztes Mal, bevor wir endlich losgingen.

An der Schule angekommen, entdeckte ich schon Miki, der mit Alex weiter abseits stand und mich ansah. Ich lächelte ihm zu. "Wenn es für dich okay ist, gehe ich zu Frau Johnson", meinte meine Mutter gleich daraufhin. Ich nickte leise lachend und begab mich von selbst zu den beiden. "Wir dachten schon, du kommst nicht mehr", fing Alex gleich an. "Natürlich komme ich! Nur, weil ich niemandem mehr in die Augen schauen kann? Ach, was!", versuchte ich zu spaßen, aber Miki schaute mich nun leicht erschrocken an. "Natürlich bin ich hier." Ich sah ihm in die Augen. Er nickte kaum merklich und drehte sich wieder Alex zu, dem die Situation sichtlich unangenehm war. "Ähm...ja. So kann man es auch sagen. Ich habe gehört, ihr beide..." Ihm war die Situation sehr unangenehm. "...ihr zieht zusammen?", fragte er in meine Richtung. Ich nickte sofort. "Ja, nach Potsdam. Ich musste das gestern noch mit Herrn Stietz abklären, aber jetzt steht dem ganzen nichts mehr im Weg", strahlte ich Miki an. "Cool. Ich... werde noch mal kurz rüber zu... , ne?" Alex zeigte in irgendeine Richtung und dampfte gleich ab. "Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte ich Miki. Dieser schüttelte den Kopf. "Alex meinte vorhin zu mir, er muss sich an die Sache noch gewöhnen, aber ich denke, das wird schon." Ich nickte als Antwort. Dann wurden wir in die große Aula gerufen.

Wir setzten uns alle, wie zuvor geplant, in die ersten Reihen. Ich platzierte mich daher wie vorgesehen neben Alex und Alina, mit der ich auch auf die Bühne müsste. Sie würdigte mich nur eines kurzen Blickes, ehe sie sich vollständig von mir abwandt. Wer könnte es ihr übel nehmen? Schweigend hörten wir den Reden der Lehrer zu, die darüber philosophierten, was uns nun bevor stand. Eine Zeit der Selbstfindung. Eine Phase der Missgeschicke und eingelaufenen Klamotten. Ich musste lächeln. Doch wussten sie überhaupt noch, wie das war? Letzte Woche war ich ein normaler Schüler, aber mein Leben hatte sich vollständig auf den Kopf gestellt. Ich beobachtete Miki, der in derselben Reihe rechts von mir und zwischen Sabrina und Rico saß. Der Arme tat mir echt Leid. Dann war unser Einsatz. Auch die drei standen auf und folgten uns auf die Bühne. Dort bekamen wir feierlich unsere Zeugnisse überreicht. Es war geplant, dass jeder von uns sagte, was er danach machen würde.

Der erste war Rico:
"Ab nächster Woche werde ich für ein Jahr nach Amerika und sehen,
wo mich meine Reise hinführt."
Einige anerkennende Blicke waren von unseren Mitschülern zu sehen.

"Die Umzugskartons stehen zuhause schon bereit.
Morgen ziehe ich nach Potsdam für eine Marketingausbildung",
hörte ich Mikis Stimme.

Gleich darauf fing Sabrina an zu sprechen:
"Ich werde hier am Oberstufenzentrum mein Abitur machen."

Ich stellte mich gerade hin.
"Mein nächstes Ziel ist Potsdam,
wo ich eine Ausbildung im Bereich Marketing machen werde."
Gemurmel erhob sich aus den vorderen Reihen, doch ich ignorierte es gekonnt.

"Ich muss sehen, wo mich das Schicksal hinführt",
stammelte Alina leicht neben mir und das Gemurmel begann erneut.
Ich senkte nur den Kopf.

"Bei der örtlichen Zeitung könnt ihr demnächst von mir lesen.
Ich mache eine Ausbildung zum Journalisten",
erzählte Alex als letztes, bevor wir uns wieder auf unsere Plätze begaben.

Sicht von Mik

Nachdem wir uns gesetzt hatten, konnte ich beobachten, wie Kostas Alina die ganze Zeit musterte. Das Gefühl von Eifersucht machte sich wieder in mir breit. Aber er hatte sich doch für mich entschieden. Was war nun also mein Problem? Lag es daran, dass ich wusste, sie würde wohl niemals aus seinem Leben verschwinden? Bald hätten die beiden ein gemeinsames Kind und er konnte mir erzählen, was er wollte, so etwas verbindet einander. Ich konnte nur hoffen, dass er nie zwischen dem Kleinen und mir wählen muss. Wer weiß, wie er entscheiden würde? Wer weiß, wie es nun weiter ging? Alina konnte jetzt weder Abitur, noch Studium oder Ausbildung machen und ich hatte mich mit dazu verpflichtet, ihr zu helfen. Kostas wollte kein Vater werden, hatte er mir beteuert, aber war das immer noch so? Alle applaudierten und standen feierlich auf. Nun entschied nur noch das Schicksal...

Bi? Schwul? Hetero?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt