10. Verstecken

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Sicht von Mik

Das war viel leichter als zuvor angenommen. Ob es auch seinen Zweck erfüllt hatte? Kostas schien zumindest Spaß an unserem heutigen Techtelmechtel gehabt zu haben und ich hatte ihm noch einmal nah sein können. Jetzt musste er sich seiner Gefühle im Klaren sein! Mehr konnte ich ihm da auch nicht helfen.
Vielleicht gab es ja doch ein Happy End. Schließlich konnte ich beobachten, wie er meinen Oberkörper gemustert hatte, als wir uns schweigend mit Taschentüchern einigermaßen sauber gemacht hatten. Zumindest meinen Körper fand er also gut. Das war ja was! Geredet haben wir danach nicht mehr viel. Wir haben uns nur noch kurz verabschiedet und sind dann jeder nach Hause gegangen. Das widerum bedeutete, wir würden uns nochmal treffen, um dann endlich das klärende Gespräch zu führen. Zufrieden knipste ich mein Nachtlicht aus und legte mich schlafen.

Sicht von Kostas

"Du weißt, was das bedeutet?", fragte meine Mutter mich. Gleich nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, hatte sie mich in die Küche gerufen. Beide hatten wir unsere Seite der Geschichte erzählt. Also, sie hatte mich ausgefragt. Danach war mein Vater dazugestoßen und so saßen wir immer noch am Essenstisch. Und das seit geschlagenen 90 Minuten! "Deine Mutter hat dich was gefragt", erinnerte mich mein Vater. "Ja", antwortete ich erst. Ich dachte nochmal nach. Was bedeutete das denn? "Oder nein. Eigentlich nicht." Seufzend legte sie ihren Löffel beiseite. "Ihr werdet wohl zusammenziehen müssen." Ich schüttelte den Kopf. "Nein. So weit sind wir nicht!" Meine Eltern hoben erstaunt den Kopf. Ich blickte in zwei fassungslose Gesichter. "Wie wollt ihr das sonst machen? Du wirst Vater, Kostas!", hakte mein Vater nach, aber mir reichte es. "Woher soll ich das wissen? Aber danke, dass du es mir nochmal sagst." Ich stand auf und ging in mein Zimmer, wo ich die Tür zuschloss und mich aufs Bett schmiss. Ich wollte kein Vater sein. "Kostas." Meine Mutter klopfte an die Tür. "Kostas, bitte." Sie klopfte weiter. "Wir meinen es doch nicht böse." Ich seufzte. Als wenn ich das nicht wüsste, doch meine Tür blieb geschlossen.

Das ganze Wochenende hatte ich mein Zimmer nicht verlassen. Meine Eltern, großteils meine Mutter, haben immer versucht, mich dazu zu bringen, die Tür aufzuschließen, aber ich blieb standhaft. Zum Glück hatte ich ein angrenzendes Bad und genügend Chips in meinem Zimmer. Obwohl ich seit Freitag auch keinen Appetit mehr hatte. Samstagabend hatte ich nochmal mit Alina geskypet und über die Schwangerschaft und so weiter gesprochen, was im Streit ausgeartet ist. Allerdings störte mich das herzlich wenig. In meinen Gedanken drehte sich alles um Mik und Freitagabend.

Mittlerweile war Montagmorgen und ich suchte mir Kleidung für die Schule raus. So kannte ich ihn nicht. Schwarzes Shirt oder graues Top? Er war nicht der Typ, der die Führung übernahm. Cap? Krampfhaft versuchte ich Herr über meine Gedanken zu werden. Ich brauchte Ordnung! Als erstes nahm ich mir nun eine kurze, blaue Hose mit dem schwarzen Shirt und meine rote Lieblingscap. Dann konnte ich mich weiter auf Miki konzentrieren. Wie ich zu dem Spitznamen kam? Ich wusste es nicht. Irgendwann in den letzten 72 Stunden hatte er sich in meinem Kopf eingenistet und ich mochte ihn. Der war Name war genauso niedlich wie Miki selbst. Ich lächelte und zog mich weiter an.

Wie sollte ich mich heute verhalten, wenn ich ihn wiedersehe? Eigentlich war ja nichts dabei

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Wie sollte ich mich heute verhalten, wenn ich ihn wiedersehe? Eigentlich war ja nichts dabei. Schließlich war es für uns nichts Neues die Hand in der Hose des anderen zu haben. Ich seufzte und richtete nochmal meine Basecap, da ich keine Lust hatte, mir die Haare zu machen. Trotzdem kam es mir anders vor. Zudem kam, dass das Kribbeln nicht mehr aufhörte. Es kam immer wieder, wenn ich auch nur an ihn dachte. Endlich zufrieden schnappte ich mir noch eine graue Kapuzenjacke und lief mit meinem morgendlichen Kaffee nah unten.

Normalerweise würde hier Alina auf mich warten, aber heute stand sie nicht da. War es etwa wegen dem Streit von Samstag? So schlimm war es eigentlich gar nicht gewesen. Wir wussten beide nur einfach nicht, was wir tun sollten. Wer hatte schließlich mit 16 schon über Kinder nachgedacht? Es gab so vieles zu klären. Wie geht es weiter? Wird sie eine Ausbildung machen? Kann sie momentan überhaupt eine anfangen? Ziehen wir zusammen? Alina wollte es natürlich schleunigst klären, aber ich hatte noch keine Antworten für sie. Denn die wichtigste Frage für mich war: Bleiben wir überhaupt ein Paar? Es klang gemein, aber so war es ja gar nicht. Miki war schon vorher da. Jedenfalls waren wir beide komplett überfragt. Wir brauchten Geld. Konnte ich dann überhaupt mein Abitur machen, wenn sie keines verdienen konnte? An der Schule angekommen, sah ich Rico und Alex am Eingang stehen. Mik war nicht dabei. Sie sahen mich überrascht an, als ich zu ihnen ging. "Deine Schnecke heute gar nicht dabei?", begrüßte Rico mich. Ich schüttelte den Kopf. "Miki heute gar nicht dabei?" Alex schüttelte nur den Kopf, während Rico mich verwirrt ansah. "Miki?", hakte er nochmal nach. Leicht erschrocken sah ich ihn an, aber fing mich sehr schnell. "Warum nicht?" Er schaute mich weiterhin so an. "Miki? Das klingt echt schwul, man." Ich spielte meine Rolle weiter und zuckte einfach mit den Schultern. Gerade als Rico dann wieder etwas sagen wollte, unterbrach Alex ihn: "Lass jetzt Rico! Ist doch egal. Können wir rein?" Dieser nickte und folgte Alex ins Schulgebäude. Ich tat es ihnen gleich, während ich mich nochmal umsah. Schwänzte Mik heute die Schule? Aber warum denn? Ja, wir würden heute nichts weltbewegendes mehr lernen, aber war es vielleicht wegen mir? Doch, ich schüttelte nur den Kopf über mich selbst. Es war zwar sehr untypisch für ihn, nicht zur Schule zu erscheinen, aber er hatte bestimmt nur keine Lust. Ich seufzte schließlich. Miki machte sowas nicht. Schnell holte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete den Chat von ihm. "Wo bist du?" Danach holte ich Rico und Alex ein. Zusammen gingen wir dann in den Deutschunterricht.

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