Sicht von Mik
"Wie war die Schule heute so?", fragte meine Mutter mich als ich in den Raum trat. "Es war alles so wie sonst auch." Innerlich seufzte ich gerade laut. Ja, es war wirklich alles so wie sonst auch. Es hatte sich nichts verändert. Sie musterte mich fragend: "Falls etwas ist, kannst du immer zu mir kommen." Ich erwachte wieder aus meinen Gedanken. "Ja, ich weiß, aber es ist alles in Ordnung." Seit einiger Zeit hatte sie bemerkt, dass etwas nicht stimmte und löcherte mich seither dauernd mit Fragen. Doch, so gern ich mit jemandem darüber sprechen würde, wie erklärt man seiner Mutter, dass man etwas mit einem Kerl hatte, der vergeben war. Immerhin war sie eine der wenigen, die wusste, dass ich schwul war. "Na gut, ich vertraue dir da mal!", hörte ich ihre Stimme hinter mir als ich das Geschirr aus dem Schrank nahm. "Schatz, kommst du bitte auch? Deine Kollegen können mal warten." Ich hörte wie mein Vater das Telefon in die Station packte und in die Küche trat. "Ich musste das aber noch schnell mit dem Herr Weiß klären. Hallo Marik", meinte er und erinnerte mich daran, dass unsere Väter zusammenarbeiteten. Sie waren sogar in der selben Abteilung.
Nachdem wir uns dann alle an den Tisch gesetzt und meine Mutter und ich die Nudeln sowie die Soße auf den Tisch gestellt hatten, fing mein Vater gleich an zu reden. "Ich habe vorhin den Vermieter angerufen und gefragt, ob du wirklich schon in einer Woche einziehen musst. Jedoch hat er gedroht das Angebot zurückzuziehen, da noch andere die Wohnung möchten. Wir müssten sie zumindest ab nächste Woche Dienstag bezahlen." Ich nickte nachdenklich und steckte mir noch eine Gabel voll in den Mund. "Aber dann ist es ja kein Problem. Wir bezahlen die Miete ab Dienstag und am Donnerstag bringen wir Mariks Sachen in die neue Wohnung. Wie siehst du das denn?", fragte mich meine Mutter. Ich schluckte runter und erklärte dann, dass ich mich nach ihnen richte, obwohl ich keine andere Möglichkeit sah. Am Mittwoch würde ich meinen Abschluss machen. Da konnte ich nicht Dienstag nach Potsdam ziehen. "Dann machen wir es so. Viel wichtiger ist, ob du dich für das Gespräch mit meinem Chef vorbereitet hast", brachte mein Vater ein, während er Nudeln auf seinem Teller zusammen sammelte. Ich nickte. "Ja klar, ich will mir das doch nicht selbst verbauen." Er hatte mir einen Ausbildungsplatz in seinem Betrieb ermöglicht. Zwar musste ich dafür wegziehen, da ich in einer anderen Abteilung anfing, aber konnte so etwas kreatives machen. Die Zweigstelle, bei der ich mich beworben hatte, war für Marketing und dessen Design zuständig. So war es besser als nichts. "Das ist alles so aufregend. Unser Sohn zieht aus, Jan!", plapperte meine Mutter fröhlich. Ich lachte und aß artig weiter. "Willst mich wohl loswerden", bemerkte ich lachend. Sie erschrak leicht. "Nein, das stimmt doch gar nicht." Ich lachte wieder bis mein Vater sich räusperte und auch lachte. Irgendwann klärten wir sie dann auf, dass es nur ein Spaß war, weil sie wieder so übertrieben hatte. Gespielt beleidigt räumte sie die Sachen vom Tisch und lachte schließlich mit.
Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer und setzte mich an den Schreibtisch, um noch einige Dinge für die Abschlussparty zu organisieren. Ich telefonierte noch mit einigen Klassenkameraden, mit denen ich das Event plante. Unter anderem musste für Verpflegung, Dekoration und Musik gesorgt werden. Ich kümmerte mich darum, unser Budget im Auge zu behalten, und rief daher alle noch einmal an bis auf eine Person.
Sicht von Kostas
Das Abendessen mit Herr Stietz lief nicht wirklich wie geplant. Jetzt hatte ich ein Stipendium, aber war mir noch nicht einmal sicher, ob ich das wirklich wollte. Ich zog mir gerade mein Hemd aus als mein Handy klingelte. Es war Mik. Schnell zog ich mir ein neues T-Shirt über, das noch auf dem Boden lag, und ging ran. "Hey Mik, was gibt es?", fragte ich nervös. Da hörte ich schon seine Stimme: "Du hast dich ja um die Musik für nächsten Mittwoch gekümmert, richtig?" Ich nickte aus Reflex bis ich merkte, dass er das ja nicht sehen konnte. "Ja, mit Alina zusammen." Zum Ende hin wurde ich leiser als ich merkte, was ich da von mir gab. "Achso, wie viel hat das denn jetzt genau gekostet?", fragte Mik sachlich. Da vibrierte mein Handy nochmal. "Warte kurz Mik! Ich bekomme gerade noch einen Anruf." Ohne auf eine Antwort zu warten, schaltete ich um. "Hallo Schatz. Ich hoffe, dein Essen lief so wie du wolltest", hörte ich Alina schon. Etwas verwirrt davon, dass sie anrief, meldete ich mich zurück. "Ich habe das Stipendium." Ich konnte hören, wie sie sich am anderen Ende freute, da sie nach unserem Abschluss ebenfalls hierbleiben würde und Angst hatte, dass ich wegziehen musste. "Ich vermisse dich. In der letzten Woche hattest du kaum Zeit für mich", säuselte sie. Ich wusste, worauf sie hinaus wollte, aber stoppte gleich: "Nur bin ich leider ziemlich erschöpft von heute. Ich hoffe, du verstehst das." Etwas enttäuscht verabschiedete sie sich dann von mir und ich schaltete zurück zu Mik. "Hättest du Lust, dich heute noch mit mir zu treffen?", fragte ich ihn. Wir hatten seit gut zehn Tagen nichts mehr zusammen gemacht. "Ähm..." Mik schien überrumpelt von meiner Frage. "Klar, aber warum?" Er räusperte sich. "Wie viel Geld hast du nun für den DJ ausgegeben? Ich will das hier noch fertig machen." Er klang süß, wenn er stotterte. "298 Euro. Meine Cousine ist mit ihm befreundet, weshalb wir einen Bonus bekommem haben." Da sich das Gespräch langsam entspannte, räumte ich nebenbei ein paar Sachen von mir wieder zurück in den Schrank und machte das Telefonat auf laut. "Gut. Ich weiß dann Bescheid und du kommst dann gleich her?" Mik klang immer noch verdutzt. Es klang so süß. "Können wir so machen." Ich hörte wie er hastig mit Papier knisterte. "Dann bis gleich", meinte er noch. "Bis gleich", entgegnete ich und legte auf. "Mit wem triffst du dich gleich noch?", kam meine Mutter fragend in den Raum. "Ich treffe mich noch mit Marik, wenn das in Ordnung geht", antwortete ich ihr. Sie nickte lächelnd: "Aber lass das bloß nicht deine Verlobte hören. Sie könnte eifersüchtig werden." Hätte sie nicht sofort losgelacht, hätte ich mich ertappt gefühlt. So konnte ich mitlachen, während meine Gedanken wieder anfingen Achterbahn zu fahren.
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Bi? Schwul? Hetero?
Fanfiction#63 in Kostory - 20. Mai 2018 Name: Kostas Dennis Weiß Geburtsdatum: 08.07. Alter: 16 Geschlecht: männlich Status: zweimal vergeben Sexualität: Bi? Schwul? Hetero? Ich weiß es nicht. Was meine Zukunft angeht, habe ich nicht die geringste Ahnung, w...